Fulda. Der Landkreis Fulda geht bei der Nutzung von erneuerbarer Energien in kreiseigenen Immobilien mit gutem Beispiel voran. Ein Projekt, dem die Servicestelle Kommunaler Klimaschutz des Deutschen Instituts für Urbanistik „Vorbildfunktion“ zuspricht, ist die Umstellung der Wärmeversorgung des Schulzentrums auf Biogas.
In der jüngsten Publikation der Servicestelle werden bundesweit ausgewählte Praxisbeispiele vorgestellt, die den erfolgreichen Einsatz regenerativer Energien zur nachhaltigen C02-Einsparung belegen. Darunter befindet sich die im November 2008 in Betrieb genommene Heizungsanlage in Eiterfeld, welche die Lichtbergschule, die zugehörige Kreissporthalle, die Grundschule sowie zwei benachbarte Kindergärten mit Wärme versorgt. Die in Köln ansässige Servicestelle des Deutschen Instituts für Urbanistik sieht in diesem Fall eine klassische Win-Win-Situation, von der alle Beteiligten profitierten. Auch komme dem Projekt eine besondere pädagogische Bedeutung zu, weil über tausend Schülerinnen und Schüler praxisnah an die Bioenergienutzung herangeführt würden.
Das durch die Vergärung von Silage und Gülle gewonnene Biogas stammt von einem landwirtschaftlichen Betrieb und gelangt über eine knapp zwei Kilometer lange unterirdische Leitung in die Heizzentrale der Lichtbergschule, wo es in einem Kompressor verdichtet und mit Hilfe von Mikrogasturbinen in Strom umgewandelt wird. Die Motorenabwärme wird zur Beheizung der Gebäude und zur Warmwasserbereitung genutzt. In Spitzenlastzeiten kann ein Öl-Heizkessel zugeschaltet werden, der bei Bedarf – beispielsweise im Falle von Wartungsarbeiten – die Wärmeversorgung auch komplett übernehmen kann. Nachdem anfänglich Erfahrungen mit dem Betrieb gesammelt und bezüglich der Schalldämmung des Kompressors Maßnahmen ergriffen werden mussten, läuft die Anlage, mit der sich jährlich rund 230 Tonnen CO2 einsparen lassen, mittlerweile störungsfrei.
Bei dem zukunftsweisenden Projekt wirken drei Vertragspartner zusammen: Der landwirtschaftliche Betrieb gibt die aus Biogas erzeugte Wärme zu einem festen Preis pro Einheit an die SynEnergie, ein ÜWAG-Tochterunternehmen, ab. Die SynEnergie tritt auch aus Gründen der Versorgungssicherheit als Contractor auf und kümmert sich um den Betrieb der Anlage inklusive Service- und Instandsetzungsarbeiten. Die Wärmeenergie wird an den Landkreis Fulda als Träger des Schulzentrums geliefert und diesem verbrauchsabhängig (einschließlich Contracting-Raten) in Rechnung gestellt. Die ursprünglich vom Landkreis für die Heizungserneuerung vorgesehenen Mittel von 120.000 Euro konnten eingespart und für die energetische Sanierung der Kreissporthalle verwendet werden.
Laut Angaben von Landrat Bernd Woide setzt sich der Landkreis seit einigen Jahren intensiv mit dem Thema umweltfreundliche Energieerzeugung auseinander. So fand im Mai 2006 ein Workshop mit dem Ergebnis statt, dass eine Koordinierungsstelle für die energetische Nutzung von Biomasse bei der Kreisverwaltung eingerichtet wurde. Diese fungiert als Anlaufstelle und Kontaktbörse für Erzeuger, Betreiber und Abnehmer. In einem weiteren Workshop im November 2010 wurden die Potentiale des Landkreises Fulda im Hinblick auf den Einsatz regenerativer Energien diskutiert. Woide: „Wie das Beispiel Wärmeversorgung Schulzentrum Eiterfeld zeigt, reden wir aber nicht nur über die Nutzung erneuerbarer Energien und fordern sie von anderen ein, sondern werden selbst aktiv.“
Info
Landkreis Fulda
Fachdienst Dorferneuerung, ländliche Entwicklung
Martina Rode
Telefon 0661/6006-766
e-Mail bioenergie@landkreis-fulda.de
Die Publikation „Erfolgreich CO2 sparen in Kommunen“ kann beim Deutschen Institut für Urbanistik, Telefon 030/39001-253 oder e-Mail verlag@difu.de, kostenfrei bezogen werden
Zum Foto: Im Intergrund von links: Hausmeister Lothar Hodes, Rektor Helmuth Herbst (Lichtbergschule) und Grundschulleiterin Cornelia Döhrer mit der Klasse 4a / Foto: Burkhardt