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Das Fürstliche Gartenfest: Interessante Köpfe mit grünem Daumen

100429_GartenfestFulda. Wenn Lieferwagen vollgepackt mit blühenden Stauden die lange Allee hinauf Richtung Schloss Fasanerie fahren, ist es wieder soweit: das Fürstliche Gartenfest ruft Gärtner, Pflanzenzüchter, Landschaftsarchitekten und Gartenbaubetriebe aus ganz Deutschland zur alljährlichen Verkaufssausstellung für Gartenkultur und ländliche Lebensart nach Fulda. Gesegnet mit einem grünen Daumen bieten die Aussteller nicht nur interessante Pflanzen zum Verkauf, sondern geben während der vier Gartenfesttage den Besuchern in allen Fragen zu Anbau, Zucht und Pflege jede Menge guter Ratschläge.

Sie verraten, wie aus dem schnöden Stück Rasen vor der Haustür ein blühendes Kleinod wird und machen Mut zu eigenen gärtnerischen Taten. Die Begeisterung dieser Menschen für den Garten steckt an, inspirierend sind oftmals ihre Lebensgeschichten. Wenn man etwa Michael Camphausen zuhört, erfährt man nicht nur eine Menge über Thymiansorten und deren Geschmacksvielfalt, sondern entdeckt die ungewöhnliche Lebensgeschichte hinter Deutschlands führenden Thymianspezialisten.

Der gelernte Groß- und Außenhandelskaufmann sattelte im Jahr 2007 um und eröffnete in Bassum, einer kleinen Stadt in der Nähe von Bremen, eine Thymiangärtnerei. Fasziniert von ihrem knorrigen Aussehen und robusten Charakter eignete er sich binnen kurzer Zeit ein enormes Wissen an und baute mit viel Herzblut seine Sammlung auf: seit 1998 klapperte er in ganz Deutschland Gärtnereien ab und suchte schließlich auch im Ausland nach außergewöhnlichen Exemplaren. Mit über 200 verschiedene Arten und Sorten dürfte er heute in Deutschland über das größte Sortiment verfügen.

Die Konzentration auf Aussteller aus den Bereichen Pflanzen, Garten und Landschaftsbau zählt zum überzeugten Konzept der Veranstaltung. Denn, so betont der Schlossherr und Schirmherr der Veranstaltung Moritz Landgraf von Hessen: „Von Anbeginn lag der Schwerpunkt unseres Gartenfestes bei gärtnerischen Themen. Im Laufe der Jahre haben wir viele Züchter und Gärtner, Gartenarchitekten und Landschaftsbauer kennengelernt. Wir haben uns auf diesem Gebiet eine grüne Kompetenz erarbeitet, die wir den Besuchern des Gartenfestes gerne weitergeben.“

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Im letzten Jahr feierte das Fürstliche Gartenfest Schloss Fasanerie 10jähriges Jubiläum. Nach dieser Zeit sind die Experten vertraut, die Gartengrößen bekannt. Im Spätsommer 1999 reifte bei Moritz Landgraf von Hessen die Idee, ein internationales Gartenfest zu veranstalten. Ein knappes Jahr später wurde bereits zur Premiere geladen. Als Vorbilder dienten die „Chelsea Flowershow“ in London, die seit 1913 von der Royal Horticultural Society veranstaltet wird und „Les Journées des Plantes“, die 1983 zum ersten Mal in Courson bei Paris stattfanden.

Noch heute sind diese Veranstaltungen richtungweisend für das Fürstliche Gartenfest. Als Veranstalter und geschäftsführender Vorstand der Hessischen Hausstiftung fühlt sich Donatus Prinz von Hessen dem Anspruch verpflichtet, Gartenkultur auf hohem Niveau zu präsentieren. Das schätzen nicht nur die Besucher, die aus Hessen wie auch zum Teil aus ganz Deutschland nach Fulda fahren. Auch die Aussteller wissen diesen Qualitätsanspruch zu würdigen.

Langjährige Beziehungen zwischen Ausstellern und Veranstalter resultieren daraus. Eine davon besteht zu Reinhard Noak, Inhaber der Rosenschule Noack aus Gütersloh. Seit der ersten Veranstaltung reist er mit einer Auswahl schönster Rosen nach Schloss Fasanerie und auch in diesem Jahr wird sein Stand im Obstgarten wieder ein Magnet für Rosenfreunde sein. Noaks langjährige Mitarbeiterin Angela Beckmann hält zudem einen der ca. 30 Vorträge, die an den vier Tagen zu unterschiedlichen Themen der Gartenkultur stattfinden.

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Während sich ihr Vortrag mit der Kultur der Rose beschäftigt, widmet sich ein anderer Vortrag dem Thema Zwiebel- und Knollenkulturen. Es referiert Dr. Heinrich Niewöhner und auch hinter seiner Person steckt eine interessante Biografie. Nach einem Zwischenspiel als Geisteswissenschaftler im Hochschulleben kehrte er zurück zur alten Passion für Spezialitäten und Raritäten der Pflanzenwelt. Dr. phil. Heinrich Niewöhner ist ein Freund kleiner und feiner Zuchtbetriebe und versteht sich als Förderer jener Gärtner, in denen er die „letzten Mohikaner des deutschen Pflanzenbaus“ erblickt. Ohne eigene Gärtnerei, pflegt er seit über dreißig Jahren enge Kontakte zu dieser Szene.

Zeichen des hohen gärtnerischen Anspruchs der Veranstaltung sind außerdem die Schaugärten. Als konzeptioneller Bestandteil der Gartenfeste präsentieren sie wegweisende Gestaltungsansätze und bieten dem Besucher gleichzeitig Inspiration für den eigenen Garten. Anerkannte Gartenarchitekten verantworten die Gestaltung. Einen der diesjährigen Schaugärten hat Gabriella Pape entworfen. Im Frühjahr 2007 gewann sie bei der renommierten Chelsea Flower Show in England eine Medaille.

Eine Auszeichnung, die unter Gartendesignern mit dem Oscar in der Filmwelt verglichen wird. Seitdem sie vor zwei Jahren die Königliche Gartenakademie in Berlin-Dahlem gründete, gilt sie als Deutschlands bekannteste Gartenexpertin. Ihr Schaugarten zum Fürstlichen Gartenfest zeigt ein Meer aus Stauden, Kräutern und Gräsern; sie interpretiert damit floral das diesjährige Sonderthema „Wasser im Garten – lebendiger Quell, faszinierendes Blau“.

Über 1.000 Pflanzen in unterschiedlichen Blautönen werden dafür im Obstgarten von Schloss Fasanerie gepflanzt. Gefragt nach ihrem Konzept antwortet sie: „In diesem Garten findet man in den Blättern und Blüten verschiedene Farbtöne, die oft im Wasser zu finden sind, von verschiedensten Grüntönen, über Grautöne, bis hin zu Blau und Violett. Gräser wogen locker hin und her mit jedem Windstoß, wie Wellen im Wasser.

Die Katzenminze dagegen, wirkt wie Schaum, und das höhere Eisenkraut wie Gischt.“ Derzeit kümmert sich der Gärtnermeister von Schloss Fasanerie, Jürgen Herrlich, um alle dafür notwendigen Vorbereitungen. Neben ihm engagiert sich ein dreiköpfiges Team unter der Leitung des Museumsdirektors, Dr. Markus Miller um Planung und Umsetzung des Veranstaltungskonzeptes. Dazu zählt auch das abwechslungsreiche Rahmenprogramm, das mit kreative Kinderaktionen, Konzerten, Kunstausstellungen und charmanter Kleinkunst das grüne Herz der Veranstaltung einfasst.

Nach vier Veranstaltungstagen wird sich am Abend des Pfingstmontags allmählich all das gärtnerische Treiben und der kreative Tumult legen. Es zieht Ruhe ein. Gärtner treten mit ihren Lieferwagen die Heimreise nach Bayern, Hamburg oder Thüringen an, und die Rasenflächen in den Schlosshöfen erholen sich von den Strapazen. Was bleibt, sind hilfreiche Tipps zur Bekämpfung der Schneckenplage, Anerkennung für die ersten eigenen Vermehrungserfolge und die blau leuchtende Hortensie vor der Haustür – außerdem die Erinnerung an manch einen interessanten Kopf mit grünem Daumen.

Informationen zur Veranstaltung:

Veranstaltungsort: Schloss Fasanerie bei Fulda

Veranstalter: Hessische Hausstiftung  l  S.K.H. Donatus Prinz von Hessen

Öffnungszeiten: Freitag, 21. bis Sonntag, 23. Mai 10:00 –19:00 Uhr, Montag, 24. Mai 10:00 – 18:00 Uhr

Eintrittspreise:

  • Tageskarte: 12 Euro
  • Dauerkarte: 24 Euro
  • Kinder unter 14 Jahren kostenlos
  • Schwerbehinderte, Schüler und Studenten bis 30 Jahre: (nur mit gültigem Ausweis) 10 Euro
  • Gruppen: (ab 20 Personen im Vorverkauf) pro Person 10 Euro

Parken und Shuttleservice, Besucherkatalog, alle Fachvorträge, Parkführungen und das Rahmenunterhaltungsprogramm sind im Eintrittspreis enthalten. Hundesitting in speziellem Bereich im Park (kostenlos). Hunde dürfen nicht auf das Ausstellungsgelände mitgeführt werden. Informationen zu den diesjährigen Ausstellern sowie das vollständige Programm mit allen Vorträgen, Führungen, Kinderaktionen gibt es online unter www.gartenfest.de oder über das Infotelefon: 0661 – 942 66 13.

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