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Für drei Monate in einer kleinen Schule mitten im Busch

Rhön/Südafrika. Sie hat Tausende Fotos geschossen, und nie in ihrem Leben wird sie wohl die Erfahrungen vergessen, die sie während ihres Schulaufenthalts im Partner-Biosphärenreservat der Rhön, dem südafrikanischen Biosphärenreservat „Kruger to Canyons“, gemacht hat. Jetzt ist sie zurück in ihrer Heimat, „und ich kann jedem nur empfehlen, diese Chance wahrzunehmen, wenn sie sich bietet“, sagt Hannah Sopp aus Fladungen, Schülerin am Martin-Pollich-Gymnasium in Mellrichstadt.

Hannah Sopp ist die erste Schülerin des Martin-Pollich-Gymnasiums, die die Partnerschule in Südafrika, die „Southern Cross School“, wirklich genau kennengelernt hat. Bisher gab es zwischen beiden Bildungseinrichtungen nur Kontakt via e-Mail oder über andere Möglichkeiten, die das Internet bietet. „Wir haben bei unserem Besuch im Partner-Biosphärenreservat ,Kruger to Canyons‘ zwar das Schulgebäude besichtigt und sind kurz mit dem Schulleiter und mit einigen Schülern ins Gespräch gekommen, aber wie der richtige Schulalltag wirklich aussieht, wissen wir alle nicht“, meint die stellvertretende Leiterin der bayerischen Verwaltungsstelle des Biosphärenreservats Rhön, Dr. Doris Pokorny. Deshalb sei es auch ein Anliegen des Biosphärenreservats Rhön gewesen, den ersten offiziellen Schüleraustausch zwischen den beiden Schulen auf den Weg zu bringen.

„Der Umgang zwischen Lehrern und Schülern ist an der Southern Cross School viel offener als bei uns. Die Schüler stellen den Lehrern auch oft sehr persönliche Fragen“, sagt Hannah Sopp. Friedrich Steigerwald, der Schulleiter des Martin-Pollich-Gymnasiums, gibt ihr da Recht: Die Atmosphäre auf einer Privatschule sei anders. Auch in Deutschland gebe es durchaus Unterschiede zwischen großen und kleinen Schulen, was den persönlichen Umgang zwischen Lehrern und Schülern betrifft.

Am besten hat Hannah Sopp an der Southern Cross School gefallen, dass diese Schule den Natur- und Umweltschutz fest in alle Lehrpläne integriert. Die Schule befinde sich mitten im Busch; rundherum gebe es viele wilde Tiere. Die südafrikanische Schule vereint Vorschule, Grundschule, High School und College unter einem Dach. Hannah Sopp besuchte dort die 11. Klasse der High School. Unter anderem hielt sie ein Referat über Deutschland, bei dem es seitens der südafrikanischen Schüler auch viele Fragen zu den sozialen Unterschieden gegeben habe. Auch auf das Martin-Pollich-Gymnasium und auf das Biosphärenreservat Rhön ging Hannah Sopp ein. „Viele wollten wissen, was es bei uns für wilde Tiere gibt und waren ein wenig enttäuscht, dass wir nicht auch so große freilaufende Tiere haben wie in Südafrika“, berichtet die Schülerin.

Südafrika, betont sie, sei ein „total anderes Land mit einer völlig anderen Kultur“. „Aber wenn man sich darauf einlässt, gewöhnt man sich auch daran. Man lernt schnell Leute kennen, denn sie gehen offen auf einen zu und sind an allem sehr interessiert“, weiß sie jetzt. Ein wenig bedauert sie, dass sich gerade zum Schluss erst tiefere Freundschaften gebildet hätten – genau zu dem Zeitpunkt, als sie das Land wieder verlassen musste. „Aber zum Glück gibt es ja E-Mail und Internet“, sagt Hannah Sopp. Einen sehr engen Kontakt verbindet sie beispielsweise mit ihrer Gastschwester, und die habe schon gesagt, dass sie irgendwann zu Besuch nach Fladungen kommt.

Die Schüler an der Southern Cross School werden allesamt in einem speziellen Naturkundefach unterrichtet, in dem sie beispielsweise die Baumarten anhand der Blätter lernen, sich die unterschiedlichen Tiere in freier Wildbahn anschauen oder Projekte begleiten, in denen unter anderem untersucht wird, wie einzelne Baumarten mit und ohne den Einfluss des Elefanten wachsen. Jedes Jahr unternehmen sie einen einwöchigen Klassenausflug – sie wandern oder sehen sich Städte wie Johannesburg an.

„Die Southern Cross School ist eine Vorzeigeschule in Südafrika. Wir haben jetzt einen Informationsabend für die Eltern der 8. und 9. Klasse gehabt und haben dabei viele Fotos gezeigt, die Hannah Sopp aufgenommen hat. Das hat bei den Eltern schon Appetit gemacht“, meint Schulleiter Steigerwald. Jetzt hofft er, dass es zu wechselseitigen Schulaufenthalten der Schülerinnen und Schüler beider Partnerschulen kommt. Er will deshalb versuchen, das über den Rotary Club Meiningen zu koordinieren, was eine wesentlich kostengünstigere Alternative ist, als dies die üblichen Organisationen bieten, die Auslandsaufenthalte betreuen..

„Es wäre aus meiner Sicht sehr wichtig, die bestehende Schulpartnerschaft an beiden Schulen noch besser zu kommunizieren. Und wir müssen Parallelen zwischen den Interessen der Schüler in der Rhön und denen in Südafrika finden“, regt Hannah Sopp an. Dr. Doris Pokorny spricht sich dafür aus, die Schulpartnerschaft in den unterschiedlichsten Fächern in den Lehrplan einzuarbeiten. Die am Martin-Pollich-Gymnasium bestehende Südafrika-AG könne dafür als Klammer dienen, meint Pokorny.

Inzwischen hat der Verein Naturpark & Biosphärenreservat Rhön einen Förderantrag für ein entwicklungspolitisches Schulaustauschprogramm (ENSA) gestellt, um es einer Gruppe von Schülern und Lehrern der Southern Cross School zu ermöglichen, mit Schülern und Lehrern des Martin-Pollich-Gymnasiums ein gemeinsames Fortbildungsprogramm in der Rhön zu absolvieren. Friedrich Steigerwald sieht dabei insbesondere in ökologischen und musischen Projekten Potential, um sich in gemischten Gruppen näher kennenzulernen.

Zum Bild: Hannah Sopp aus Fladungen (2.v.l.) hat in Südafrika viele neue Freundschaften geknüpft, wie dieses Foto beweist. Für ihren Schulaufenthalt in der Southern Cross School im Biosphärenreservat „Kruger to Canyons“ hatte sich neben dem Martin-Pollich-Gymnasium in Mellrichstadt auch die bayerische Verwaltungsstelle des Biosphärenreservats Rhön stark gemacht. / Fotos: Hannah Sopp



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