Serie. Anfang Mai hat die Redaktion in Zusammenarbeit mit dem Palliativnetz Osthessen die Serie “Palliativ Care” gestartet. Bis Ende Oktober geben Palliativmediziner Thomas Sitte, Krankenschwester Manuela Straub und weitere Pflegeexperten immer mittwochs Tipps zur Pflege schwerstkranker Patienten geben. Tipps, die nicht nur den pflegenden Angehörige helfen, sondern auch die Lebensqualität der Patienten deutlich verbessern können. Über Palliative Operationen schreibt heute Manuela Straub.
Denken wir bei Krebs an Operationen, dann hoffen, glauben wir, dass der Tumor entfernt wird und wir danach wieder gesund sind. Das trifft zum Glück in den frühen Krankheitsstadien auch zu. Hier fällt der Entschluss zu einer OP-Einwilligung leicht.
Anders kann es aussehen, wenn eine Krankheit schon weit fortgeschritten ist. Dann sind die Ziele, wie wir schon gehört haben, anders geworden. Die Behandlung wird vielleicht nicht mehr heilen können. Im palliativen Sinn kann eine Operation aber auch lindern, sie kann helfen Beschwerden vorzubeugen oder diese zu verhindern.
Das muss mit viel Erfahrung, menschlichem Einfühlungsvermögen und in eingehenden Gesprächen mit Behandlern und Patient besprochen werden. Möglichst sollte auch ein Angehöriger oder guter Freund dabei sein, um die wichtigen Dinge besser erinnern oder auch einmal nachhaken zu können, wenn sich beim Patienten die Daten, Fakten und Gefühle beginnen im Kopf zu drehen.
Hier können nicht Einzelheiten der verschiedenen Möglichkeiten besprochen werden. Nur so viel: Wenn ein Tumor sehr groß ist, kann es sinnvoll sein, ihn zu verkleinern, auch wenn er nicht ganz entfernt werden kann. Manchmal kann dadurch Beschwerden vorgebeugt oder diese können ganz verhindert werden. Bei einem drohenden Darmverschluss kann eine Umleitungsoperation diesen verhindern oder aufheben, auch wenn der Tumor nicht verändert wird.
Wenn ein Tumor nach außen durchbricht, kann durch eine Verkleinerung manchmal ein Zerfall mit sehr unangenehmem Geruch verbessert werden. Noch viele andere Möglichkeiten kann es für eine sinnvolle Operation geben. Aber, wir müssen uns dabei gut vor Augen halten, welchen Preis die Operation kostet! Nicht in Euro, sondern in Lebenszeit.
Ist der Patient dadurch lange im Krankenhaus? Muss er danach noch in eine Reha-Klinik? Sind Komplikationen häufig? Stirbt man durch die Operation vielleicht früher? Gibt es dauerhafte Einschränkungen nach einer Operation? Das sind Fragen, die vorher bedacht werden sollten. Man muss es aber nicht unbedingt selber entscheiden. Manch einer möchte nicht zu sehr aufgeklärt werden. Dann muss der Patient sich einen Menschen suchen, dem er vertraut und der für ihn entscheidet. Das kann auch der Hausarzt, der Onkologe oder der Operateur sein. (Thomas Sitte)
Wer Fragen hat, kann sich an das Schmerz & PalliativZentrum Fulda unter Telefon 0661 – 9 01 50 16 wenden oder findet weitere Informationen im Internet unter www.palliativnetz-osthessen.de
Bislang veröffentlichte Themen der Serie:
1. Schmerzlinderung
2. Durchbruchschmerzen
3. Lagerung
4. Mundpflege und Hilfe bei Durstgefühl
5. Wundliegen & Hautpflege
6. Atemnot
7. Ängste
8. Unruhe
9. Schwäche
10. Müdigkeit
11. Hunger
12. Durst
13. Unangenehme Wunden
14. Verstopfung
15. Juckreiz
16. Düfte/ätherische Öle
17. Basale Stimulation
18. Lymphdrainage
19. Hilfsmittel
20. Therapiebeschränkung
21. Der Schmerz des Abschieds
22. Umgang mit Trauer
23. Was ist Palliativtherapie?
24. Was ist Palliativ Care?