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KdL-Jahrestagung 2011 in Würzburg – Berufsbild und Zukunftsperspektiven als zentrale Themen

Würzburg/Fulda. Zur Jahrestagung der Konferenz der Leiterinnen und Leiter der Ausbildungsstätten für katholische Kirchenmusik in Deutschland (KdL), deren Vorsitzender der Fuldaer Domorganist Prof. Hans-Jürgen Kaiser ist, trafen sich die leitenden Professoren der Hochschulen und die Diözesanmusikdirektoren und -referenten als Vertreter der deutschen Diözesen am 31. Januar und 1. Februar im Exerzitienhaus Himmelspforten in Würzburg, um eine Vielzahl aktueller Themen zu diskutieren. In der vorgeschalteten gemeinsamen Sitzung mit Vertreterinnen und Vertretern der Ämter und Referate für Kirchenmusik aller Diözesen (AGÄR) am 31. Januar widmeten sich die Konferenzteilnehmer zusammen mit den Gastreferenten Ingrid Alken (Frankfurt) und Dieter Leibold (Remscheid) der Frage „Wie können die Kirchenmusiker auf die rapide Veränderung der Situation der katholischen Kirche (angespannte Finanzlage, Stellenkürzungen Priestermangel, Zusammenlegung von Gemeinden, Schließungen von Kirchen) reagieren?“.

Ingrid Alken, Referentin an der Fundraising-Akademie/Servicestelle Fundraising und Stiftungswesen, stellte in ihrem Referat „Sponsoring und Fundraising – arbeitsintensive Notwendigkeiten für Kirchenmusiker“ die verschiedenen Möglichkeiten von Fundraising im Bereich der Kirchenmusik vor. Besondere Chancen der Kirchenmusik sah sie in der hohen Spendenbereitschaft bei konfessionell Gebundenen und in der Tatsache, dass Kirchenmusik für viele Menschen als kulturelles Gut unverzichtbar ist.

Dieter Leibold, Seelsorgebereichsmusiker in Remscheid, stellt das traditionelle Berufsbild des Kirchenmusikers in Teilbereichen in Frage: In seinem Vortrag „Kirchenmusiker als Ich-AG? – Perspektiven und Beobachtungen aus der Praxis“ betonte er nachdrücklich die Notwendigkeit des Engagements der Kirchenmusiker im Bereich Fundraising und Sponsoring. Kirchenmusiker müssten nicht erst in der Zukunft, sondern bereits jetzt viel intensiver „kunden-“ und „ressourcen“orientiert arbeiten und durch eine aktive und gute Öffentlichkeitsarbeit Interesse für ihre Projekte wecken, gerade auch bei Menschen mit geringer oder keiner Bindung an die Kirche.

Die KdL wandte sich mit einstimmigem Votum aller Mitglieder gegen die von der Nordelbischen Landeskirche auf evangelischer Seite initiierte B-Ausbildung „Popularmusik in der Kirche“ (sechs Semester im Fernstudium am Nordkolleg Rendsburg). Diese solle in eine umfassende professionelle und hochwertige Kirchenmusikausbildung als Teilbereich eingebettet sein; ein Verzicht auf die „klassischen“ Grundsäulen der Ausbildung sei jedoch fachlich und inhaltlich nicht vertretbar, wenn es sich um einen berufsqualifizierenden Abschluss handeln solle. Die im letzten Jahr von der evangelischen Direktorenkonferenz beschlossene Modularisierung der evangelischen C-Rahmenordnung erlaube eine Spezialisierung (z. B. auf ein Fachmodul Kinderchorleitung oder Popularmusik) ohne die bisher zentrale Basis Orgel und Chorleitung. Die KdL distanziert sich von dieser „das Berufsbild gefährdenden“ Tendenz und hält statt dessen eine integrale Ausbildung in Chorleitung und Orgel weiterhin für unbedingt notwendig.

Anlass zur Sorge bereitet die gymnasiale Reform „G8“. Die Chancen zur Persönlichkeitsbildung seien damit gravierend zurückgegangen, die Möglichkeiten für Aktivitäten über die Schule hinaus offenbar so begrenzt, dass es in der C-Ausbildung stark rückläufige Zahlen von Gymnasiasten gebe. Befürchtet werden schwerwiegende Folgen für die musische Ausbildung, die zum einem ganzheitlichen Menschen unbedingt gehöre. Die KdL möchte sich daher aktiv am öffentlichen Diskussionsprozess über die Problematik von „G8“ beteiligen.

Der ökumenische Kirchenmusikkongress und die bundesweiten Aktionstage „Einheit durch Vielfalt“ im Oktober 2010 (zentrale Veranstaltung in Berlin und mehr als 1.000 dezentrale Veranstaltungen) – eine Initiative der KdL und der evangelischen Direktorenkonferenz in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Musikrat – waren ein erster wichtiger Schritt, um mit einer deutlich größeren Öffentlichkeitswirksamkeit als bisher auf die Bedeutung der Kirchenmusik für unsere Gesellschaft aufmerksam zu machen.

Das Ergebnis des Kongresses ist zusammengefasst in einer Resolution „Einheit durch Vielfalt“ zur Kirchenmusik, in der unter anderem formuliert ist: „In einer Zeit kultureller Verunsicherung und Entwurzelung ist es dem Deutschen Musikrat daher gemeinsam mit den beiden großen Kirchen ein Anliegen, die Bedeutung der Kirchenmusik für die Gesellschaft heute und in der Zukunft zu unterstreichen und so das Bewusstsein für den Wert ästhetischer Erfahrungen, kreativen Schaffens und geistigen Eigentums zu schärfen und zu fördern.“ Das ebenfalls von KdL und Direktorenkonferenz als ökumenisches vierbändiges Lehr- und Lernbuch publizierte „Basiswissen Kirchenmusik“ wurde am 26. März 2010 auf der Musikmesse in Frankfurt am Main mit dem Deutschen Musikeditionspreis „Best Edition“ 2010 ausgezeichnet.

Der Wettbewerb „Orgelimprovisation im Gottesdienst“ findet in diesem Jahr vom 12. bis 18. September in Paderborn statt. Dieser Wettbewerb ist eine seit 1988 zum neunten Mal durchgeführte Veranstaltung der KdL mit dem Ziel, die Qualität der Leistungen in diesem für Kirchenmusiker wichtigen Teilgebiet zu fördern. Vom 3. bis 6. Oktober 2012 soll darüber hinaus im Rahmen des Internationalen Düsseldorfer Orgelfestivals (IDO) erstmals ein ökumenischer Orgelimprovisations-Wettbewerb stattfinden. Dieser neue Wettbewerb ist ebenfalls eine gemeinsame Initiative von KdL und Direktorenkonferenz.

Musikalischer und kultureller Glanzpunkt der Arbeitstagung war ein vom Würzburger Domorganisten Prof. Stefan Schmidt am Montagabend in St. Adalbero gestaltetes Improvisationskonzert. Zu dem expressiven französischen Stummfilm „La Passion de Jeanne d’Arc“ (1928) gestaltete Schmidt in der Tradition der Stummfilmzeit die musikalische „Untermalung“ in künstlerisch herausragender Weise.

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