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Neue Broschüre informiert über Rhöner Orchideenvielfalt

080221_orchideen.jpgRhön. Zu einer Vortragsveranstaltung mit Präsentation der neuen Broschüre „Orchideen in der Rhön und ihre Lebensräume: Schützen – Pflegen – Bewahren“ hatte der Landkreis Fulda, Fachdienst Biosphärenreservat Rhön, in das Groenhoff-Haus Wasserkuppe eingeladen. Über 50 Orchideenfreunde konnte der Kreistagsvorsitzende und stellvertretende Landrat Franz Rupprecht zu dieser Veranstaltung begrüßen.

In seinem Grußwort wies er darauf hin, dass der Natur- und Artenschutz im Landkreis Fulda – nicht zuletzt durch die große Dichte an Naturschutzgebieten – eine große Bedeutung habe. Rupprecht ist überzeugt, dass die neue Broschüre eine gute Anregung darstellt, mit Freude die Natur zu erleben und dass mit dem Produkt auch ein wichtiger Bildungsaspekt verbunden ist.

Kaum jemandem ist bewusst, wie viele Orchideenarten die Rhön beheimatet. Als Autor für die 36-seitige Broschüre hatte das Biosphärenreservat den Orchideenexperten Marco Klüber gewonnen. Klüber, der auch im ehrenamtlichen Arbeitskreis der Rhönbotaniker aktiv mitarbeitet, entführte mit seinem Vortrag und brillanten Bilder die Zuschauer in die faszinierende Welt der heimischen Orchideen.

43 Arten zählt die Rhön gegenwärtig. Dies ist für Mitteleuropa eine außerordentliche Vielfalt, die darin begründet liegt, dass im Bereich des Rhöngebirges Orchideen aus verschiedenen Klimazonen zusammentreffen. So findet man hier nicht nur die typischen mitteleuropäischen Arten, sondern auch solche, die hauptsächlich in borealen Zonen der Nordhalbkugel und in den Gebirgen vorkommen. Außerdem gibt es eine Reihe von Orchideen, die aus dem Mittelmeerraum eingewandert sind. Diese submediterranen Arten sind derzeit, wohl aufgrund des Klimawandels, auf dem Vormarsch. Dagegen gehen die nordisch-alpinen Arten drastisch zurück. Manche Arten kommen nur noch mit einzelnen wenigen Individien vor und stehen kurz vor dem Aussterben.

Klüber macht deutlich, dass den Orchideen eine Schlüsselrolle im botanischen Artenschutz zukommt. Sie verkörpern die Schönheit und den Reichtum unserer Umwelt, sie sind Bioindikatoren für den Zustand unserer Natur und ihr Schutz hat positive Auswirkungen auf den gesamten Lebensraum. Deutlich gemacht wurde auch die starke Abhängigkeit von der Bewirtschaftung der Landschaft. Erst die Schaffung großflächigen Offenlandes ermöglichte einer Reihe von Orchideen das Vordringen in das frühere Waldland. Das Kleine Knabenkraut ist solch eine typische Wiesenorchidee. Auch das Brand-Knabenkraut und die Mücken-Händelwurz gehören dazu. Beeindruckend sind die teilweise großen Bestände des Manns-Knabenkrautes auf extensiv genutzten Bergwiesen.

Auf den Kalk-Halbtrockenrasen finden sich Orchideen wie das Helm-Knabenkraut oder das Purpur-Knabenkraut sowie eine Reihe von Ragwurzarten. Der aufmerksame Betrachter findet aber auch in unseren Buchenwäldern Orchideen wie die Grünliche Waldhyazinthe oder die Ständelwurzarten. Auch der Frauenschuh findet vereinzelt noch ein Refugium. Ein anderer interessanter Orchideenstandort sind die Kiefernwälder. Hier wachsen zum Beispiel bevorzugt die Waldvögelein-Arten.

In seinem Vortrag macht Klüber deutlich, wie sehr die heimischen Orchideen auf gezielte Naturschutz- und Pflegemaßnahmen angewiesen sind. „Viele unserer Orchideen sind extenziell von der Pflege ihrer Habitate abhängig. Dies betrifft insbesondere die Arten der Halbtrockenrasen und Wiesen, die als Kulturfolger unserer Landschaft Fuß fassen konnten“. Klüber fordert in seinem Vortrag ehrenamtliche Naturschützer und staatliche Stellen auf, beim Schutz dieser „Edelsteine unter den Blumen“ Hand in Hand zu arbeiten. Abschließend dankt Otto Evers vom Biosphärenreservat Rhön Herrn Klüber für sein außerordentliches ehrenamtliches Engagement, ohne die die vorliegende Broschüre nicht möglich gewesen wäre.
 

Die Broschüre kann beim Biosphärenreservat Rhön, Groenhoff-Haus Wasserkuppe, 36129 Gersfeld, gegen Zusendung einer Briefmarke von 1,45 € bezogen werden und ist auch im Internet unter www.biosphaerenreservat-rhoen.de einsehbar.

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