Kleinlüder. Nach nur acht Monaten Bauzeit feierten die Investoren der Bio-Erdgas-Anlage im Beisein zahlreicher Ehrengäste auf dem Finkenberg bei Kleinlüder am Donnerstag Richtfest. Zeitgleich erfolgte der erste Spatenstich für die von vornherein vorgesehene zweite Ausbaustufe. Ein Meilenstein für das hochinnovative Projekt zur Erzeugung regenerativer Energie, das bundesweit Beachtung findet.
Bauherr und Betreiber der Bio-Erdgas-Anlage, die im Sommer ihre Produktion aufnimmt, ist die Biothan GmbH. Sie ist ein Tochterunternehmen von GWV Fulda, GWV Osthessen und der Stadt Fulda. Die Anlage entsteht auf einem abgelegenen ehemaligen Militärgelände, das teilweise auch zur Zwischenlagerung von Bio-Abfällen genutzt wird.
Die Anlage ist zweistufig konzipiert: In der ersten Stufe wird hier aus Gülle und Lebensmittelabfällen Biogas erzeugt, das an Ort und Stelle zu Bio-Erdgas veredelt und ins GWV-Erdgas-Netz eingespeist wird. Es kommen also ausschließlich biogene Abfallstoffe zum Einsatz, keine nachwachsenden Rohstoffe. „Wir erzeugen hier auf dem Finkenberg aus Bio-Abfall hochwertige Energie“, bringt es Biothan-Geschäftsführer Andreas Bug auf den Punkt. „Diese Erzeugung von regenerativer Energie aus Biomasse ist ein wichtiger Beitrag zur Energiewende.“
Unmittelbar nach dem traditionellen Richtspruch für die erste Ausbaustufe erfolgte der feierliche erste Spatenstich für die zweite Ausbaustufe der Anlage. Sie war bei der Planung und im Genehmigungsverfahren aus Kostengründen gleich mit einbezogen worden, so dass sich die Dimensionierung der Gesamtanlage nicht verändert. In dieser zweiten Stufe werden ab 2013 in einem anderen Vergärungsverfahren die organischen Reststoffe aus den Braunen Tonnen in Stadt und Landkreis Fulda verarbeitet. Beide Stufen zusammen verarbeiten dann rund 60.000 Tonnen biologisches Material pro Jahr. Neben Methangas in Erdgasqualität fallen dabei feste Reststoffe an, die als hochwertiger, nahezu geruchsfreier Dünger eingesetzt werden.
„Wenn die Gesamtanlage steht und arbeitet, werden wir hier auf dem Finkenberg regenerative Energie für rechnerisch rund 2.000 Haushalte erzeugen“, freut sich GWV-Geschäftsführer Martin Heun. „In einer Phase des energiepolitischen Wandels, in der wir in Deutschland mit Nachdruck nach neuen Wegen der Erzeugung und Nutzung von Energie suchen müssen, setzen wir damit in der Region ein Zeichen. Das schon mehrfach verwendete Attribut Leuchtturmprojekt ist hier durchaus angebracht – wobei die Planungen für diese komplexe Anlage wohlgemerkt bereits lange vor der Energiewende begonnen haben.“
In ihren Grußworten würdigten auch Landrat Bernd Woide und Oberbürgermeister Gerhard Möller das Projekt. Möller überbrachte die Grüße und Glückwünsche der GWV-Aufsichtsgremien und führte aus, dass der Begriff der „Konversion“ (Umwandlung) auf dem Finkenberg eine neue Bedeutung erlangt habe. Er habe es sich nie vorstellen können, dass aus dem Militärgelände einmal ein Areal mit einer „Perspektive der Nachhaltigkeit“ werden würde. Für Landrat Woide ist die Bio-Erdgas-Anlage ein weiterer Beweis für die „Innovationskraft der Region“. Er hob hervor, dass die Energiewende nur regional machbar sei.
Zufrieden zeigte sich auch Großenlüders Bürgermeister Werner Dietrich. „Verantwortlich planen und handeln und ein gutes, überzeugendes und zukunftsweisendes Konzept gemeinsam mit den Bürgern umsetzen, das war der Anspruch, den wir erfüllt sehen wollten und der nun auch Abschnitt für Abschnitt hier in der Gemeinde Großenlüder, am Bio-Erdgaspark Finkenberg, verwirklicht worden ist und verwirklicht werden wird. Der Innovationsstandort Großenlüder bietet dem Landkreis Fulda auf seinem Gemeindebiet die Möglichkeit, gerade mit dem zweiten. Bauabschnitt, d.h. der Verwertung der Biotonne, für den Landkreis Fulda, nicht nur Transportbewegungen und Transportkosten zu sparen, sondern auch beispielhaft das ökologisch und ökonomisch sinnvolle Konzept, aus Abfall Energie zu erzeugen, umsetzen zu können.“
Foto: Von links nach rechts Bürgermeister Werner Dietrich (Großenlüder), GWV-Geschäftsführer Martin Heun, Landrat Bernd Woide, Biothan Geschäftsführer Andreas Bug, Oberbürgermeister Gerhard Möller. / Fotograf Uli Meyer