Fulda. Jung, dynamisch, motiviert, mobil und extrem belastbar – so beschreiben Unternehmer gern ihre Wunschkandidaten, wenn offene Stellen zu besetzen sind. Dagegen wird die Leistungsfähigkeit älterer Arbeitnehmer bei der Personalauswahl oft unterschätzt. Dass es sich lohnt, die so genannten 50Pluser zu beschäftigen und man angesichts des demographischen Wandels sowie des drohenden Fachkräftemangels gar nicht auf diese Zielgruppe verzichten darf, wurde bei der Fachtagung „Stärke durch Vielfalt“ deutlich.
Fotos (10): Max Colin Heydenreich
Im Rahmen der Tagung diskutierten am Dienstag über 300 Vertreter aus Wirtschaft und Politik in der Esperantohalle über die Integration von langzeitarbeitslosen Menschen basierend auf dem Bundesprogramm „Perspektive 50plus – Beschäftigungspakte für Ältere in den Regionen“. “Perspektive 50plus” bildet das Dach für bundesweit 62 regionale Beschäftigungspakte. Vertreter von sechs hessischen Beschäftigungspakten präsentierten in der Esperantohalle eigene erfolgreiche Programme und Maßnahmen zur Aktivierung und Integration der langzeitarbeitslosen Menschen. Moderiert wurde die Veranstaltung durch „50plus-Botschafter“ Holger Weinert vom Hessischen Rundfunk.
In seinem Grußwort betonte Landrat Bernd Woide: „Die Stärke der Beschäftigungsperspektive 50plus liegt in der Vielfalt der Ansätze.“ So wie es keinen klassischen 50Pluser gebe, gebe es auch kein klassisches Integrationspaket. Daher sei es wichtig, in unterschiedlichen Regionen ganz unterschiedliche Konzepte zu haben.
Die hessische Landesregierung sieht in der Vermittlung älterer Menschen in den Arbeitsmarkt einen Schwerpunkt ihrer Arbeitsmarktpolitik. „50plus muss Normalität in den Betrieben werden“, forderte Petra Müller-Klepper, Staatssekretärin im Hessischen Ministerium für Arbeit, Familie und Gesundheit. „Ältere sind nicht weniger, sondern anders leistungsfähig als Jüngere. Sie haben aufgrund ihrer Lebenserfahrung ein Urteilsvermögen, hohe soziale Kompetenz, ausgeprägte kommunikative Fähigkeiten, sie arbeiten selbständiger, agieren sicherer und haben in vielen Fällen ein hohes Verantwortungsbewusstsein“, hob Müller-Klepper die Stärken der 50Pluser hervor. In zahlreichen Unternehmen habe man bereits erkannt, dass es sich lohne, in den Erhalt der Beschäftigungsfähigkeit älterer Arbeitnehmer zu investieren. Die Staatssekretärin warb dafür, dass sich die Unternehmen des Themas „Altersmanagement“ annehmen.
Ministerialrat Martin Weiland, Unterabteilungsleiter im Bundesministerium für Arbeit und Soziales, gab in seinem Vortrag einen Überblick über die Idee, Umsetzung und Ziele des Bundesprogramms „Perspektive 50plus“. Neben dem Aufbau und der Weiterentwicklung regionaler Netzwerke und passgenauer Ansätze gehe es bei „Perspektive 50plus“ auch darum, die Unternehmen für den demographischen Wandel und die Potenziale der älteren Arbeitnehmer zu sensibilisieren. Ziel sei es, die Zahl der Aktivierungen und Integrationen weiter zu steigern. In 2010 werden laut Weiland rund 170.000 Aktivierungen und 45.000 Integrationen angestrebt, im Jahr 2011 sei das Ziel 250.000 Aktivierungen und 70.000 Integrationen.
Bei einer Podiumsdiskussion hoben Weiland sowie Vertreter der hessischen Beschäftigungspakte die vielschichtigen Ansätze sowie die Bedeutung der individuellen Kundenbetreuung und der partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit den Unternehmen hervor. Im Anschluss wurden erfolgreiche Instrumente zur Aktivierung und Integration wie beispielsweise Gesundheitsprogramme, Arbeitgeberansprache oder Qualifizierungspartnerschaften vorgestellt. Die Veranstaltung endete am Nachmittag mit interessanten Praxisbeispielen: Sechs von „Perspektive 50plus“ ausgezeichnete Unternehmer berichteten von ihren Erfahrungen mit älteren Arbeitnehmern. (Dorit Heydenreich)