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Ausschuss für Umwelt und Gesundheit des Bayerischen Landtags tagte erneut im Biosphärenreservat Rhön

Rhön. Zum zweiten Mal innerhalb von nur drei Jahren tagte der Ausschuss für Umwelt und Gesundheit für zwei Tage im Biosphärenreservat Rhön. „Diese Landschaft liegt uns besonders am Herzen“, sagte Ausschussvorsitzender Dr. Christian Magerl (Bündnis 90 / Die Grünen). Der Schwerpunkt der Tagung sei die Kernzonenproblematik im bayerischen Teil des Biosphärenreservats Rhön gewesen. Das Biosphärenreservat Rhön, meinte Magerl anlässlich einer Pressekonferenz in Bad Bocklet zum Abschluss der zweitägigen Bereisung, sei ein Schutzgebiet, das weit über die Grenzen Bayerns und Deutschlands hinaus Bedeutung hat. „Und dieses gilt es zu pflegen und zu hegen.“ Die Problematik rund um das bestehende Kernzonendefizit habe der Ausschuss während seiner Tagung in der Rhön auch mit den Vorsitzenden der Umweltausschüsse der Landtage Hessen und Thüringen erörtert. In Hessen und Thüringen sei die Ausweisung der fehlenden Kernzonen auf dem Weg. Bayern habe noch Hausaufgaben zu machen. Doch auch hier sei Bewegung in die Sache gekommen: Die bayerischen Staatsforsten hätten einen Vorschlag für rund 2 000 Hektar Kernzonen unterbreitet, der nun fachlich geprüft wird. Insgesamt fehlten in der bayerischen Rhön jedoch rund 3 500 Hektar.

Auch der Bund und die Kommunen seien somit diesbezüglich gefragt, machten die Ausschussmitglieder deutlich. „Ich wünsche mir bei den einzelnen Beteiligten noch mehr Mut und Aufbruch in dieser Frage“, sagte Magerl. „Wir werden die Entwicklung als Ausschuss sehr genau verfolgen und – wenn nötig – auch Druck aufbauen, damit bis 2013 das meiste auf den Weg gebracht ist. Am liebsten wäre es uns, wir hätten alle Kernzonen bis dahin ausgewiesen“, hob der Ausschussvorsitzende hervor.

Das Biosphärenreservat Rhön wird seine Anerkennung seitens der UNESCO nur behalten können, wenn die erforderlichen drei Prozent Kernzone an der Gesamtfläche bis 2013 aufgebracht werden können. „Dieses Ziel wird hier von allen verfolgt – ganz im Gegensatz zu Stuttgart 21, wo es bekanntlich sehr kontroverse Auffassungen gibt“, erklärte der stellvertretende Vorsitzende des Umwelt-und Gesundheitsausschusses, Dr. Otto Hünnerkopf (CSU). Eigentlich stehe jedoch die Ausweisung von Kernzonen, bei der es darum geht, dass die Natur für sich selbst arbeitet, dem Ziel des Biosphärenreservats Rhön, nämlich der Offenhaltung der Landschaft, entgegen. „Aber das Kriterium der Kernzonen werden wir nicht wegbekommen, denn das schreibt die UNESCO so vor.“

Ausschussmitglied Sabine Dittmar (SPD), sagte, es gebe momentan ernsthafte Anzeichen dafür, dass Ende November beziehungsweise Anfang Dezember die ersten Gebiete vorgelegt werden, die in Zukunft als Kernzone ausgewiesen werden sollen. Auch Dittmar ist der Auffassung, dass flexibler mit dem Kernzonen-Kriterium umgegangen werden müsse. Es müsse diskutiert werden, ob man gerade in der Rhön gewisse Gebiete verbuschen und verwalden lässt. „Auch mit den Kommunen muss die Kernzonenproblematik besprochen werden, und sie müssen auf diesen Weg mitgenommen werden.“

Die Ausweisung von neuen Kernzonen müsse in erster Linie sachlich und fachlich diskutiert werden, meinte der Stimmkreisabgeordnete Robert Kiesel. „Wir müssen aufpassen, dass wir mit Augenmaß an solche Zonen herangehen.“ Es müsse auch in Zukunft Gewinne beim Forst und in der Landwirtschaft geben. „Aber es ist genauso wichtig, diese Kernzonen auszuweisen“, sagte Kiesel.

„Die erneute Tagung des Umwelt- und Gesundheitsausschusses des bayerischen Landtags ist für uns ein Stück Wertschätzung für diese Region“, betonte der Landrat des Landkreises Bad Kissingen, Thomas Bold. Es sei wichtig, dass die Unterstützung dieses Gremiums in den Themen vorhanden sei, die die Entwicklung der Region betreffen. Bold zeigte sich optimistisch, dass die Ausweisung der fehlenden Kernzonen gelingen wird, wenn alle Beteiligten in den Abstimmungsprozess eingebunden werden. Während der zweitägigen Bereisung sei auch die Thematik der Umweltbildung besprochen worden. Hier engagiere sich der Freistaat in erheblichem Maß am Bau des „Grünen Klassenzimmers“ in Oberelsbach. „Das ist ein deutliches Signal für unsere Region, dass dem Freistaat an  der Umweltbildung etwas liegt.“

Der Landrat des Rhön-Grabfeld-Kreises, Thomas Habermann, bedankte sich bei den Ausschussmitgliedern vor allem für die Ernsthaftigkeit ihres Besuchs in der Rhön. Im Biosphärenreservat Rhön gehe es nicht um Kurzfristiges, sondern um eine jahrzehntelange Entwicklung in ökologischer und wirtschaftlicher Hinsicht. Die Ausweisung der noch fehlenden Kernzonen sei eine gemeinsame Aufgabe von Freistaat Bayern, den Kommunen und dem Bund. Alle müssten die notwendigen Flächen zur Verfügung stellen. „Die Bayerischen Staatsforsten haben den ersten Schritt getan und 2 000 Hektar vorgeschlagen; jetzt sind die Kommunen dran, nachzuziehen“, hob Habermann hervor. Er appellierte in diesem Zusammenhang an das Verantwortungsbewusstsein aller Bürgermeisterinnen und Bürgermeister, aller Stadt- und Gemeinderäte, sich dieser Frage zu stellen.

Das Biosphärenreservat Rhön, ergänzte der Landrat des Rhön-Grabfeld-Kreises, stelle beispielhaft dar, wie sich die Menschen weiterentwickeln, ohne unseren Planeten zu zerstören. „Wenn wir wirklich die ökologischen Schäden weltweit ernst nehmen würden, die wir Tag für Tag anrichten, dann können wir in dieser Art und Weise nicht weiter wirtschaften.“ Die Ausweisung der noch fehlenden Kernzonen sei daher auch ein Beitrag, die Waage und Balance zwischen Ökonomie und Ökologie zu erhalten, stellte Habermann klar. „Wenn man mit diesem Bewusstsein an die Sache herangeht, dann ist es gar nicht schwer, sie auszuweisen“, betonte er.

Dr. Christian Magerl sagte zum Schluss der Pressekonferenz, dass ein „Flickenteppich“ bei den Kernzonen nicht das sei, was sich der Ausschuss vorstellt. Kernzonen sollten eine Mindestgröße von 50 Hektar besitzen. Aus seiner Sicht sei die Offenhaltung der Landschaft und die Ausweisung von Kernzonen auf der Fläche des bayerischen Teils des Biosphärenreservats Rhön auf jeden Fall vereinbar, wenn man die geplante Erweiterung des Biosphärenreservats Rhön mit einbeziehe.

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