Fulda. Er arbeitet mit Herz und Elan: Der Förderkreis Brasilien e.V. setzt sich seit 20 Jahren tatkräftig ein, damit den Ärmsten der Armen in diesem lateinamerikanischen Land Hilfe zur Selbsthilfe ermöglicht wird, und hat schon viel dafür tun können. Dass dort weiterhin große Not herrscht, hat die engagierte Vorsitzende Gertrud Baumgarten während ihres jüngsten Besuchs erlebt, bei dem sie sich drei Tage lang selbst ein Bild in den Elendsvierteln (Favelas) machte. Die Schwester von Padre Dr. Willi Paulo Link, der in Brasilien wirkt und Präses des dortigen Kolpingwerks ist, sagt zu ihren Erlebnissen: „Mir tut das Herz weh, wenn ich diese Armut sehe. Die Favela-Bewohner leben nach wie vor unter menschenunwürdigen Bedingungen.“
Baumgarten hat während ihres Brasilien-Aufenthalts festgestellt, dass in dem aufstrebenden Land auch sozial etwas in Bewegung gekommen ist, was sie sehr begrüßt. „Eine Sozialarbeiterin hat jedoch meinen bedrückenden Eindruck bestätigt, dass diese Veränderungen die Ärmsten in den Favelas noch nicht erreicht haben.“ Die Lebensumstände in diesen Vierteln machten viele krank; auch Lepra sei dort anzutreffen. Wie die Förderkreis-Vorsitzende weiter berichtet, kommen wöchentlich 2000 Menschen zur Sozialstation Villa Dirce der Pfarrei Santa Rita in Carapicuiba, einer Vorstadt von Sao Paulo, um Lebensmittel, Kleidung, Schuhe oder auch ein bisschen Geld als Nothilfe zu erbitten.
Der Förderkreis, der eng mit dem brasilianischen Kolpingwerk zusammenarbeitet, will durch seine Unterstützung dazu beitragen, Elend und Hunger zu lindern. „Uns geht es nicht zuletzt um Bildung und Ausbildung, damit arme Menschen eine Perspektive bekommen“, erläutert Baumgarten. Dabei setzt die Hilfe schon bei den Kleinen an: So bittet der Förderkreis derzeit vor allem um Spenden für die Erweiterung des Kindergartens im Kolpingzentrum Nossa Senhora Aparecida, das in unmittelbarer Nachbarschaft zu einem Elendsviertel von Carapicuiba liegt. Aus dieser Favela kommen die derzeit 130 betreuten Jungen und Mädchen. „Viele dieser Kinder, die sechs Monate bis sieben Jahre alt sind, leiden zu Hause Not und haben nicht einmal eine warme Mahlzeit am Tag“, schildert Baumgarten.
Die große Nachfrage nach weiteren Plätzen könne der Kindergarten nicht mehr bewältigen, weshalb der bereits begonnene Erweiterungsbau mit vier zusätzlichen Gruppenräumen und einem Gemeinschaftsraum Abhilfe schaffen solle. Der Besuch aus Deutschland konnte sich davon überzeugen, dass diese Einrichtung vorbildlich geführt wird: „Die Kinder werden fürsorglich betreut sowie gefördert und bekommen geregelte Mahlzeiten.“ Handlungsbedarf sieht der Förderkreis beispielsweise weiterhin in dem Wohngebiet, wo 400 durch ihn finanzierte Steinhäuschen stehen. Der Verein mit seinen 348 Mitgliedern ist sehr dankbar für das Engagement der Spender. „Es ist gut und wichtig, auch in schwierigeren Zeiten mit sozial wachem Blick über den Tellerrand des eigenen Landes hinauszusehen“, sagt Baumgarten. Sie und ihre Mitstreiter freut, dass die Summe der Geldspenden an den Förderkreis im Jahr 2009 erstmals über 500.000 Euro betragen habe.
Weiterhin setzt man auch auf gut erhaltene Gebrauchtkleider. „Trotz mancher Schwierigkeiten mit brasilianischen Behörden gibt es jetzt wieder eine Freigabe für Gebrauchtkleidersendungen“, berichtet die Vorsitzende. Abgabemöglichkeiten für solche Kleidung bestehen bei Familie Baumgarten, Oderstraße 1 in Fulda oder in der Kleiderhalle Schmalnau, Bahnhofstraße 15. Weitere Anlaufstellen können nach Angaben von Gertrud Baumgarten bei Gemeinde- und Stadtverwaltungen erfragt werden. Die Vorsitzende, die sich auch durch ihre langjährige Tätigkeit in der Fuldaer Kreispolitik einen Namen gemacht hat, wird bei der Arbeit im Vereinsvorstand unterstützt vom stellvertretenden Vorsitzenden Pfarrer Willi Schmitt, von Kassiererin Andrea Schaal-Walosik und von Schriftführerin Christiane von Pape. Der Förderkreis Brasilien ist unter Telefon (0661) 41643 zu erreichen. Wer für dessen Anliegen Geld spenden möchte, kann dies auf das Konto Nummer 40032722 bei der Sparkasse Fulda (BLZ 53050180) tun.