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Sozialminister Stefan Grüttner eröffnet Schutzambulanz Fulda – Gemeinsames Pilotprojekt von Land und Landkreis

Fulda. Der Hessische Sozialminister Stefan Grüttner hat gestern die Schutzambulanz in Fulda eröffnet. „Die Schutzambulanz Fulda bietet allen von Gewalt Betroffenen die Möglichkeit der Hilfe an. Dazu zählen Betroffene von Partnergewalt, Kinder und Jugendliche, Pflegebedürftige und Menschen mit Behinderung. Ein Schwerpunkt liegt darauf, Opfern von häuslicher Gewalt eine Anlaufstelle zu bieten“, erklärte Grüttner. „Physische und psychische Gewalt in einer Partnerschaft sind kein Kavaliersdelikt. Hierbei handelt es sich nicht um eine harmlose Ohrfeige, sonder um kriminelle Energie, die bekämpft werden muss.“ Die Schutzambulanz Fulda habe dabei eine zentrale Aufgabe, so Grüttner weiter: „Hier werden die Möglichkeiten von Gewaltopfern verbessert, strafrechtliche, zivilrechtliche oder sozialrechtliche Schritte einzuleiten. Die gerichtsverwertbare Dokumentation zu sichern, ist dabei eine wichtige Aufgabe der Schutzambulanz Fulda. Die Einrichtung geht einen neuen Weg, um Betroffenen zu helfen.“

Die Schutzambulanz Fulda ist ein bis 2012 laufendes Modellprojekt des Landes Hessen, das ganz bewusst in den öffentlichen Gesundheitsdienst integriert wurde. Bislang gab es keine flächendeckende systematische Versorgung von Gewaltbetroffenen in den Gesundheitseinrichtungen. Um zu erforschen, wie Interventions- und Präventionsprogramme dauerhaft ins Gesundheitswesen integriert werden können, wird das Projekt von der Hochschule Fulda wissenschaftlich begleitet. Träger sind das Hessische Sozialministerium und der Landkreis Fulda. Der erster Kreisbeigeordnete Dr. Wingenfeld betonte, dass sich der Landkreis Fulda mit der Schutzambulanz neuen Herausforderungen im öffentlichen Gesundheitswesen stelle. Aufgrund gut funktionierender Netzwerke und der Einbindung der Hochschule Fulda sei die osthessische Region für ein in dieser Organisationsform bundesweit einmaliges Pilotprojekt hervorragend geeignet.

Die Schutzambulanz Fulda wird unterstützt durch die Institute der Rechtsmedizin an der Justus-Liebig-Universität Gießen und am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Darüber hinaus stehen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Schutzambulanz Fulda in engem Austausch mit Schutzambulanzen in Italien, Frankreich und in der Schweiz. Die Schutzambulanz Fulda wird ab 2011 gemeinsam mit Partnern in vier europäischen Ländern an einem zweijährigen Projekt beteiligt sein, in dem die Unterstützung von Gewaltopfern und die Zusammenarbeit von Gesundheitssektor und Justiz im Mittelpunkt stehen wird.

Gewalt findet täglich statt. Zwischen Frauen und Männern, in vielen Familien, unter Schulkameraden, in Unternehmen und sogar bei der Pflege kranker oder alter Menschen. Sich Hilfe zu holen, ist gar nicht so einfach, denn bei der Polizei müsste eine Anzeige gemacht werden. Betroffene Kinder wissen nicht, an wen sie sich wenden sollen. Oder sie fürchten, dass man ihnen nicht glaubt. Oft ist Menschen auch gar nicht klar, dass sie überhaupt Gewaltopfer sind und Hilfe benötigen. „Schlagen ist Gewalt. Aber auch Mobbing oder unterlassene Hilfeleistung gehören dazu“, so die ärztlichen Leiter der Schutzambulanz Fulda, Dr. Christa Vogel und Mikula Arndt. „Wir sind die neue Anlaufstelle für alle, die in Fulda und Umgebung unter den unterschiedlichsten Formen von Gewalt leiden. Wir helfen unbürokratisch weiter.“

Die qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, darunter Ärzte, Krankenschwestern und Rettungsfachkräfte, sind rund um die Uhr erreichbar. Sich Hilfe zu holen, kostet nichts. „Wer nicht gleich ins Krankenhaus oder zur Polizei gehen möchte, ist bei uns richtig“, so Ambulanzfachkraft Ulrike Fuchs. Die Schutzambulanz Fulda stellt unter anderem sicher, dass Verletzungen und Spuren gerichtsverwertbar dokumentiert und aufbewahrt werden. Gewaltopfer können dann in Ruhe entscheiden, ob sie später eine Anzeige machen wollen. Bei Bedarf stellt die Schutzambulanz Fulda über den Anwaltsverein einen Kontakt für rechtliche Beratungen her. Sie koordiniert im Bedarfsfall die medizinische Versorgung sowie die psychosoziale Betreuung und Opferentschädigung.

Weitere wichtige Tätigkeiten der Schutzambulanz sind Fortbildung im Bereich der Pflege sowie generelle Schulungen zur Gewaltprävention im Gesundheitswesen. Dafür kooperiert die Schutzambulanz mit der Gesundheitsversorgung vor Ort, dem lokalen psychosozialen Netzwerk und der Polizei. „Wir setzen an vielen Stellen gleichzeitig an “, so Mitarbeiter Thomas Semmel. „So können wir das Thema Gewalt aus den vielen Nischen herauszuholen, in denen es noch immer steckt.“ Und weil die Schutzambulanz auch Fälle erfasst, die nicht zur Anzeige gebracht werden, kann die Zahl der unterschiedlichen Gewaltdelikte genauer bestimmt werden. Auf dieser Basis lassen sich dann effektivere Maßnahmen gegen Gewalt entwickeln.

Damit Betroffene von dem Angebot erfahren, liegen bereits seit Sommer 2010 kleine Karten aus, auf denen die Leistungen der Schutzambulanz und die Telefonnummer vermerkt sind. Darüber hinaus sind Informationen für Kinder und Heranwachsende, Männer, Frauen und Pflegebedürftige erhältlich. Eine weitere wichtige Informationsmöglichkeit ist der Internetauftritt der Schutzambulanz, der ebenfalls die verschiedenen Alters- und Personengruppen anspricht.

Kontakt: Schutzambulanz Fulda, Zentrum Vital, Gerloser Weg 20, 36039 Fulda, Telefon (0661) 60 06-695 und -696, E-Mail: Schutzambulanz@Landkreis-Fulda.de.

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