Fulda. Für Wolfgang Amadeus Mozart war „die orgl in meinen augen und ohren der könig aller instrumenten“. So der Komponist in einem Brief vom 18. Oktober 1777 an seinen Vater. Sieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kreisverwaltung Fulda dürften dies ähnlich empfinden, sind sie doch zum Teil seit vielen Jahren kirchenmusikalisch aktiv und erachten ihr Orgelspiel demzufolge auch als „Musik zur Ehre Gottes“. So jedenfalls beschreibt es Michael Friedrich, Leiter der Volkshochschule des Landkreises Fulda, der in Professor Erich Ackermann, dem langjährigen Fuldaer Domorganisten, einen profunden Lehrmeister hatte und die C-Prüfung abgelegt hat.
Zum Fototermin in der Fuldaer St. Elisabethenkirche am Gallasiniring kommen – urlaubsbedingt – neben Friedrich nur noch drei der sieben „Kreisorganisten“, nämlich Annette Röhrig, Annegret Blank und Martin Gerlach. Sie sind beim Landkreis in den jeweiligen Ämtern für Wirtschaftsförderung, für Rechtsangelegenheiten und in der Bauaufsichtsbehörde tätig. In der Kirche treffen sie auf Regionalkantor Ulrich Moormann, der gerade den Gottesdienst musikalisch an der Orgel gestaltet hat. Es folgt ein wenig Fachsimpeln unter „Kollegen“ und der wichtige Hinweis, dass das Bild an der Kirchenorgel ja nur „gestellt“ sein könne – denn keiner der Vier hat an diesem Vormittag „Orgelschuhe“ an. Und die sind das wichtigste Utensil, wenn man das liebgewordene Hobby auch mit der notwendigen Ernsthaftigkeit betreiben will. Außer Röhrig, Blank, Gerlach und Friedrich spielen bei der Kreisverwaltung Ilona Blumenthal, Monika Eyert und Sabina Blum die Kirchenorgel.
Quasi eine Familientradition setzen Annette Röhrig und Martin Gerlach fort: „Ich bin über das Klavierspielen zur Orgel gekommen“, erzählt Röhrig. „Meine Tante Paula Sieber spielte über 55 Jahre die Orgel in der katholischen Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Flieden-Rückers.“ Bei Gerlach war es seine Mutter, in deren Fußstapfen er getreten ist: „Sie hat früher im Kiebitzgrund die Orgel gespielt, und jetzt bin ich eben an der Reihe und spiele alle 14 Tage in Langenschwarz, Großenmoor und Schlotzau.“ Allgemein betrachtet sei es schwierig, jüngere Leute für diese Aufgabe zu begeistern: Was zum einen mit der Zeit – sonntagmorgens – zusammenhänge, „zum anderen besuchen zwar talentierte Jugendliche das Kirchenmusikalische Institut (KMI), verlassen dann aber die Region, um zu studieren“ (Friedrich).
Eine andere Einrichtung, die sich der Kirchenmusik verschrieben hat, ebnete Annegret Blank den Weg: die Kirchenmusikalische Fortbildungsstätte (KMF) in Schlüchtern, die zur Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck gehört. „Hier habe ich mich in Ferienkursen auf die C-Prüfung vorbereitet und während der Schulzeit mit dem regelmäßigen Organistendienst in der Versöhnungskirche auf dem Aschenberg begonnen, den ich leider nach insgesamt rund 15 Jahren aktiver Tätigkeit aus zeitlichen Gründen aufgeben musste.“ Die Vier sind sich darin einig, „dass ohne die Orgel in jeder Kirche etwas fehlen würde“. Und sie freuen sich, wenn von der Gemeinde ein sprichwörtliches „Echo“ auf ihr Spiel kommt und manchmal sogar geklatscht wird. Denn die Harmonie muss stimmen zwischen demjenigen, der die Orgel spielt, und denjenigen, die singen. Bisweilen allerdings müsse man schon Kompromisse eingehen.
Nicht zuletzt sei das Orgelspiel „auch ein schöner Ausgleich zum Beruf. Manchmal kann es nichts Schöneres geben, als alleine oder auch mit Publikum in einer Kirche zu sein und diesen schönen Ort mit Musik auszufüllen.“ Dann erklingen die Werke der Lieblingskomponisten Bach, Händel und Mendelssohn, aber auch englische Orgelmusik der Barockzeit oder französische Orgelstücke.
Foto: Plappert