Fulda. Nichts hilft Familien direkter und nachhaltiger als der persönliche, verbindliche Kontakt wie er z.B. durch die Stadtteilmütter hergestellt wird. „Man muss zuhören, das ist eigentlich das Wichtigste“, erzählt eine aktive Stadtteilmutter von ihren Erfahrungen. „Zuhören und die Leute ernst nehmen, dann sieht man, was die Leute wirklich brauchen, um ihre Probleme in den Griff zu bekommen und dann schaffen sie das auch.“
Dieses Zuhören ist der Schlüssel nicht nur für den einzelnen Kontakt mit Menschen, wie er durch die Stadtteilmütter praktiziert wird, das ist auch generell das Erfolgsgeheimnis des Bürgerzentrums Aschenberg. „Wir erfinden nicht irgendein Sozialprogramm und rekrutieren dann mögliche Nutzer, sondern wir schauen, was die Menschen vor Ort wirklich brauchen. Aus diesem Bedarf entstehen unsere Förderanträge“. So beschreibt die Leiterin des Zentrums, Adriana de Oliveira ihre Vorgehensweise.
Aus dieser Haltung heraus wurde den aktiven Frauen vom Aschenberg im letzten Jahr klar, was in ihrem Angebot bislang noch fehlte: Stadtteilmütter für Spätaussiedler. Die sind nämlich bisher immer durch das Raster gefallen, wie Oliveira berichtete: „Die Politik ist davon ausgegangen, dass diese Menschen Deutsch können und sich selbst hier zurechtfinden, aber dem ist nicht so.“ „Viele Russland-Deutsche sind seit einigen Generationen in Russland aufgewachsen. Sie sind hier oft nicht nur mit der Sprache überfordert, sondern auch mit dem System und wir durften ihnen bisher nicht helfen, weil wir keine Förderung für diese Gruppe bekamen“, ergänzt eine Stadtteilmutter.
Die Frau und 10 weitere Aktive erzählten von ihrer Arbeit während eines Treffens der Stadtteilmütter mit der Politik, genauer gesagt mit dem Bürgermeister und Sozialdezernenten der Stadt Fulda, Dr. Wolfgang Dippel (CDU), und Margarete Ziegler-Raschdorf (CDU), Hessische Landesbeauftragte für Spätaussiedler und Heimatvertriebene. Von ihren Ämtern wird das neue, um die Gruppe der Spätaussiedler erweiterte Konzept der Stadtteilmütter unterstützt. Anstandslos und in Rekordtempo wurde dabei das Genehmigungsverfahren durchlaufen.
„Wenn die Politik schnell entscheidet, dann deshalb, weil Vertrauen die Basis ist. Das ist hier der Fall“, so Ziegler-Raschdorf. „Seitdem das Bürgerzentrum Aschenberg im Auftrag der Stadt Fulda von der Kooperation der Arbeiterwohlfahrt und dem Diakonischen Werk betrieben und von so engagierten Frauen wie Adriana de Oliveira organisiert wird, läuft der Laden“, stellte sie fest und Dr. Dippel ergänzte: „Das Bürgerzentrum Aschenberg ist ein Erfolgsmodell und die Aktivitäten, die hier angeboten und selbst von den Bürgern organisiert werden, tragen wesentlich dazu bei, dass der einst verrufene Stadtteil Aschenberg einen fulminanten Imagewechsel geschafft hat und inzwischen sehr viel Lebensqualität zu bieten hat.“
Damit diese Lebensqualität nicht nur einzelnen, sondern möglichst vielen Menschen zugänglich ist, gibt es die Stadtteilmütter in Zukunft auch für Spätaussiedler. Befragt nach dem, was als nächstes zu tun ist, antworten die Frauen einhellig: „Stadtteilmütter auch in anderen Stadtteilen, in Ziehers Nord, dem Gallasiniring und der Fulda Galerie.“ Der Bedarf ist da.
Nähere gibt es telefonisch unter Tel. 0661/24 29 793 oder 0661/24 28 70 59 im Bürgerzentrum Aschenberg http://www.aschenberg-bgz.de