Fulda. „Diese Urkunde bedeutet alles für mich, denn es ist eine große Ehre, Deutsche zu sein“, erklärt Anna Köcke, die ursprünglich aus Polen stammt, mit einem Deutschen verheiratet ist und seit 14 Jahren in Deutschland lebt, erfreut. Zusammen mit 46 weiteren Personen aus 21 Ländern erhielt sie im Marmorsaal des Fuldaer Stadtschlosses ihre Einbürgerungsurkunde von Oberbürgermeister Gerhard Möller. „Es ist uns ein großes Anliegen, die Integrationsbemühungen der hier lebenden ausländischen Bürger zu unterstützen“, betonte der Fuldaer Verwaltungschef im Beisein von zahlreichen Ehrengästen. Anwesend waren unter anderem Stadtverordnetenvorsteherin Margarete Hartmann, Stadtverordneter und Sozialausschussmitglied Albert Wiegand, Martina Möller-Öncü von der Fachstelle Integration sowie Vertreter des Ausländerbeirats, des Bürgerbüros und des Rechts- und Ordnungsamtes der Stadt Fulda. Neben anderen wichtigen Projekten verwies Möller auf den von der Stadtverordnetenversammlung beschlossenen Integrationspreis, der in Zukunft alle zwei Jahre verliehen werden soll.
Weltenbürgerin
Eindrucksvoll und sympathisch berichtete die in Ghana geborene Ärztin Dr. Amma Yeboah über ihre Erfahrungen in Deutschland. Der Urlaub bei ihrem Onkel in Berlin und der Unterricht in der dortigen Sprachschule hatten ihr im Jahr 1997 so gut gefallen, dass sie sich entschloss, zum Studieren in die deutsche Hauptstadt zurück-zukommen. „Ich bin quer durch Deutschland gereist und habe die Kulturvielfalt hier sehr genossen“, erzählte Dr. Yeboah. Seit 2007 arbeitet sie nun im Klinikum in Fulda – momentan noch in der Neurologie, aber ein Wechsel in die Psychatrie steht bevor. Die Entscheidung für den deutschen Pass sei eher pragmatisch und aus beruflichen Gründen gefallen. „Ich bin schon etwas traurig, dass ich den ghanaischen Pass aufgeben muss, da ich viel gereist bin und der Ausweis daher viele verschiedene Stempel enthält“, gibt sie zu. Der deutsche Pass habe in ihrem Alltag aber eine geringe Bedeutung, wichtiger seien vielmehr die zwischenmenschlichen Beziehungen. Sich selbst bezeichnet die Humanmedizinerin als Weltenbürgerin, da sie neben Ghana und Deutschland auch schon in Botswana gelebt hat und sechs Sprachen spricht. Allerdings hebt sie hervor: „Mein Zuhause ist seit 14 Jahren Deutschland und ich habe bisher die meiste Zeit am Stück hier gelebt.“ Wichtig ist ihr die Überbrückung von Sprachbarrieren sowie Kulturgrenzen und, dass man nicht in alten Ideologien haften bleibt. „Ich bin eine Deutsche, aber zuerst ein Mensch“, hebt sie am Ende ihres Erfahrungsberichts hervor.
Aufruf zur Beteiligung
Die Stadtverordnetenvorsteherin Margarete Hartmann überbrachte die besten Grüße und Wünsche der städtischen Gremien an die Eingebürgerten: „Es ist immer wieder ein schönes Bild, wenn man all die Gesichter der Menschen aus den verschiedenen Nationen beisammen sieht.“ Sie rief die Neubürger dazu auf, von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen, sich ehrenamtlich zu engagieren und damit die Zukunft der Stadt und der Region mitzugestalten. „Es gibt keinen Grund nicht zu wählen – Nichtwählen ist eine Gefahr für die Demokratie“, stellte Hartmann heraus und forderte die Anwesenden auf, sich nicht von der Gleichgültigkeit anderer beeinflussen zu lassen.
Im Anschluss daran sprach Nihat Dalmis als Vorsitzender des Ausländerbeirates zu den Neubürgern: „Es ist unsere Aufgabe, die Interessen der Bevölkerungsgruppe der Migranten möglichst gut zu vertreten.“ Dabei sei es notwendig, langfristige Lösungen zu finden und die Integrationsprobleme zusammen anzugehen. „Deutschland ist auch unser Land und wir wollen unsere Zukunft hier aufbauen“, erklärte Dalmis. (cp)