Oberbach. Bereits zum dritten Mal unternahm die 7. Klasse der Hauptschule Burkardroth eine Exkursion in die Kernzone Lösershag des Biosphärenreservats Rhön. Diesmal wurde sie von der 6. Klasse begleitet. An fünf verschiedenen Stationen gaben die Schülerinnen und Schüler dann ihr erworbenes Wissen über das Naturwaldreservat an die Mädchen und Jungen der jüngeren Jahrgangsstufe weiter. Mit der 3. Exkursion ging das Projekt „Checkid – Kids entdecken die Kernzone“ zu Ende.
Das Projekt „Checkid – Kids entdecken die Kernzone“ will Schüler für die Besonderheiten von Gebieten sensibilisieren, die vom Menschen nicht genutzt werden, und gleichzeitig den Austausch zwischen Jugendlichen aus verschiedenen Biosphärenreservaten fördern. Denn Wildnis- und Naturerfahrungen in der Kindheit sind häufig der Auslöser dafür, sich später für den Erhalt der natürlichen Umwelt zu engagieren.
Das deutsch-österreichische Projekt, das von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften finanziert wird, hatte im Herbst 2009 begonnen. „Es gab bisher zwei Wanderungen in die Kernzone Lösershag im Biosphärenreservat Rhön und zwei Wanderungen in das Gadental, ein alpines Naturschutzgebiet im Großen Walsertal. Nach diesen Wanderungen haben sich die Schüler über das Internet ausgetauscht. Zum Abschluss werden sie sich gegenseitig einen Film und eine Exkursionskarte zuschicken, die im Laufe des Projekts entstanden sind“, sagt Sigrun Lange vom Beratungsbüro E.C.O. Deutschland in München. Sie hat das Projekt im Biosphärenreservat Rhön geleitet.
Unterstützt wurde sie dabei von Michael Dohrmann vom Verein Naturpark & Biosphärenreservat Bayerische Rhön e.V. Ein wenig bedauert sie es, dass innerhalb des Projekts kein persönliches Treffen zwischen den Schulen in der Rhön und im Großen Walsertal zustande kam. „Aber dank des Internets konnten wir viele Erfahrungen und viel Wissen über die jeweiligen Kernzonen austauschen. Auf jeden Fall haben die Schüler gelernt, dass es in einem Biosphärenreservat auch Flächen geben muss, in denen der Mensch nicht eingreift, um der Natur Raum für eine ungestörte Entwicklung zu geben“, schätzt Lange ein. Darüber hinaus habe das Projekt das selbstständige Entdecken gefördert.
An den fünf Stationen entlang des Rundweges Lösershag ging es beispielsweise um die verschiedenen Baumarten der Kernzone, um die Geologie, die verschiedenen Tiere und um Basalt und Vulkanismus. Auf den Steinen der Blockschutthalde untersuchten die Kinder Flechten und Moose. In einem Rollenspiel nahmen sie die Perspektive von unterschiedlichen Interessensgruppen ein, die den Wald entweder schützen oder nutzen wollen.
„Ich habe schon gewusst, dass es solche Wälder gibt, in denen alles dem natürlichen Kreislauf überlassen wird. Aber vor diesem Projekt war ich noch nie in solch einem Wald drin“, meint beispielsweise der 13-jährige Julian aus Premich. Ihn hat vor allem der große Anteil an Totholz begeistert, der speziell bei den Käfern die Artenvielfalt fördert. „Mir war vorher nicht klar, was man eigentlich unter einer Kernzone und einem Naturwaldreservat versteht. Jetzt weiß ich, dass es große Unterschiede gibt zwischen dem Wald, der genutzt wird, und dem Wald, der sich selbst überlassen bleibt“, sagt die 14-jährige Alexandra aus Wollbach. „Wir überlegen, ob wir dieses Projekt in Zukunft sogar europaweit anbieten sollten“, erklärt Sigrun Lange. Eventuell sollen dann ältere Jahrgangsstufen angesprochen werden, um Aspekte der globalen Entwicklung zu verstärken.
Seit 1993 bildet der Lösershag den nordwestlichsten Teil des mehr als 3 000 Hektar großen Naturschutzgebietes Schwarze Berge. Die Kuppe selbst steht bereits seit 1959 unter Naturschutz. Charakteristisch sind die Blockhalden aus Basalt. Hier wachsen Esche, Buche, Bergulme und Bergahorn. Der seit Generationen sich selbst überlassene Wald kann auf einem rund zweistündigen Rundgang entdeckt werden. Insgesamt acht Stationen informieren über die jeweiligen Besonderheiten im Naturwaldreservat.