Fulda. Die Kinder der 4. Klasse mit ihrer Lehrerin Christine Vossbrink waren schon ganz aufgeregt. Sie hatten im Rahmen des Projekts „Deutschland trifft Kolumbien“ der Rudolf Steiner Schule mehr als fünfzig Bilder gemalt – wie sie leben,welche Träume sie haben, was ihre Wünsche sind. Diese Bilder waren gescannt und elektronisch nach Kolumbien geschickt worden. Vor Ort wurden die Bilder an Kinder aus einem Heim für Straßenkinder von den Mitarbeitern des Frankfurter Vereins „Schule fürs Leben“ übermittelt.
Die Loheländer Kinder hatten ihre Bilder mit kleinen Erklärungen und vielen Wünschen versehen – und das alles natürlich auf Spanisch. Und nun war der große Moment gekommen. Jule Fischer und Imke Bartmann, die einen freiwilligen sozialen Dienst in Kolumbien gemacht hatten, brachten die Originalbilder der Mädchen aus dem Heim für Straßenkinder direkt in die Klasse. Auch diese waren mit kleinen Erläuterungen und guten Wünschen versehen – aber nunmehr auf Deutsch.
Die Begeisterung der Loheländer Kinder war groß – sie hatten Bilder direkt aus dem fernen Kolumbien geschickt bekommen, die nunmehr ihr Klassenzimmer schmückten. Bemerkenswert für Christine Vossbrink sowie Jule Fischer und Imke Bartmann war, dass die deutschen Schüler das gemalt hatten, was ihnen im weitesten Sinne gehörte: Ihr Haus, ihre Wohnung, ihre Eltern.
Die kolumbianischen Kinder aus dem Heim für Straßenmädchen dagegen malten Bäume, Schmetterlinge und manchmal sogar ihre Träume – doch nichts, was ihnen gehört. Und doch war eines auffällig, wie Imke und Jule berichteten: die scheinbar nicht enden wollende Fröhlichkeit der kolumbianischen Straßenkinder, wenn man ihnen Freundlichkeit, Respekt und Liebe entgegenbrachte.
Wie beide in einer anschließenden Diashow vor der Klasse 12 der Rudolf Steiner Schule berichteten, ist das Unerklärliche in einem Land wie Kolumbien das unvermittelte Nebeneinander von spontaner Herzlichkeit, Freundlichkeit und Lebensfreude auf der einen Seite und der unvermittelte Übergang zu Gewalt und Gleichgültigkeit am Leiden von Mitmenschen andererseits. Vielleicht brauchen diese jungen Menschen und Kinder mehr Anerkennung und Respekt, um diese Schere zu schließen. Die Kinder der 4. Klasse in Loheland haben hierzu ein Stück beigetragen und hierbei sich selbst beschenkt.