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Infoabend zur GWV-Bio-Erdgas-Anlage bei Kleinlüder

100203_GWVKleinlüder. Trotz widrigen Wetters gut besucht war die Informationsveranstaltung zur geplanten Bio-Erdgas-Anlage auf dem Finkenberg bei Kleinlüder. Die meisten Interessenten konnten zu Fuß kommen, denn die GWV als Investor hatte die Kleinlüderer in ihr Bürgerhaus eingeladen. Großenlüders Bürgermeister Werner Dietrich begrüßte die rund 150 versammelten Teilnehmer und ließ von Anfang an keinen Zweifel daran, dass die im Wald versteckte Anlage für ihn ein „ökonomisches und ökologisches Vorzeigeprojekt“ ist, auf das die Gemeinde stolz sein könne.

Auch Landrat Bernd Woide warb nachdrücklich für diese sinnvolle Verwertung von Gülle und biogenen Abfällen aus der Region und bezeichnete den ausgewählten Standort Finkenberg wegen seiner abgeschiedenen Lage als ideal. Zur Zeit wird auf dem ehemaligen Militärgelände bereits der im Landkreis anfallende Abfall der braunen Tonne umgeschlagen.

Anschließend erläuterten GWV-Chef Dr. Peter Szepanek und der Geschäftsführer der von der GWV eigens zu diesem Zweck gegründeten Biothan GmbH, Andreas Bug, die vorgesehene Verfahrensweise:

Aus einem Umkreis von etwa 20 km werden 10.000 t Gülle und 20.000 t organischer Wertstoffe in die Anlage gebracht, dort durch Vergärung zunächst in Biogas umgewandelt und danach zu Bio-Erdgas veredelt. Dieses soll ins Erdgas-Netz der GWV eingespeist werden, während die Gärreste als weitgehend geruchsloser hochwertiger Dünger in der Landswirtschaft zum Einsatz kommen.

100203_GWV2Das vorgesehene Verfahren sei technisch hoch anspruchsvoll. In Deutschland gäbe es bislang erst etwa 20 Bio-Erdgas-Anlagen, von denen nur eine einzige überhaupt mit der auf dem Finkenberg vorgesehenen vergleichbar sei. Die hier geplante Pilotanlage werde somit ein Flaggschiff der deutschen Bio-Erdgas-Erzeugung. Diese ist politisch ausdrücklich erwünscht, denn der Anteil der regenerativen Energien am Gesamtenergieverbrauch soll in den nächsten Jahren deutlich steigen. Vor diesem energiepolitischen Hintergrund, so Dr. Szepanek, werde die von der GWV geplante Anlage von Umweltexperten unisono als zeitgemäß und zukunftsweisend gelobt.

So drehte sich denn auch die anschließende über zweistündige Diskussion nicht um die Sinnhaftigkeit des Vorhabens, sondern um etwaige negative Begleiterscheinungen. Neben der Frage nach der Beanspruchung der Feldwege und Straßen in und um Kleinlüder ging es den Fragestellern dabei vor allem um das zusätzliche Verkehrsaufkommen. Hier gab es im Vorfeld Befürchtungen.

Andreas Bug sowie die ebenfalls anwesenden Planer Leonhard Unterberg, Dr. Hans-Bernhard von Buttlar (Ingenieurgemeinschaft für Landwirtschaft und Umwelt) und Herrn Auke Lootsma-Hallerberg (Witzenhausen-Institut) gingen auf diese Fragen detailliert ein. Sie rechneten vor, dass übers Jahr gesehen mit einem zusätzlichen Verkehrsaufkommen von einem Fahrzeug pro Stunde zu rechnen sei. Hinzu kommen an 60 Tagen im Jahr weitere sechs zusätzliche Fahrten pro Stunde durch den Abtransport des Gärrestes. All dies werde nicht etwa mit Traktoren und Güllefässern abgewickelt, sondern von LKW eines Dienstleisters. Dem werde man die Fahrzeiten vorgeben, um nicht mit lokalen „Stoßzeiten“ (z. B. Schulbus-Verkehr) zu kollidieren.

Die komplett eingehauste Anlage werde keinerlei Lärm- oder Geruchsemissionen verursachen, davon habe man sich bei einem Lokaltermin in der vergleichbaren Anlage bei Oldenburg überzeugen können.  Sollte später doch einmal ein Problem auftreten, etwa durch Beanspruchung der Wege, versprach Dr. Szepanek bürgerfreundliche Abhilfe. Dies war ganz im Sinne von Bürgermeister Dietrich, der seinen Bürgern ankündigte, das Projekt stets gut im Auge zu behalten.

Dass man in Großenlüder vor dem Hintergrund kontroverser Müll-Projekte auf Gemeindegebiet besonders kritisch nachfragt, wurde von allen Rednern gewürdigt. Die von der GWV geplante Bio-Erdgas-Produktion sei aber eben keine Müllverbrennung, sondern eine emissionsfreie Erzeugung regenerativer Energie. Dies wurde dann offenbar auch mehrheitlich im Saal erkannt: Als ein Bürger das Projekt zum Schluss als „insgesamt guter Umweltbeitrag“ lobte, erhielt er dafür viel Applaus.

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