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Landpartie für Medizinstudenten – Landkreis, GNO und Goethe-Universität gehen neue Wege im Kampf gegen den Hausärztemangel


Fulda. Ein Rundflug über die Rhön war der krönende Schlusspunkt des Pilotprojekts „Landpartie“ für Medizinstudenten, das der Landkreis Fulda gemeinsam mit dem Gesundheitsnetz Osthessen (GNO) und der Goethe-Universität Frankfurt gestartet hat.

Foto: Max Colin Heydenreich Mit der Kombination aus Praktika bei hausärztlich tätigen Allgemeinmedizinern und Internisten plus Natur-Kultur-Programm verfolgen die Kooperationspartner ein ganz konkretes Ziel: Medizinstudenten für die hausärztliche Tätigkeit in der ländlich geprägten Rhön zu begeistern. Denn ein Hausärztemangel ist auch im Landkreis Fulda absehbar.

„Rein statistisch haben wir im Moment noch keinen Ärztemangel auf dem Land, aber in den nächsten fünf Jahren werden in einigen Teilen des Landkreises bis zu einem Drittel der Ärzte aus dem aktiven Dienst ausscheiden“, berichtet der Erste Kreisbeigeordnete und Gesundheitsdezernent Dr. Heiko Wingenfeld. Insofern liege es im Interesse des Landkreises, gemeinsam mit Akteuren aus Medizin und Wissenschaft ein Maßnahmenpaket zu schnüren, mit dem man den Medizinernachwuchs schon heute für die hausärztliche Tätigkeit und die Region interessieren könne.

Mit dem Projekt „Landpartie“ wurde Anfang dieses Jahres das „Nachwuchsprogramm“ gestartet. Zwischen Februar und Mai haben insgesamt 14 Medizinstudenten der Frankfurter Goethe-Universität ein zweiwöchiges Praktikum in Rhöner Landarztpraxen absolviert. Reise- und Unterkunftskosten wurden dabei vom Landkreis Fulda getragen.

Die Studenten sind mit vielen positiven Eindrücken in den Hörsaal zurückgekehrt. „Mir wurde viel zugetraut“, berichtet Lukas Becker. „Schon am zweiten Tag durfte ich die Patienten untersuchen. Es war toll, mit dem Arzt über Diagnostik und Therapie diskutieren zu können.“ Rainer Wenzel, der 14 Tage in einer Gemeinschaftspraxis mitgearbeitet hat, fand die unterschiedlichen Herangehensweisen der Ärzte besonders spannend. „Die Beziehung zwischen Arzt und Patient ist hier auf dem Land ganz anders als in der Stadt“, hat Karin Hadas festgestellt. Und Tanja Zeller war von der Bandbreite der hausärztlichen Tätigkeit begeistert.

„Die Studentinnen und Studenten bekommen ganz praktische Einblicke in die Tätigkeit eines Landarztes und  einen Eins-zu-Eins-Unterricht. Dabei knüpfen sie Kontakte und lernen auch die Region mit ihren vielfältigen Möglichkeiten kennen“, fasst Dr. Martin Schaper, Allgemeinmediziner und freier Mitarbeiter am Institut für Allgemeinmedizin der Goethe-Universität, die Pluspunkte der „Landpartie“ zusammen.

Dass die Rhön als Arbeits-, Wohn- und Lebensort gleichermaßen attraktiv sein kann, davon haben sich die Studentinnen und Studenten bei der Abschlussveranstaltung noch einmal selbst überzeugen können. Bei einer Wanderung vom Guckaisee über den Pferdskopf zur Wasserkuppe, dem höchsten Berg Hessens, konnte Diplom-Biologe und Gästeführer Joachim Jenrich mit jeder Menge Fachwissen und unterhaltsamen Anekdoten das Interesse der jungen Leute wecken. Zudem gab es eine ordentliche Portion Nervenkitzel beim Rundflug. „Die Rhön ist landschaftlich sehr reizvoll und hat einen hohen Freizeitwert“, so lautete das einhellige Fazit der Nachwuchsmediziner. Ob sie sich irgendwann einmal in der Rhön niederlassen werden? Das steht wohl in den Sternen. Sicher ist aber, dass das Projekt „Landpartie“ fortgeführt und in 2013 sogar auf einen Zeitraum von vier Wochen erweitert wird. (Dorit Heydenreich)

Zum Foto: v.l.n.r. Dr. Martin Schaper, Rainer Wenzel, Karin Hadas, Johannes Langer, Tanja Zeller, Lukas Becker und Joachim Jenrich

 

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