Madrid/Fulda. „Das war nicht von mir geplant“, sagte Erzbischof Dr. Ludwig Schick zu seiner Zuordnung zum Katechesenort des Bistums Fulda. „Die Einteilung war rein zufällig. Ich habe mich aber riesig gefreut, die Katechese zu halten“, sagte der Bamberger Erzbischof, der von 1998 bis 2002 Weihbischof in Fulda war. Mit diesem Hinweis auf seine persönlichen Wurzeln eröffnete er auch seine Katechese zum Thema „Fest im Glauben“. Er berichtete den versammelten Jugendlichen aus dem Bistum Fulda und dem Bistum Dresden-Meißen, wie er in seiner Jugend gerade von den einfachen Menschen beeindruckt war. „Sie arbeiteten hart, hielten aber die Sonntagsruhe“, so Schick in der Kirche Nuestra Señora del Moratalaz.
„Dieses vorbildliche Leben aus dem katholischen Glauben machte auch mich fest im Glauben. Ich erkannte, wie Gilbert Chesterton es einmal sagte: Religion heißt nicht nur in die Kirche beten gehen, sondern den Glauben in der Welt beständig leben.“ Schick lud die Jugendlichen in einer Meditationspause ein, selbst über ihren Glauben und die persönliche Bedeutung nachzudenken. Den zweiten Teil begann er mit dem Satz: „Der Glaube ist Inhalt und Gehalt.“ Wenn ein jeder Katholik vom Glaubensbekenntnis überzeugt sei, werde aus dem Inhalt des Glaubens Gehalt für das Leben. „Dabei heißt feststehen im Glauben nicht statisch zu sein, sondern lebendig die Beziehung zu Christus zu pflegen“, so Schick.
Das sei aber nicht theoretisch, sondern ganz praktisch zu verstehen: „Ihr sollt in eurem Glauben am Leben Jesu teilnehmen, in der Liturgie, im Gebet, im Kampf gegen die Sünde und im Einsatz für andere.“ Die Jugendlichen hatten im Anschluss wieder eine Zeit der Stille, um über das Glaubensbekenntnis nachzudenken und sich dadurch mehr mit Christus zu verbinden. Daraufhin dachte Erzbischof Schick über die Wirkung des Glaubens nach. Er zitierte Martin Walser, der sagte: „Der Glaube macht die Welt schöner als es die Wissenschaft.“ Schick erläuterte, wie der Glaube auf die großen Fragen des Menschen Antworten gebe. Zudem sei er auch ein gesicherter moralischer Leitfaden, eine Perspektive, mit der man gut leben könne. Letztlich gebe der Glaube auch Antwort angesichts des Todes: „Mit Thomas Morus können wir sagen: Es gab noch nie einen Christen, der auf dem Sterbebett seinen Glauben bereute.“
In einem vierten Schritt gab Schick den Jugendlichen Tipps für ein Leben aus dem Glauben mit auf den Weg. Neben einem aktiven Glaubensleben sei auch dem Mut zum Zeugnis wichtig. „Betet vor dem Essen, auch wenn ihr bei McDonalds seid. Habt Mut, euren Glauben zu bekennen“, rief Schick den Jugendlichen zu. In puncto Glaubenszweifeln sagte er: „Pflegt euren Glauben, nicht den Glaubenszweifel.“ Dazu gab der heutige Bamberger Erzbischof den jungen Pilgern auch drei „B-Vitamine“ mit auf den Weg: Beten, Beichten, Besuch. In der Liebe zu Gott, dem Eingeständnis der eigenen Schuld und der tätigen Nächstenliebe werde der Glaube mehr und mehr gefestigt. „Dann werdet ihr sehen: Er ist eine Welt, in der man leben kann und der das Leben schöner macht“, beendete Schick seine Katechese.
Im Anschluss beantwortete der Erzbischof den Jugendlichen Fragen und feierte die Heilige Messe, bei der die anwesenden Fuldaer Priester konzelebrierten. Nach der Feier sagte er auf die Frage nach den schönsten Erinnerungen aus Fulda: „Ich werde meine erste Kaplansstelle in Neuhof nie vergessen. Dort war ich sehr gern, und mir fiel es schwer, von dort wegzugehen. Ich kenne noch heute viele. Außerdem hat mir die Lehrtätigkeit als Professor an der Theologischen Fakultät Fulda viel Freude bereitet. Neben der bewegenden Bischofsweihe im Fuldaer Dom ist mir auch noch die Zeit in Rothemann, Kerzell und Hattenhof im Gedächtnis.“ Die Katechese und der Gottesdienst wurden vom Blasorchester des Fuldaer Marianums musikalisch ausgestaltet. Auch das freute den gebürtigen Marburger. „Ich habe mich über die schöne Musik sehr gefreut und kenne das Marianum noch gut“, so Schick.
Nach der Katechese strömten die verschiedenen Kleingruppen aus und erkundeten die Stadt. Am Abend gab das Jugendblasorchester noch ein Konzert beim Treffen der Marianisten in der Schule Santa MarÃa del Pilar, die der Fuldaer Gruppe zusammen mit Franzosen und Engländern als Quartier dient. Die ausländischen Pilger wurden der Schule zugewiesen, nachdem eine staatliche Schule ihre Teilnahme am Weltjugendtag kurzfristig verweigert hatte. „Machen wir ihnen Platz, sonst sitzen sie auf der Straße“, erklärte Andrea Koob den Teilnehmern die Platzenge in den Zimmern, in denen bis zu 25 Jugendliche schlafen. Die unerwartet große Pilgerzahl in der Schule Santa MarÃa del Pilar führt auch zu Problemen beim Duschen.
Mit neun Duschen für die Jungen und 13 für die Mädchen funktioniert es nur mit einem klaren Zeitplan: Morgens zwischen sieben und neun Uhr sind die Deutschen dran, am Abend die Franzosen. Das anfängliche Problem mit den Pilgerpässen und -rucksäcken konnte am zweiten Tag in Madrid gelöst werden. „Trotz der kleinen Problemchen ist die Stimmung super, und wir freuen uns auf den Papst, der morgen kommt“, sagte Jugendpfarrer Sebastian Blümel. „Belebend ist die Nähe zum Retiro-Park, in dem man mit Leib und Seele sich erholen kann“, so Blümel. Im Park befindet sich das geistliche Zentrum des Weltjugendtages. In einer langen Straße durch den Park stehen verschiedene Stände der neuen geistlichen Gemeinschaften in der Katholischen Kirche. Diese Berufungsmesse ist eine Besonderheit des Madrider Weltjugendtages, denn dies gab es in dieser Form noch nie. Daran angeschlossen ist der Bereich zum Empfang der Beichte und zur Anbetung vor dem Allerheiligsten.