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Wochenendveranstaltung des Jugendbildungswerks will „digitale Kluft zwischen Vätern und Söhnen überwinden“

Fulda. 1981 kam der erste Teil der „Indiana Jones“-Reihe in die Kinos, und damit zu einer Zeit, als an Computerspiele noch nicht so recht zu denken war. Doch wenn heute Elfjährige ausrufen „Ich habe Ündiana Jones`getötet“, dann ist mitnichten das filmische Original Harrison Ford gemeint, sondern dessen virtuelle Adaption. – Zwei Welten waren es auch, die sich vor kurzem bei einem Vater-Sohn-Spieletag in der Fuldaer Jugendherberge begegneten. Organisiert vom  Jugendbildungswerk des Landkreises Fulda, wurde die Veranstaltung durchgeführt vom gemeinnützigen Verein LogOut e.V. mit Sitz in Fulda.

Leider war das Wetter nicht unbedingt dazu angetan, den Streifzügen durch die virtuelle Welt umfangreiche auch in der realen Welt folgen zu lassen. Denn die beiden Diplom-Sozialpädagogen und Medienpädagogen Felix Rudolph-von Niebelschütz und Andreas Christ vom LogOut-Vorstand hatten eigentlich eine Gegenüberstellung von Spielen geplant, „die die Väter damals draußen gespielt haben, ihre Söhne aber heute drinnen am PC spielen“. In abgewandelter Form, nämlich als sogenannte First-Person-Shooter, finden sich beispielsweise „Räuber und Gendarm“ oder „Cowboy und Indianer“ wieder, die einst bei ganzen Generationen für Zeitvertreib sorgten.

Der Regen behinderte zwar ein wenig die „Capture the Flag“-Runde auf dem Areal der Jugendherberge, es entwickelte sich aber dennoch ein spannend-lockeres Vergnügen mit Luftpumpen und Weinkorkenmunition. Drinnen demonstrierte dann wieder der Nachwuchs zwischen neun und elf Jahren, wie behände er mit der PC-Tastatur umzugehen versteht. Die Väter jedenfalls hatten beim virtuellen Paintball des Öfteren das Nachsehen, obgleich sie gar nicht so schlecht abschnitten, wie von LogOut zuvor befürchtet. Die beiden Teams liefen virtuell in einer Fußballstadion ähnelnden Arena umher und versuchten, jeweils der  anderen Mannschaft einen Treffer ins Tor zu schießen. Bei einer anderen Variante des Spiels wurde der Gegner mit Farbkugeln markiert.

Dass sich Jung und Alt gemeinsam bei „richtigen“ Abenteuerspielen begeistern können, bewies nach dem gemeinsamen Mittagessen allerdings eine aufregende Geocoaching-Schnitzeljagd. LogOut hatte erst vor kurzem mit 25 Schülerinnen und Schülern an der Petersberger Konrad-Adenauer-Schule eine solche digitale Schnitzeljagd veranstaltet. Die Konrad-Adenauer-Schule, die in Trägerschaft des Landkreises Fulda steht, sah in dem Projekt die Chance, die Kinder und Jugendlichen „wieder an die frische Luft zu kriegen“. Denn nach Ansicht von LogOut bildet Geocoaching mit seiner Grundidee der Verbindung von virtuellen Welten mit den Reizen der Natur, der ländlichen oder städtischen Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen sowie der Suche nach real existierenden „Schätzen” eine ideale Alternative zu den Herausforderungen der digitalen Spielewelt.

Der Spieletag war vom Jugendbildungswerk des Landkreises auch mit dem Ziel initiiert worden, „die digitale Kluft zwischen Vätern und Söhnen zu überwinden“, wie es Felix Rudolph-von Niebelschütz formuliert. Denn parallel zum  schnellen Wandel, der mit der Entwicklung von Computer und Internet einhergehe, würden die Unterschiede im Verständnis zwischen Kindern/Jugendlichen und Erwachsenen bezüglich Medienwahrnehmung und Mediennutzung größer. Dies habe dazu geführt, dass viele Erwachsene moderne Fernsehserien, Filme, Musik oder Computerspiele anders wahrnehmen würden. Über das gemeinsame Spiel sollte in der Jugendherberge versucht werden, sich einander wieder anzunähern – obgleich die Stunden zeigten, dass der Austausch zwischen den Generationen auch in puncto Internet und PC-Spiele noch funktioniert. Zumindest bei denjenigen Vätern und Söhnen, die mit Begeisterung an der Wochenendveranstaltung teilnahmen.

LogOut hatte sich bei seiner Gründung unter anderem der Herausforderung gestellt, den potentiellen (Sucht)-Gefahren zu begegnen, die Computerspiele und neue Medien gerade für Kinder und jugendliche Heranwachsende in sich bergen. Andreas Christ: „Wir wollen die Probleme angehen, wenn junge Menschen an solchen Spielen hängen bleiben und nicht mehr davon wegkommen. Ein Risiko, das beispielsweise bei ’World of Warcraft’ gegeben ist, das einen starken Reiz ausübt.“. Allerdings vertrete man die Auffassung, „dass Verbote nichts bringen“. Besser seien Aufklärung über die Gefahren und die Unterweisung im Umgang mit solchen Spielen. Die jungen Teilnehmer an dem Spieletag wiederum seien hervorragende Multiplikatoren, um die gemachten Erfahrungen an ihre Schul- und Spielkollegen weiterzugeben.

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