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Personalratsvorsitzender Jürgen Fischer nach über 40 Jahren in städtischen Diensten in den Ruhestand verabschiedet

Fulda. Vielfältig waren die Attribute, die ihm die Redner zu seiner Verabschiedung aus städtischen Diensten verliehen. Jürgen Fischer sei ein „ehrlicher Makler“, „Kämpfertyp“ und „Querdenker“. Aber auch ein „Mann mit Ecken und Kanten“, der über eine „raue Schale mit weichem Kern“ verfügt. 40 Jahre lang war der gebürtige Fuldaer bei der Stadt beschäftigt: in der klassischen Verwaltungsstruktur zuletzt als stellvertretender Leiter des Rechnungsprüfungsamtes, bevor ihn die Mitarbeiter der Stadtverwaltung Anfang der 90er Jahre mit einem überzeugenden Votum zu ihrem Personalratsvorsitzenden wählten. Reichlich Lob erhielt Fischer von allen Seiten für sein leidenschaftliches Engagement im Beruf, in der Personalratsarbeit, aber auch im Ehrenamt.

Ehe mit der Stadt

Das Zusammenkommen, der Zusammenhalt und die Zusammenarbeit prägen Fischers Vita im privaten wie im beruflichen. Das strich Verwaltungschef Gerhard Möller heraus. Am 1.12.1966 habe ihn die „Ehe mit der Stadt ereilt.“ In all den Jahren habe Fischer Spuren hinterlassen in der „Unverwechselbarkeit seiner Aktivitäten, insbesondere in der Vertretung der Arbeitnehmerschaft.“ In den sieben Jahren, in denen er mit OB Möller zusammengearbeitet hat, sei Fischers Kompetenz unbestritten dank seiner ausgesprochen hohen Erfahrung und seinem reichen Erfahrungswissen in einem so hoch differenzierten Haus wie der Stadt Fulda.

Dass zuweilen auch die Emotion vertreten war, gehöre dazu. Das Entscheidende aber sei, wie Möller meinte,  dass Fischer ein „Freund des offenen Wortes war.“ Nie habe seine Grundloyalität zur Stadt und zum Arbeitgeber in Frage gestanden. „Sie haben ihren Beitrag zur Stadtgestaltung und –entwicklung erbracht,“ lobte er Jürgen Fischer und dankte ihm für seinen Einsatz. Aber auch dafür, dass trotz zuweilen unterschiedlicher Meinung immer ein Grundkonsens zustande kam.

Leidenschaft

Neben dem Personalratsvorsitz nimmt Jürgen Fischer zahlreiche weitere ehrenamtliche Funktionen wahr. 2003 wählte ihn unter anderem die Komba (Fachgewerkschaft für Bedienstete im Kommunal- und Landesdienst) zu ihrem Landesvorsitzenden. Seither gehört er auch dem Bundesvorstand der Gewerkschaft an. 2006 folgte die letzte  Wiederwahl als Personalrats- und Gesamtpersonalratsvorsitzender. Zur Abrundung von Jürgen Fischers Persönlichkeit gehört laut Möller auch seine Leidenschaft für den Sport, speziell Handball, und die Fotografie.

Weicher Kern

Fischers Stellvertreter Richard Thonius bescheinigte ihm, ein „Mensch mit Ecken und Kanten und ein Querdenker“ zu sein. Entscheidend aber sei, dass Fischer sich immer „leidenschaftlich für alle Kolleginnen und Kollegen eingesetzt hat.“ Immer habe er ein „offenes Ohr für die Probleme anderer“ gehabt. Und: Unter der harten Schale des Kämpfertyps ruhe ein weicher Kern. Auch im Namen des Kreisvorstandes der Komba dankte Thonius Jürgen Fischer für das, was er in vielen Jahren geleistet hat.

Für die Amtsleiterrunde übermittelte Haupt- und Personalamtsleiter Thomas Mölter die Grüße an den künftigen Pensionär. Das vertraute Arbeitsleben endet. Etwas Neues könne nun beginnen. Die Generation 50 gehe langsam von Bord.  Auch wenn „unsere Rollen verschieden waren – Fischer auf der Arbeitnehmerseite, Mölter auf Arbeitgeberseite – hat es niemals Funkstille gegeben,“ wie Mölter betonte. Bis zum letzten Tag habe Jürgen Fischer das „Haupt- und Personalamt auf Trapp gehalten.“

Mut und Zivilcourage

Eine Ära geht zu Ende. 31 Jahre sei Jürgen Fischer mit „Leib und Seele“ im Personalrat gewesen, betonte Klaus Geiser, der die Grüße der Komba Bundesebene übermittelte. In den letzten vier Jahren  habe der angehende Ruheständler einen „fabelhaften Endspurt mit viel Energie für die verschiedenen Ämter hingelegt.“  In Fulda habe Jürgen Fischer die Personalratsarbeit entscheidend geprägt, indem er die Interessen der Mitarbeiter nachhaltig vertrat. Ihn zeichne Mut, Zivilcourage und Engagement aus. Jürgen Fischer sei ein ehrlicher Makler, der stets bereit ist, Konflikte auszutragen,  nicht als „Streithansel, sondern um zielorientiert zu einer Lösung zu kommen.“  Unter ihm sei die Komba Fulda zu einem Erfolgsmodell geworden.

Nun habe Jürgen Fischer Zeit, sich wieder verstärkt dem Kreisverband zuzuwenden, sagte Landesvorsitzender Ralf Gehrsitz. ER habe die Personalratsarbeit sehr vorangebracht. In seiner Eigenschaft als Bundesvorsitzender habe er beispielsweise ein Seminar zum Hessischen Beamtengesetz aufgebaut.

Spannende Zeit

„Ich habe immer gerne geholfen“, erklärte der aus städtischen Diensten scheidende Personalratsvorsitzende in der Rückschau. Für ihn gehe mit der Abschiedsfeier ein „toller Tag der Freude“ in Erfüllung. Zwei Landräte, vier OBs, sieben Bürgermeister, sechs Stadtbauräte, fast alle Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern des Kreises seien seine Verhandlungspartner gewesen. „Insgesamt gesehen war es eine spannende Zeit“, wie Fischer resümierte. Die 44 Jahre Berufserfahrung mit zweimaliger Umstellung auf neues Haushaltsrecht hätten ihn, den Zahlenmenschen geprägt.

1992 sei er „schweren Herzens“ dem Ruf von Oberbürgermeister Hamberger gefolgt, sich der Aufgabe des Personalratsvorsitzenden zu stellen. Sehr schnell habe er gemerkt: Gerade die Arbeiter waren es, die einen starken Fürsprecher brauchten. Die ausdauernd gute Arbeit der Mitarbeiter im Betriebsamt hätte jedoch gegen eine Privatisierung gesprochen. „Ihr habt es Euch deshalb selbst verdient, dass der Arbeitsplatz nicht weggefallen ist“, rief Fischer seinen Gästen aus dem Betriebsamt zu. Seine Aufgabe als Personalratsvorsitzender habe psychische Belastung bedeutet und 100 Prozent und mehr von ihm abverlangt. Über allem aber stand: Den Schwächeren zu helfen. (mb)

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