Fulda. In der Hälfte ihres neunmonatigen Dienstes, den 7 junge Erwachsene des Bistums Fulda als „Freiwilligen Sozialen und Missionarischen Dienst im Ausland (FSMDA)“, im Partnerbistum Hoima, in Uganda leisten, fand ein Zwischenseminar statt, zu dem sich Thomas Bretz, Referent für Neuevangelisierung im Seelsorgeamt des Bischöflichen Generalvikariats in Fulda und Mitinitiator des FSMDA, vor Ort mit den Freiwilligen traf.
Bretz: „Ich bin sehr froh unsere Freiwilligen wohlauf und so gut an die Umstände Ugandas angepasst, angetroffen zu haben. Sie bringen sich sinnvoll und mit relevanten Tätigkeitsfeldern in ihren Einsatzpfarreien ein und haben eine sehr gute Teamkultur entwickelt.“ Bischofsvikar Msgr. John Mary Kabyanga, einer der Mentorenpfarrer vor Ort meint: „Wir sind euch sehr dankbar für das Freiwilligenprogramm, auch dass ich eine junge Erwachsene in meiner Regionalpfarrei habe. Sie ist durch ihr lernbereites und dienendes Mitleben hier ein gutes weibliches Leiterschaftsvorbild, von denen wir in Uganda noch viel zu wenige haben.“
Pfr. Matthias Kyaliganza bekräftigt: „Die Freiwilligen vitalisieren unsere Pfarreien auch spirituell: Ein Weißer, der unser Essen isst, in unserer Pfarrei mit lebt und arbeitet ist eine Attraktion und ein Glaubenszeugnis das mehr sagt als viele Worte, gerade auch für unsere Jugend.“ Bei diesem Freiwilligendienst investiert das Bistum in erster Linie nicht in Geldtransfers und große Hilfsprojekte, sondern in Menschen, in Partnerschaft, Freundschaft und in die Herzensbildung aller Beteiligten. Die Glaubensorientierung ist dabei das Spezifikum im Kampf gegen die vielen Gesichter der Not, das nur die Kirche der Menschheit anbieten könne.
In der Woche des Zwischenseminars fand bei Gruppendiskussionen, Einzelgesprächen, Gottesdienst- und Gebetszeiten ein umfassender und tiefer Erfahrungsaustausch statt, sowohl mit den Jugendlichen als auch mit ihren verantwortlichen Mentoren vor Ort, die Priester sind und große Pfarreien leiten. Gemeinsam wurden Zielvereinbarungen für die verbleibende Dienstzeit ausgelotet und ggf. neue Motivationen und Handlungsmöglichkeiten erschlossen. Der Umgang mit Armut, Krankheit und Konflikten, typisch kulturellen Unterschieden, „highlights“ und Enttäuschungen wurden thematisiert.
Beim gemeinsamen Ausflug in einem Nationalpark wurden staunend Giraffen, Elefanten, Büffel, Nilpferden und Krokodile beobachtet. Auch dabei sprach man über persönliche und berufliche Perspektiven und wurde über praktische Umsetzungsmöglichkeiten aus den Erfahrungen im Freiwilligendienst nachgedacht.
Einige Eltern der Freiwilligen planen zu ihren Kindern nach Uganda zu reisen und auch Msgr. Dr. Roth, Regens des Fuldaer Priesterseminars wird im nächsten Monat seine Nichte im Bisum Hoima besuchen. „Diese Besuche, die Rückbindung an ihre Pfarreien, Vereine und Freundeskreise bringen die gewollte Nachhaltigkeit dieses Freiwilligendienstes“, berichtet Bretz.
Zwei ehemalige Freiwillige, die Ihren Dienst im letzten Jahr absolvierten, assistierten beim Zwischenseminar: Anna Katharina Jüngst (21) aus Emsdorf bei Marburg studiert jetzt in Frankfurt Grundschullehramt, sagt: Das Unterrichten in meiner damaligen Einsatzpfarrei hat mich zu meinem Studium ermutigt und ich freue mich sehr zu sehen, das das Kinder-Entwicklungsprojekt „Hühnerzucht und Saatgut“ so gut von den Verantwortlichen weiterentwickelt wurde.
Und Verena Storch (21) aus Kirchhasel bei Fulda studiert nun neben Sozialpädagogik auch Afrikanistik: „Für mich ist das jetzt wie ein Nachhause kommen, mit den Fingern zu essen und auf dem Boden zu sitzen, als wäre ich gar nicht weg gewesen. Ich will immer wieder hierher kommen.“
Ausblick:
Die Vorbereitungsphase des FSMDA-Jahrgangs 2010/11 hat begonnen, bei der sich nach Ihrer Rückkehr auch die jetzigen Freiwilligen einbringen wollen.
Kontakt:
Interessenten für den „Freiwilligen Sozialen und Missionarischen Dienst im Ausland“ wenden sich an Sturmius Schneider vom Referat Mission, Entwicklung und Frieden, Tel. 0661/87-363, missio@bistum-fulda.de und Thomas Bretz vom Referat Neuevangelisierung, Tel. 0661/87-364, Thomas.Bretz@Bistum-Fulda.de .
Der „Freiwillige Soziale und Missionarische Dienst im Ausland“ des Bistums Fulda wird von „weltwärts“ gefördert, dem neuen entwicklungspolitischen Freiwilligendienst des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.
Prälat Dr. Lucian Lamza, Apostolischer Protonotar und Diözesandirektor für die Missionswerke, in seinem Grußwort an die Freiwilligen zum Zwischenseminar:
„Wie schön es gerade in Afrika sein kann, beweist das fröhliche Kinderlachen, das Sie täglich erleben. Papst Benedikt XVI. sagt dazu: Jedes Kind, das geboren wird, schenkt uns das Lächeln Gottes und lädt uns ein, zu erkennen, dass das Leben ein Geschenk ist. Seien Sie sicher, dass ich Ihr Wirken im Schwarzen Kontinent mit Interesse verfolge und täglich für Sie bete.“
Berichte und O-Töne der Freiwilligen:
Teresa Muth, 20 Jahre, aus Büchenberg bei Fulda:
In meiner Einsatzpfarrei bei Pfr. George in Kigumba fühle ich mich sehr wohl und wurde von allen sehr herzlich aufgenommen. Ich habe mich entschieden an einer Primary School die jüngste Klasse in Mathematik, Musik und Englisch zu unterrichten, da mir das Zusammenarbeiten mit jungen Kindern auch schon in Deutschland riesigen Spass gemacht hat. Besonders freut die Kinder, wenn ich mit meiner Hund-handpuppe unterrichte oder Tiergeschichten vorlese.
Solche Methoden sind den Lehrern hier kaum bekannt und deswegen sehr interessant. Auch singe ich in einem Chor der Pfarrei und treffe mich mit Kindern aus der Umgebung zum Spielen und Basteln. Insgesamt waren diese ersten 4 Monate meines Freiwilligendienstes die aufregendsten in meinem bisherigen Leben und ich bereue nicht, diesen Schritt gemacht zu haben.
Lukas Hofmann, 19 Jahre, aus Bimbach bei Fulda leistet mit dem FSMDA seinen Zivildienst:
Der Mentorpfarrer Pfr. Steven leitet an meinem Einsatzort in Hoima eine katholische Berufsschule der Fachrichtung Technik, wo ich als Bürokaufmann auch Buchführung unterrichte. Im Sekretariat der Schule erkläre ich verschiedene Bürosoftware, aber auch außerhalb des Hauses habe ich schon viele Kontakte geknüpft.
Nach der Schule spiele ich oft mit den Jugendlichen Volleyball oder Fußball. Pfr. Steven, mit dem ich mich sehr gut verstehe, erklärt mir viel von der ugandischen Kultur, kürzlich nahm er mich zu einer Beerdigungsfeier mit, die so anders abläuft wie bei uns in Deutschland. Insgesamt geht es mir hier sehr gut und meine Tätigkeiten machen mir Spaß.
Julia Menz, 19 Jahre, aus Karben bei Frankfurt:
Meine Haupttätigkeiten sind der Englischunterricht der 6. und 7. Klasse an der Mpasana Primary School und die Leitung eines „German-Clubs“ für den kulturellen Austausch. Außerdem helfe ich bei anfallenden Arbeiten in der Pfarrei wie Umgraben, Kochen und Waschen mit und begleite meinen Mentorpfarrer Pfr. Emmanuel bei seinen Besuchen der „Subparishes“ im tiefen Busch, wo mich die Gottesdienste immer wieder begeistern.
Sie zeigen den lebendigen Glauben der ugandischen Christen und die daraus resultierende Lebensfreude. Besonders wichtig ist mir der Kontakt zu den Einheimischen und das Gespräch mit ihnen, denn im Dialog erfahre ich ständig neue Dinge über das Leben in Afrika und werde immer mehr „ein Teil von ihnen“.
Rebecca Schmetz, 19 Jahre, aus Bruchköbel:
Ich vermittele drei Schulklassen Deutsch und Französischkenntnisse und während der zweimonatigen Schulferien habe ich mich mit den Pfarreiaufgaben vertraut gemacht: Seelsorge, Hochzeiten, Beerdigungen, missionarische Dienste. Gerade bei Beerdigungen begegneten mir so andere Rituale z.B. die lange Lob- und Dankesaufzählungen auf den Verstorbenen oder die weinend schreienden Frauen. Viele Kinder auf der Straße laufen einem hinterher und rufen freudig „Muzungu“, das heißt „Weißer“; jetzt rufen sie mich schon bei meinem Namen, was mich total freut.“
Lea Kraus, 20 Jahre, aus Nidderau bei Frankfurt:
Nun lebe ich seit 4 Monaten in der Pfarrei Rwemisanga, die ganz in der Nähe des Albertsees im Westen Ugandas liegt. Abgeschieden von der Zivilisation und lediglich umgeben von der afrikanischen Wildnis wohne ich zusammen mit meinen Mentorpfarrern Pfr. Peter, Pfr. Davis und einer ganzen Menge Angestellter, die für die Küche und den Hof der Pfarrei zuständig sind, mitten im Busch. Mit Geduld, Kreativität und viel Spaß versuche ich mich als Mathelehrerin in der 6. Klasse.
Schnell habe ich gelernt, dass es hier in Uganda nicht darauf ankommt, strikt einem vorgegebenen Lehrplan zu folgen. Alles wird mit mehr Gelassenheit und Ruhe angegangen und Hektik, Stress und Eile scheinen die Ugander nicht zu kennen. Da die Pfarreimitglieder meist kilometerweit im Busch verstreut wohnen und nicht die Möglichkeit haben jeden Sonntag zum Gottesdienst zu kommen, gibt es etliche „Outstations“ die in regelmäßigen Abständen von den Pfarrern besucht werden.
Zu solchen „Pastoral Safaris“ komme ich sehr gerne mit. Dort werden dann an einem Tag Messen gehalten, Kinder getauft, Hochzeiten gefeiert und Gespräche mit den verantwortlichen Katecheten geführt.
Johanna Günther, 20 Jahre, aus Sindelfingen:
In meiner Einsatzpfarrei in Bujuni unterrichte ich an einer Secondary School in die ich auch von dem uns zur Verfügung gestellten Projektgeld investieren möchte. Es mangelt an Regalen, Tischen und Schulbänken.
Mit den Nonnen des Klosters auf dem Pfarrgelände verstehe ich mich sehr gut und ich bin froh mit ihnen auch immer mal ein „Gespräch unter Frauen“ zu führen.
Ich habe mir auch schon mal selbst Kaffee gemacht, die Bohnen geerntet, getrocknet und gecrasht – so viele Bohnen ergeben relativ wenig Kaffeepulver; da bekommt man erst mal ein Gefühl dafür, wie kostbar Kaffee ist! Insgesamt fühle ich mich hier sehr wohl und habe den Eindruck wirklich angekommen zu sein.
Anastasia Erb, 20 Jahre, aus Petersberg bei Fulda:
In meiner Eingewöhnungsphase habe ich schnell gemerkt, dass die Initiative in Bezug auf meinen Dienst auch von mir persönlich erfolgen muss. In einer etwas weiter entfernten Primary/Secondary School konnte ich eine Theatergruppe mit 35 Schülern gründen, sowie eine Bücherei einrichten und in den nächsten Monaten werde ich „mein Angebot“ noch um eine Literatur und eine Nähklasse erweitern.
Ich verkaufe selbständig beim Schulkiosk, was mir viel Spaß macht und treffe mich wöchentlich in meiner Einsatzpfarrei in Bukumi mit Frauen, die sich für das Kunsthandwerk interessieren. Dies ist eine geeignete Möglichkeit voneinander zu lernen. Bei diesen Tätigkeiten kann ich mich persönlich verwirklichen und bin sehr froh mit meinem Dienst nicht nur mein Weltbild zu erweitern, sondern auch zu einem guten Verständnis beider Kulturen beizutragen.