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Arbeitsmarkt 2009 war von Wirtschaftskrise geprägt – Folgen durch Einsatz von Kurzarbeit spürbar gemildert

Fulda. Im Rahmen einer gemeinsamen Pressekonferenz in der Arbeitsagentur Fulda stellten Landrat Bernd Woide und Agenturchef Waldemar Dombrowski mit ihren Mitarbeitern die Lage und Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt, die präventiven Ansätze zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit sowie einige Daten zur Sozialstruktur dar.

Entwicklung im Dezember

Die Zahl der arbeitslosen Menschen ist im Dezember gegenüber dem Vormonat saisonbedingt um 202 auf 5.829 gestiegen. Die aktuelle Arbeitslosenquote in der Region liegt bei 5,3 Prozent. Gegenüber dem Dezember 2008 liegt die registrierte Arbeitslosigkeit um 251 Personen (4,5 Prozent) höher. Damit ist der Abstand zum Vorjahresmonat erneut gesunken.

Lage und Entwicklung im Jahr 2009

Der regionale Arbeitsmarkt war im Jahr 2009 von der internationalen Wirtschaftskrise gekennzeichnet. Im Jahresdurchschnitt 2009 waren 6.414 Menschen arbeitslos gemeldet, während es in 2008 lediglich 5.853 gewesen waren. Dies entspricht einem Zuwachs von 561 bzw. 9,6 Prozent. Bei der Arbeitsagentur war ein Bestandszuwachs von 17,3 Prozent auf 2.861 und beim Amt für Arbeit und Soziales von 4,1 Prozent auf 3.553 zu verzeichnen.

Im Jahresverlauf 2009 meldeten sich 19.621 Personen erstmals oder wieder arbeitslos, was gegenüber dem Vorjahr einem Zuwachs von 7,4 Prozent entspricht. Der Zuwachs beim Zugang in die Arbeitslosigkeit war vor allem bei der Agentur für Arbeit (+12 Prozent) zu verzeichnen, während der Zugang beim Amt für Arbeit und Soziales um lediglich 0,8 Prozent stieg. Die wegen der Wirtschaftskrise Gekündigten machten also ganz überwiegend ihre Ansprüche aus der Arbeitslosenversicherung geltend.

Vom Anstieg der Arbeitslosigkeit sind insbesondere Männer, ältere Personen ab 50 Jahre und Schwerbehinderte betroffen. Die Wirtschaftskrise machte sich primär im verarbeitenden Gewerbe bemerkbar, in dem traditionell deutlich mehr Männer als Frauen beschäftigt sind. So ist die Frauenarbeitslosigkeit gegenüber dem Jahr 2008 sogar leicht zurückgegangen, wobei sich in den beiden Rechtskreisen unterschiedliche Tendenzen feststellen lassen. Hier dürfte die soziale und familiäre Situation eine wichtige Rolle spielen.

Die Zahl der im SGB II leistungsberechtigten Personen hat sich dagegen seit Beginn des Jahres 2009 nur geringfügig erhöht. Zum Ende des Jahres bezogen insgesamt 11.338 hilfebedürftigen Personen Arbeitslosengeld II bzw. Sozialgeld. Die ist eine Steigerung von 187(+1,7 Prozent) gegenüber den Werten zu Beginn des Jahres 2009.

Die Zahl der Bedarfsgemeinschaften im Rechtskreis SGB II liegt seit April 2009 jeweils über der Zahl des Vorjahresmonats und betrug im Dezember 2009 insgesamt 5.597 (Dezember 2008: 5.022).

Die Krise im verarbeitenden Gewerbe dürfte die Ursache dafür sein, dass der traditionell gut aufgestellte Altkreis Hünfeld in 2009 gegenüber 2008 einen stärkeren Zuwachs bei den Arbeitslosen (+ 18,4 Prozent) zu verzeichnen hatte als der Kreis Fulda (+9,6 Prozent) insgesamt. Handel, Dienstleistungen und Teile des Handwerks haben eine stabilisierende Wirkung auf die Beschäftigungssituation entfaltet.

Die schwächere Dynamik auf dem Arbeitsmarkt wird auch an den Stellenzugängen bei der Agentur für Arbeit deutlich. Konnte der Arbeitgeberservice im Jahr 2008 noch über 4.400 Arbeitsstellen rekrutieren, waren es im gerade abgelaufenen Jahr 4.023. Im Metallbereich und bei den Verkehrsberufen ging die Zahl der Meldungen ebenso zurück wie im Bereich der Zeitarbeitsbranche. Die Zeitarbeitsbranche bekommt die konjunkturellen Schwankungen traditionell relativ früh und stark zu spüren.

Ungeachtet der gegenwärtigen Krise setzte die Arbeitsagentur wegen der demografischen Entwicklung verstärkt auf berufliche Weiterbildungsmaßnahmen und die berufliche Umschulung (585 Plätze in 2009 gegenüber 293 Plätzen in 2008). In zahlreichen Branchen und Berufen sind mittel- und langfristig wachsende Personalengpässe zu erwarten.

Die registrierte Arbeitslosigkeit bei der Arbeitsagentur und beim Amt für Arbeit und Soziales stellt zwar einen gewichtigen, jedoch nicht allumfassenden Aspekt der bestehenden Unterbeschäftigung dar. So konnten die negativen Auswirkungen der Konjunkturkrise auf den regionalen Arbeitsmarkt beispielsweise durch den Einsatz des Kurzarbeitergeldes erheblich abgemildert werden. „Ohne die Beschäftigung sichernde Funktion des Kurzarbeitergeldes wäre die Zahl der Arbeitslosen in unserem Bezirk um etwa 1.200 Personen höher ausgefallen, als dies tatsächlich der Fall war“, erläutert Agenturchef Waldemar Dombrowski.

Zudem werden Menschen, die sich in Weiterbildungsmaßnahmen befinden oder im Rahmen von Arbeitsgelegenheiten tätig sind, statistisch nicht als Arbeitslose erfasst. „Insofern ist die Unterbeschäftigung gegenwärtig deutlich höher als es die Arbeitslosenquote zum Ausdruck bringt“, konstatiert Dombrowski.

Landrat Bernd Woide ist froh darüber, dass sich im Jahresverlauf 2009 der Arbeitsmarkt in der Region trotz der Auswirkungen der Wirtschaftskrise dank starker Unternehmen und der Abfederung durch Kurzarbeit relativ stabil gezeigt habe. Die Krise sei aber noch nicht ausgestanden. Für 2010 erwarten Woide und Dombrowski einen Anstieg der Arbeitslosigkeit in beiden Rechtskreisen. Die Auslastung der Betriebe ist in diversen Branchen nach wie vor unzureichend.

Trotz einiger positiver Signale geht Dombrowski für 2010 von keiner spürbaren flächendeckenden Belebung des Arbeitsmarktes aus. „Sollte es besser laufen, werden die Betriebe zunächst die Kurzarbeit zurück fahren und die flexiblen Arbeitszeitkonten der Belegschaft nutzen, um kurzfristigen Auftragszuwächsen zu begegnen.“ Andererseits dürfte die mittelständische Struktur der Region hilfreich sein, um die Krise zu bestehen.

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