Written by 0:09 Alle Nachrichten, Topthema

Hilfe zur Selbsthilfe für Kaffeebauern in Guatemala

Hosenfeld-Hainzell. Alle sechs bis sieben Wochen sind Anni und Helmut Honikel in Hainzell und Blankenau teils zu Fuß, teils mit dem Auto unterwegs, um ihre Kunden mit einem Kaffee zu beliefern, der nicht nur schmeckt, sondern auch Teil einer Solidaritätsaktion des Diözesanverbandes Fulda der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) zu Gunsten von hilfebedürftigen Landarbeiterfamilien im mittelamerikanischen Land Guatemala ist. Obwohl das Rentnerehepaar mit 69 und 72 Jahren nicht mehr zu den Allerjüngsten zählt, haben sie sich zum Ziel gesetzt, die gute Sache so lange aktiv zu unterstützen, wie es die Gesundheit zulässt.

Die Schriftführerin und der Vorsitzende der KAB-Ortsgruppe Hainzell waren von Anfang an dabei, als der Diözesanverband sein Projekt ins Leben rief, das einen Beitrag zu mehr globaler Gerechtigkeit darstellen soll. Die Initiatoren haben sich zum Ziel gesetzt, die Lebenssituation der Kaffeebauern durch eine gerechte Entlohnung für die von ihnen geleistete Arbeit langfristig und nachhaltig zu verbessern. Dies geschieht dadurch, dass die gesamte Ernte von einer gemeinnützigen Partnerorganisation in dem zentralamerikanischen Land zu einem fairen Preis aufgekauft wird. In Deutschland werden die Bohnen dann geröstet und zu der Sorte „Nueva Armonia“ weiterverarbeitet. Wegen ihres exzellenten Geschmacks gehören Arabica-Kaffees aus Guatemala zu den besten in der Welt. Auch wurde die gesamte Kaffeeproduktion der Landarbeiterkooperative inzwischen auf organischen Anbau umgestellt und mit dem „Bio“-Zertifikat ausgezeichnet.

Die Bilanz des zehnjährigen ehrenamtlichen Engagements von Anni und Helmut Honikel kann sich sehen lassen. Seit 2001 ist es ihnen gelungen, ihre Absatzzahlen fast zu verdreifachen. Im gerade zu Ende gegangenen Jahr 2011 haben sie fast 900 Päckchen zu 250 Gramm verkauft. Dies war ihr bislang bestes Ergebnis. Mit Neuhof, Bronnzell-Kohlhaus und Petersberg liegt die KAB Hainzell beim Kaffeeverkauf in der Spitzengruppe des Diözesanverbands, hat aber deutlich weniger Mitglieder. Zudem ist die Zahl der Einwohner und Kirchenbesucher geringer. Denn Anni und Helmut Honikel liefern nicht nur nach Hause, sondern bieten fair gehandelte Produkte auch nach Gottesdiensten gemeinsam mit der KAB-Ortsgruppe an. Dies geschieht zum Beispiel beim Patronatsfest oder am Erntedanksonntag. Einige der rund 60 Stammkunden holen ihren Kaffee aber auch direkt beim Ehepaar Honikel ab, ohne abzuwarten, bis sie wieder besucht werden.

Zu den Hauptabnehmern des Sortiments von Anni und Helmut Honikel, das aus Normalkaffee und Espresso jeweils gemahlen oder in ganzen Bohnen (koffeinfrei gibt es noch nicht im Angebot) besteht, zählen die typischen Kaffeetrinker. „Eine Familie in Hainzell hat in einem Jahr 19 Lieferungen zu drei Päckchen bezogen.“ Jahreszeitliche Schwankungen fielen hingegen kaum ins Gewicht. In ihrem Bestreben, Hilfe zu leisten, die vor Ort bei den Betroffenen ankommt, muss das Ehepaar viel laufen, ist andererseits aber gerne wegen der damit verbundenen sozialen Kontakte unterwegs. Man wolle nicht aufdringlich erscheinen und akzeptiere Absagen, bei denen zumeist die Begründung genannt werde, woanders seinen zumeist koffeinfreien Kaffee zu beziehen. Die individuellen Vorlieben seien eben verschiedenen. Ein Geschmacksurteil konnten jüngst auch die Kreistagsabgeordneten fällen, als in der Sitzung vor Weihnachten erstmals fair gehandelter Kaffee ausgeschenkt wurde.

Foto: Plappert

Visited 1 times, 1 visit(s) today
Close