Fulda. Die Geburtsklinik des Herz-Jesu-Krankenhauses bietet ab sofort gemeinsam mit dem niedergelassenen Kinderkardiologen Dr. Jannos Siaplaouras eine Ultraschalluntersuchung des Herzens bei Neugeborenen an. Bei der so genannten Farbdoppler-Echokardiografie werden Herz und Blutgefäße des Säuglings auf Missbildungen untersucht. Ziel des Screenings ist es, angeborene Herzfehler frühzeitig zu erkennen und die Heilungschancen für das Kind zu verbessern. Das Herz-Jesu-Krankenhaus trägt dabei einen Teil der Untersuchungskosten.
Mit seinem Vorschlag, ein Herz-Screening als weitere Vorsorgeuntersuchung für Neugeborenen anzubieten, stieß Dr. Siaplaouras im HJK auf offene Ohren. Dr. Alexander Dengler, Chefarzt der Abteilung Gynäkologie und Geburtshilfe, erklärt: „Wir bieten im HJK bereits die Pulsoxymetrie und einen kostenlosen Hörtest für Neugeborenen an. Ein Herz-Screening – das hat eine Studie gezeigt – ist medizinisch sinnvoll und bietet Kindern und Eltern noch mehr Sicherheit.“ Hessenweit, so der Gynäkologe, gebe es bislang nur ein weiteres Krankenhaus, das ein Herz-Screening für Neugeborene anbietet.
Neugeborene, die im Herz-Jesu-Krankenhaus das Licht der Welt erblicken, können künftig in der Praxis des Kardiologen, die sich im benachbarten Gesundheitszentrum befindet, auf angeborene Herzfehler untersucht werden. „Wir empfehlen, die Untersuchung spätestens am dritten Lebenstag durchführen zu lassen. Sollte allerdings die Pulsoxymetrie, ein Verfahren zur Messung der Sauerstoffsättigung im Blut, Auffälligkeiten ergeben, wird das Neugeborene umgehend untersucht. Wenn eine stationäre Therapie nötig wird, erfolgt dies in Kooperation mit der Städtischen Kinderklink und dem hessischen Kinderherzzentrum“, erläutert der Kinderarzt.
Herzfehler bei Kindern sind nicht selten. Im Gegenteil: Angeborene Herzfehler gehören zu den häufigsten lebensbedrohlichen Erkrankungen im Kindesalter. Eines von 100 Neugeborenen kommt mit einem Herzfehler zur Welt. Meistens wird die Diagnose schon im Laufe der Schwangerschaft gestellt. Doch während manche Herzfehler bereits frühzeitig im Mutterleib entdeckt werden können, gibt es auch Defekte, die selbst nach der Geburt sehr schwer zu erkennen sind.
„Eine Pilotstudie hat gezeigt, dass mit den gegenwärtigen Methoden – dazu gehören die Messung der Sauerstoffsättigung, das Abhören der Herztöne sowie die körperliche Untersuchung – immer noch bis zu 50 Prozent der angeborenen Herzfehler nicht frühzeitig genug diagnostiziert werden“, erklärt Dr. Siaplaouras(Foto re.). Mit der Farbdoppler-Echokardiografie, einer schmerz- und risikolosen Untersuchungsmethode, sei es jedoch möglich, Herzfehler frühzeitig zu entdecken und Folgeschäden zu vermeiden.
Da die Krankenkassen für diese Vorsorgeuntersuchung bislang noch kein Geld bezahlen, beteiligt sich das HJK auch an den Kosten: 35 Euro übernimmt die Krankenhausverwaltung, 40 Euro zahlen die Eltern oder Erziehungsberechtigten.