Romrod. „Der demografische Wandel stellt Städte, Gemeinden und Regionen gerade im ländlichen Raum vor Aufgaben, deren Bewältigung nur gemeinsam mit neuen Ideen und mit Mut gelingen kann. Um alle zu unterstützen, die dazu beitragen wollen, dass ihr Ort auch in Zukunft ein lebendiger Ort bleibt, in dem alte und junge Menschen gern leben, hat die Hessische Landesregierung das „Kompetenznetz Vitale Orte 2020“ ins Leben gerufen“, so Wirtschaftsstaatssekretär Steffen Saebisch heute in Romrod anlässlich des Auftakts des Kompetenznetzes.
Der heutige Auftakt schließt ein Fachforum ein und dient einem ersten Erfahrungsaustausch. „Bewährte Organisationsformen für Projekte – neu entdeckt“ lautet das Thema. Experten zeigen wie Vereine, Stiftungen, Genossenschaften und interkommunale Kooperationen Projektideen in die Tat umsetzen und welche Besonderheiten diese Organisationsformen haben. Aus der Praxis stellen dazu fünf Projekte ihre Erfahrungen vor (siehe beigefügte Word-Datei).
Mit seinem Angebot wendet sich das Kompetenznetz an Kommunalpolitiker, Regionalmanager, die Mitarbeiter in Kommunalverwaltungen und Behörden sowie an aktive Bürgerinnen und Bürger. Informationen, Vernetzung, Weiterbildung, Modellprojekte und Wettbewerbe sollen den Kommunen helfen, den demografischen Wandel zu bewältigen.
Weitere Informationen über beispielhafte Projekte sowie einen Überblick über Förderprogramme und Weiterbildungsangebote die Gemeinden im demografischen Wandel helfen können, sind unter https://www.hessen-nachhaltig.de/web/vitale-orte-2020 zu erhalten.
Hintergrund:
Das „Kompetenznetzwerk Vitale Orte 2020“ ist ein Projekt der Nachhaltigkeitsstrategie des Landes Hessen unter Federführung des Hessischen Wirtschaftsministeriums und der Bürgermeisterin der Stadt Schotten. Begleitet wird das Kompetenznetzwerk von einer Projektgruppe, in der Kommunen, Landkreise, Regionen, Behörden und Institutionen vertreten sind, denen die Entwicklung des ländlichen Raums ein Anliegen ist. Im Mittelpunkt des Fachforums stehen die neue Rolle von Vereinen, der Beitrag von Stiftungen, die genossenschaftliche Organisation von Projekten und die interkommunale Kooperation. Diese werden anhand von bereits erfolgreich praktizierten Beispielen vorgestellt
Auftakt Kompetenznetz Vitale Orte 2020
mit „Fachforum Bewährte Organisationsformen für Projekte – neu entdeckt“
am 09. März 2011, ab 10:00 Uhr
Schloss Romrod
Alsfelder Straße 7, 36329 Romrod
Fünf Beispiele für Projektideen:
… engagierte Bürgerinnen und Bürger in Vereinen.
Ein Beispiel dafür ist der Verein Naturerlebnisbad Siegbach. Das 40 Jahre alte Freibad in Siegbach drohte zu verfallen und die Gemeinde konnte den Badebetrieb nicht mehr aufrecht erhalten. Bürger schlossen sich zusammen und setzten sich für den Erhalt und die Umgestaltung des Bades ein. Heute ist es naturnahes Freibad mit einem 5 m hohen Sprungfelsen, Volleyball- und Kinderspielplatz und bereichert das Freizeitangebot vor Ort.
… tatkräftige Menschen, die in Stiftungen wirken.
Ein Beispiel dafür ist die Bürgerstiftung Breuberg. Die Gemeinde Breuberg hat nur 7.880 Einwohner, von denen sich aber viele aktiv für die Lebensqualität in ihrer Gemeinde einsetzen. In der Bürgerstiftung Breuberg engagieren sich Menschen mit Ideen, Initiative, Zeit und Geld für ihren Ort. Sie setzen verschiedene Projekte um, wie ein Kunst & Natur-Forum, die Breuberg-Detektive oder ehrenamtliche Besuchsdienste und tragen damit zur positiven Gestaltung des Gemeinwesens bei.
… Eltern, die eine Schul-Genossenschaft gründen.
Ein Bespiel dafür ist die Raiffeisen-Schule in Wetzlar. Vor vier Jahren haben hier Eltern, Lehrer und andere Förderer eine Schul-Genossenschaft gegründet. Jahrgangsübergreifend wird in der Raiffeisen-Schule bis zur vierten Klasse, demnächst bis zur sechsten Klasse, unterricht. Die vom hessischen Kultusministerium anerkannte Schule kann ein Beispiel dafür sein, wie zukünftig kleine Schulen auf dem Land erhalten werden können.
… Menschen, die Wertschöpfung in der Region sichern.
Ein Beispiel dafür ist die Bürgersolargenossenschaft „Sonnenland eG“ in Großen-Buseck. Hier wird nicht nur Bürgerengagement gebündelt, sondern auch bei Kindern und Jugendlichen ein Bewusstsein für erneuerbare Energie geschaffen. Möglichst viele öffentliche Gebäude – auch Schulen und Kindergärten – sollen mit Photovoltaik-Anlagen ausgestattet werden. Die Genossenschaft hat inzwischen 100 Mitglieder.
… Städte und Gemeinden, die über ihre Grenzen schauen.
Ein Beispiel dafür ist die interkommunale Zusammenarbeit im Rheingau. Hier hat man das Kirchturmdenken früherer Jahre hinter sich gelassen, plant gemeinsam für die Zukunft und organisiert sogar einzelne Bereiche der städtischen Verwaltungen gemeinsam, um für die Bürger bessere Dienstleistungen anzubieten.