Ebersburg/Thalau. Mit einem Thema, das vor dem Hintergrund des demografischen Wandels noch an Brisanz gewinnen dürfte, beschäftigte sich ein Forum, zu dem der Landkreis Fulda und die Gemeinde Ebersburg eingeladen hatten. Es ging um die Frage, wie die medizinische Versorgung im ländlichen Raum auch in Zukunft sichergestellt werden kann. Sachkundige Antworten erhofften sich die rund 150 Besucher unter anderem vom Hessischen Staatsminister für Arbeit, Familie und Gesundheit, Jürgen Banzer.
Die Ausgangslage war klar: Unter den gegenwärtigen Rahmenbedingungen kann das bisherige Versorgungsniveau kaum aufrecht erhalten werden. Der Beruf des Landarztes verliert an Attraktivität. Immer mehr niedergelassene Ärzte haben Schwierigkeiten, Nachfolger für ihre Praxen zu finden. Die Bürgerinnen und Bürger erwarten von der Politik und den Verantwortlichen des Gesundheitswesens, einer drohenden Verschlechterung der medizinischen Versorgung entgegen zu wirken. Dabei ist die medizinische Versorgung nur ein besonders prägnantes Beispiel. Letztendlich geht es um die Zukunftsfähigkeit des ländlichen Raums insgesamt.
Erster Kreisbeigeordneter Dr. Heiko Wingenfeld machte deutlich, dass es sich um ein echtes Zukunftsthema handele, dem sich der Landkreis Fulda gemeinsam mit den kreisangehörigen Städten und Gemeinden stelle. Die kommunale Ebene dürfe sich nicht darauf zurückziehen, dass sie auf diesem Gebiet keine gesetzlichen Zuständigkeiten habe. „Nur wenn wir unsere Interessen und Probleme unmissverständlich formulieren, besteht die Chance, auf Landes- und Bundesebene die erforderlichen Weichen zu stellen.“ Durch Kooperation aller Beteiligten könne es gelingen, auch in Zukunft eine gute medizinische Versorgung im ländlichen Raum zu erhalten.
„Im Moment brennt bei uns noch nichts an“, unterstrich Erster Kreisbeigeordneter Wingenfeld. Im Regierungsbezirk Kassel habe nur die Stadt Kassel eine günstigere Arzt-Einwohner-Relation. Dies dürfe jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass es auch im Landkreis Fulda unterversorgte Teilregionen gebe und mittlerweile sieben Hausarztstellen unbesetzt seien. Mit Nachdruck sprach sich der Gesundheitsdezernent deshalb für eine kleinräumige Betrachtungsweise bei der Bedarfsplanung aus. Nach den Worten von Bürgermeisterin Brigitte Erb müsse man frühzeitig bedrohliche Entwicklungen erkennen, um entsprechend gegensteuern zu können.
Staatsminister Banzer erklärte, dass das Land an einem Konzept zur Sicherstellung einer qualitativ hochwertigen, wohnortnahen Versorgung arbeite. Dabei könnten auch Kooperationsformen einfließen, wie sie der im Landkreis Fulda eingerichtete Runde Tisch vorgeschlagen habe. So solle im neuen Krankenhausgesetz die Möglichkeit für Außensprechstunden sowie Teilanstellungen bzw. Zweigniederlassungen von Ärzten geschaffen werden. Für die Bewerbung von Fulda als Modellregion, um zum Beispiel den Einsatz besonders qualifizierter Gemeindeschwestern oder die Einrichtung von Fahrdiensten zu erproben, zeigte sich Banzer offen.
Die anschließende Podiumsdiskussion leitete Professor Dr. Klaus Stegmüller von der Hochschule Fulda. An ihr nahmen neben dem Ersten Kreisbeigeordneten Dr. Heiko Wingenfeld und Bürgermeisterin Brigitte Erb auch Harald Jeguschke (Klinikum Fulda), Dr. Margita Bert (Kassenärztliche Vereinigung Hessen), Dr. Nina Walter (Landesärztekammer Hessen), Dr. Carsten Haeckel (AOK Hessen) sowie Bernhard Licht vom Gesundheitsnetz Osthessen teil. Themen waren unter anderem die verstärkte Aus- und Weiterbildung von jungen Ärzten zu Allgemeinmedizinern, aber auch der große bürokratische Aufwand bei Führung einer Praxis.