Fulda. Sie widmen sich mit Leidenschaft der Radierkunst, und ihre filigranen Werke sind eine Mischung aus Präzision und Poesie: Jana und Matthias Schütz (Fulda) verstehen es, die anspruchsvollen Techniken der Druckgrafik für ihre künstlerische Aussagekraft zu nutzen. Davon können sich Interessierte überzeugen, denn die Eheleute stellen bis 31. Mai im Haus Maria der Caritas, Buseckstraße 10, in Fulda aus. Beide sind seit etlichen Jahren Mitglieder der Druckwerkstatt, die zum Programmangebot der Volkshochschule des Landkreises Fulda gehört. Im Kreise von Gleichgesinnten gibt es dort regen Austausch, gegenseitige Impulse und ein Klima der Bestärkung, wobei längst Freundschaften entstanden sind. Sehr in Ehren gehalten wird das Andenken an die langjährige, 2011 plötzlich verstorbene Werkstattleiterin Gisela Rieck. Ihr Vorgänger ist auch ihr Nachfolger: Riecks Künstlerkollege Bernd Baldus, bei dem Matthias Schütz 1984 die Radiertechnik erlernt hat, führt jetzt (wieder) Regie.
Bei den Möglichkeiten und Varianten der Druckgrafik von A wie Aquatinta (Flächenätzung) bis Z wie Zuckertusche (Absprengtechnik) gerät das Ehepaar ins Schwärmen. Es ist begeistert von der Bandbreite der „unterschiedlichen Bildwirkungen“: Matthias Schütz spricht von einem „faszinierenden Erlebnis, wenn nach dem langen Prozess der Werkentstehung und dem Abschluss an der Radierpresse die Überraschung kommt, wie die Arbeit geworden ist“. Außerdem gehe es beispielsweise beim Sticheln, dem ritzenden Bearbeiten einer Kupfer- oder Zinkplatte mit einem Stichel, auch darum, „die Widerständigkeit des Materials zu überwinden“. Wie Jana Schütz zu bedenken gibt, steht am Anfang des gesamten Prozesses oft eine Zeichnung: „Wenn andere Künstler dann schon fertig sind, geht es bei uns Druckgrafikern erst richtig los.“ Die gebürtige Estin, die in Estland als Lehrerin tätig war, hat die handwerklichen Verfahren der Radierkunst in einem liebevollen Text mit dem Titel „Memoiren einer Radierpresse“ beschrieben.
Bei Matthias Schütz, von Beruf Vermessungsingenieur, fällt eine kreative Beschäftigung mit Komponisten und deren Werken auf. „Auch so kann ich meine große Freude an klassischer Musik zum Ausdruck bringen“, sagt er über seine druckgrafischen Verbeugungen vor Klanggenies, wobei die collagenartigen Arbeiten zu Vivaldi und Mozart besonders aufwändig gemacht sind. Jana Schütz – auch in der textilen Kunst aktiv – gestaltet oft „Seelenbilder, die aus meinem Innenleben stammen oder durch die Fantasie zu mir kommen“. Ihre Mondfrau oder ihr Paar beim Wassertango laden in eine märchenhaft-mystische Welt ein. Die Kräfte der Natur, die dem Künstlerehepaar sehr wichtig sind, bekommen auch auf manchen Arbeiten von Matthias Schütz ein Gesicht – wie beim „Flüstern der Linde“. Seine Estland-Motive und beispielsweise Janas Hommage an die Nostalgie sind ebenfalls sehr sehenswert.
Die Ausstellung ist montags von 9.30 bis 11 Uhr und donnerstags von 16 bis 18 Uhr für die Öffentlichkeit zugänglich. Wer sie zu anderen Zeiten besuchen möchte, wird gebeten, bei Herrn Mörmel oder Herrn Scheide zu klingeln, damit die Haustüre geöffnet wird. Foto: Plappert