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Limburger Bischof predigte beim Bonifatiusfest – Feierliche Eröffnung der traditionellen Bonifatiuswallfahrten

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Fulda. „Das Evangelium Jesu Christi, unser Glaube, versteht sich wie eine Gegenstromanlage in einer säkularen Gesellschaft: sie fordert heraus und kräftigt das Stehvermögen von Menschen, die für Gott eintreten wollen“, betonte der Bischof von Limburg, Dr. Franz-Peter Tebartz-van Elst, am Sonntag in Fulda vor über 14.000 Wallfahrern bei der Eröffnung der traditionellen Bonifatiuswallfahrten.

Fotos (280): Max Colin Heydenreich

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In den Herausforderungen, die die Kirche heute zu bestehen habe, sei bei manchen Christen die Versuchung groß, sich vom „Wind der Meinungen verwehen zu lassen“, auszutreten oder sich zurückzuziehen. Gerade in solchen Stürmen brauche es Menschen mit der Festigkeit von „Felsen in der Brandung“, wie sie den hl. Bonifatius ausgezeichnet habe. Der Limburger Oberhirte gab zu bedenken, daß pauschale Verurteilungen gegenüber der Kirche notwendige Umkehr ersticken könnten, denn „Läuterung braucht die Luft der Liebe“, damit eine neue Leidenschaft für Gott und die Menschen keimen könne.

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Auch der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen, der dem feierlichen Pontifikalamt auf dem Fuldaer Domplatz vorstand, nahm auf die schwierigen Monate, die die Kirche im Zusammenhang mit den Mißbrauchsfällen erlebt hat, Bezug und rief dazu auf, der Kirche treu zu bleiben. Die große Zahl von Wallfahrern, die der Kirche ihre Verbundenheit zeigte – darunter auch über 800 Ministranten und mehrere hundert Mitglieder des Cartellverbandes – , hatte Algermissen als Gastgeber herzlich willkommen geheißen und als „Kirche auf dem Weg“ bezeichnet. Das „Bild einer bunten Kirche“ wurde von Wallfahrern und Gruppen aus Nigeria und Uganda, aus Oberitalien und den Niederlanden vervollständigt. Nach den schwierigen letzten Monaten, in denen sich Schattenseiten der Kirche zeigten, werde nun auch der „Glanz der Kirche“ deutlich sichtbar.

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Zu Beginn seiner Predigt hatte der bischöfliche Gast aus Limburg deutlich gemacht, daß die Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Fulda auch eine Begegnung mit dem Apostel der Deutschen, dem hl. Bonifatius, im Gebet sei. Zeugnisse des Glaubens würden zum Fundament für neue Erfahrungen mit dem Evangelium, die sich aus bestandenen Herausforderungen bildeten. „Unser Glaube basiert auf Gewißheiten, für die Menschen vor uns einstehen. Wer sich an das Grab des hl. Bonifatius begibt, begreift, daß seine Mission die Grundlage ist für ein Bekenntnis zu Jesus Christus und seiner Kirche gerade in stürmischen Zeiten.“ Bonifatius habe die Erfahrung von Gegenwind gekannt.

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„Es ist eine Zeit des Umbruchs im gesellschaftlichen Leben, der auch die Kirche nicht unberührt läßt. Es ist eine Zeit mit Meinungen und Mentalitäten, die versuchen, der Kirche Gottes durch Menschen ‚habhaft’ zu werden, sie ‚passend’ zu machen im gesellschaftlichen Mainstream; sie anzugleichen, damit sie nicht quer steht zu dem, was Politiker und Potentaten wollen.“ Gegen solche Bestrebungen habe Bonifatius auf eine innere Kirchenreform gesetzt. Er habe gewußt, daß innere Erneuerung nicht über Strukturen und Strategien zu erreichen sei, die darauf setzten, die Kirche mit der Gesellschaft zu egalisieren. Sein Einsatz für die „mit Rom verbundene Landeskirche“ sei eine innere Treue, die sich das Bekenntnis des Petrus zu Jesus als dem Messias und Herrn zu eigen mache.

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Bischof Tebartz-van Elst kam sodann auf Grenzerfahrungen zu sprechen, die sich im Horizont des Glaubens zum Gebot der Stunde wandeln könnten. Da sei zunächst die Versuchung zur Hysterie angesichts von Meinungen, die „gemacht“ würden, so daß es schwer sei, sich mit gebotener Einsicht und notwendiger Differenzierung den wirklichen Problemen zu stellen. Weil Hysterie zur Apathie führe, brauche unsere Gesellschaft den Geist des Bonifatius, der ein Klima der Verständigung schaffe. Nur wo Gott beim Namen genannt werde, könnten auch die Wunden der Kirche so ausgesprochen werden, daß Heilung in Gang komme.

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„Aus der Lauterkeit sicherlich gebotener, aber konstruktiver Kritik erwächst die Läuterung zur gottgewollten Erneuerung“, stellte der Bischof heraus. Besonnenheit sei es, die ordne und orientiere. Der Versuchung, „das Schiff zu verlassen“, stellte Tebartz-van Elst sodann die Einladung zum Bleiben entgegen. Wenn Menschen eine Freundschaft, eine Gruppe oder eine Aufgabe aus Unzufriedenheit aufkündigten, merkten sie oft erst mit der Zeit, daß dies vielleicht dem ersten Ärger Luft gemacht habe, der Seele aber doch keinen Frieden gebe. „Nur wer bleibt, kann verändern. Wer geht, fehlt, wenn es darum gehen muß, unserem Glauben wieder ein lebendiges Gesicht zu geben. Diese innere Stärke, zu bleiben, wo andere gehen, zeichnet wahre Jüngerschaft aus.“

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Die Ministranten lobte der Limburger Bischof für ihr treues Engagement in den Gemeinden und die Wallfahrt nach Rom, die „ein starkes Zeichen und Zeugnis für eure treue Verbundenheit mit Christus“ sei. Ihr unbeirrter Dienst mache der ganzen Kirche Mut. „Weil Ihr bleibt, wird Kirche jung! Mit eurer Begeisterung wird Kirche lebendig! Eure Treue gibt der ganzen Kirche Zuversicht!“ Zu bleiben, wo andere gingen, sei das stärkste Zeichen einer Freundschaft, von dem die Menschen und auch die Kirche zu allen Zeiten lebten. Man vergesse im Leben nicht, wer geblieben sei, als andere gingen. Mit der gelebten Treue im Glauben sei es wie mit einem Diamanten: sie funkele und strahle aus, sie ziehe an, wo sie erlebt werde. „Mission in der Intention des hl. Bonifatius: das ist eine innere Treue, die um Gottes Zukunft auch für seine Kirche weiß.“ Dann fügte Tebartz-van Elst an, daß die Gefahr bestehe, sich von den Wellen treiben zu lassen und zu kentern. „Christen, die sich der Strömung, dem Mainstream einer säkularen Gesellschaft überlassen, werden irgendwann untergehen“, gab er zu bedenken.

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Die Chargierten im Cartellverband CV ansprechend, deren Prinzipien Glaube, Wissenschaft und Freundschaft darauf verwiesen, wie sich das Gemeinwohl einer Gesellschaft ansteuern lasse, wies der Bischof sodann darauf hin, wie sehr die Krypta mit dem Grab des Apostels der Deutschen die Geborgenheit und den Zusammenhalt eines Glaubens freilege, der Gesellschaft mitgestalten wolle. „Missionarischer Glaube braucht Christen, die bereit sind, in Verantwortung zusammenzustehen, damit der Kurs der Kirche im Glauben Orientierung geben kann.“ Zu allen Zeiten beginne die Erneuerung der Kirche mit Christen, die sich aus Leidenschaft und Liebe für die Sache Jesu, für seine Kirche, zu eigen machen, was der hl. Bonifatius schreibe: „Laßt uns nicht wie stumme Hunde sein, nicht wie Menschen, die nur zusehen und schweigen. Laßt uns nicht wie Mietlinge sein, die fliehen, wenn der Wolf kommt.“ Nicht zusehen, sondern hinsehen; nicht kritisieren, sondern engagieren; nicht lamentieren, sondern motivieren: diese Mentalität des hl. Bonifatius zeige, welchen Mut zur Mission die Kirche auch heute brauche.

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Den Festgottesdienst feierte Fuldas Bischof Heinz Josef Algermissen in Konzelebration mit Bischof Tebartz van Elst, Bischof Gerard de Korte (Groningen-Leeuwarden, Niederlande), Bischof Anthony Adaji (Idah, Nigeria), Weihbischof Dr. Karlheinz Diez und Weihbischof Johannes Kapp sowie Generalvikar Apostolischer Protonotar Dr. Gerhard Stanke, dem Seelsorger des CV, Domkapitular Ulrich Bonin (Berlin), den Pfarrern Paul Verheijen und Jan Alfink aus Holland, Don Giovanni Battista Quadri (Como) und den Priestern Rogers Birija und Joseph Ndiraba (Hoima, Uganda). Musikalisch wurde die Meßfeier vom Fuldaer Jugendkathedralchor unter Leitung von Domkapellmeister Franz-Peter Huber, die Chorsätze von D. J. Evans und aus Taizé sowie Gottesloblieder im Wechsel mit der Gemeinde sangen, sowie einem großen, aus mehreren Blasorchestern bestehenden Instrumentalensemble unter Leitung von Regionalkantor Ulrich Moormann mitgestaltet.

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Zu Beginn des Gottesdienstes hatte Bischof Algermissen bei strahlendem Sonnenschein die Gläubigen und besonders die Konzelebranten und Gäste aus dem Ausland begrüßt. Dabei eröffnete er auch ein „Jahr des Ehrenamtes“, das bis zum Bonifatiusjahr 2011 gehen und den freiwilligen Einsatz für Kirche und Gesellschaft würdigen soll. Domdechant Prof. Dr. Werner Kathrein hatte vor Beginn des Gottesdienstes die Wallfahrer aus den Pastoralverbünden und Pfarreien des Bistums und darüber hinaus die „treuen Gäste“ aus Italien, den Niederlanden und Afrika willkommen geheißen.

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