Fulda. „Stuttgart 21“ steht als Synonym für umstrittene, unnötige, in keinem Kosten-Nutzen-Verhältnis stehende Baumassnahmen, die bewusst ohne Beteiligung der Bürger erfolgten. “Jetzt haben wir ein solches Projekt auch in Fulda”, sagte der 1. Vorsitzende der Interessengemeinschaft barrierefreies Fulda (IGbFD) e.V. Hanns-Uwe Theele.
Um vom Heinrich-von-Bibra Platz aus in den Schlossgarten zu gelangen, hob er hervor gäbe es zahlreiche Möglichkeiten. Die kürzeste Variante sei der Weg neben dem Gebäude „Wohnenplus am Schlossgarten“, hinter dem Schlosstheater vorbei (ca. 150 Meter). Die Bürger Fuldas, auswärtige Gäste sowie die vielen älteren und gehbehinderten Mitbürger, die sich in den barrierefreien Wohnungen ein Zuhause geschaffen haben, nutzten diesen barrierefreien Weg. Die Stadt Fulda werbe sogar auf ihrer Internetseite: „WohnenPlus am Schlossgarten, barrierefreien Wohnungen“ und spräche damit gezielt ältere Menschen und Menschen mit einer Behinderung an.
Zurzeit würde dort eine Treppe gebaut, die direkt vom Gebäude steil nach unten zum Schlossgarten führe. Hierzu seien bereits mehrere Quadratmeter der historischen Mauer am Schlossgarten abgetragen worden. Die Treppe habe weder einen zusätzlichen Nutzen für die Allgemeinheit noch entspräche sie den heutigen Anforderungen an Barrierefreiheit. Die Treppe würde wohl von der Planungsphase bis zur endgültigen Fertigstellung die Bürger Fuldas bis zu 100.000 EURO kosten, schätzte der 1. Vorsitzende der IGbFD Hanns-Uwe Theele. Im Haushalt der Stadt Fulda für 2011 sind 150.000 EURO eingestellt unter der Rubrik: „Sanierung, Aufwertung Schlossgarten“.
“Da es sich hier weder um eine Sanierung noch um eine Aufwertung handelt würde mich schon interessieren, wie die Stadt die Baukosten unterbringt sagt Theele. Auch sind hier die erheblichen Folgekosten u.a. durch einen aufwendigeren Winterdienst für Treppen und zukünftige Instandhaltungskosten noch gar nicht berücksichtigt. Weiterhin bestehe durch den steilen Abfallwinkel dieser Treppe eine erhöhte Sturzgefahr für jeden Nutzer. Oder soll die Treppe im Winter wegen Rutschgefahr gesperrt werden?
Warum die Stadt die finanziellen Mitteln für ein solch überflüssiges Projekt trotz leerer Kassen investiere, sei mehr als fragwürdig. Selbst die zahlreichen Bewohner der barrierefreien Wohnungen, die oft geh- oder sehbehindert seien, könnten diese Treppe nicht nutzen. Theele fragt: “Wird die Treppe auf Druck des Investors für eine kleine Gruppe von Eigentümern der Luxuswohnungen gebaut?”
Die Stadtverordneten aller Fraktionen seien jetzt gefordert, sich umgehend gegen das Projekt auszusprechen und dieses sofort zu stoppen. Die historische Mauer müsse, so Theele, umgehend wieder in ihren ursprünglichen Zustand versetzt werden. Die Verschwendung von Steuergeldern zu Lasten der Gemeinschaft und gegen jegliche Berücksichtigung der Veränderungen in der Gesellschaft durch den demographischen Wandel, der immer mehr ältere Bürger und Menschen mit Behinderung mit sich bringt, dürfe nicht weiter stillschweigend hingenommen werden. Die für das Projekt Verantwortlichen müssten endlich lernen verantwortlich zu handeln und Steuergelder sinnvoll einzusetzen.
Foto: Hanns-Uwe Theele