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Biosphärenreservat Rhön besuchte Wasserkraftwerke in der Fränkischen Schweiz

Rhön. Im Rahmen der Fuldaer Energiesparwochen führte die Hessische Verwaltungsstelle Biosphärenreservat Rhön eine Wasserkraft-Fachexkursion in die Fränkische Schweiz durch. Bereits zum 14. Mal wurde diese sehr spezielle Informationsveranstaltung mit großem Erfolg durchgeführt. Besucht wurden innovative kleine Wasserkraftanlagen in den Fränkischen Schweiz.

Zunächst standen die beiden Laufwasser-Kraftwerke der Stadtwerke Ebermannstadt auf dem Programm. Mit dem Wasser der Wiesent werden zwei Francisturbinen angetrieben, die zusammen eine Leistung von 150 kW haben. Beide Anlagen zusammen erzeugen über 800.000 kWh Strom pro Jahr. Dank der naturnahen Umleitungsgerinne, welche als Fischtreppen fungieren, können die ökologisch optimierten Anlagen die höhere Einspeisevergütung von 11,67 Cent pro Kilowattstunde beziehen.
Nächstes Ziel der Exkursion war die kleine Wasserkraftanlage der Familie Wirth in Egloffstein. Beeindruckt waren die Exkursionsteilnehmer von der neuen Wasserradanlage, die an einem alten Bewässerungswehr – etwa 500 Meter außerhalb des Ortes – entstanden ist.

Vom Bad Kissinger Mühlenbauerspezialisten Walter Schuhmann wurde hier ein Oberschlächtiges Wasserrad mit einer Leistung von 18 kW gebaut. Eine funktionierende Fischtreppe, sowie geringst möglicher baulicher Aufwand zeichnen diese, in einem beschaulichen Wiesental gelegene Anlage aus. Des Weiteren betreibt die Familie Wirth im Zentrum des Ortes eine Ossberger Turbine mit 11 kW Leistung. Nicht ohne Stolz berichtet der Betreiber Erwin Wirth, dass seine beiden Wasserkraftanlagen 9 Prozent des Strombedarfs des Ortes Egloffstein liefern. Erwin Wirth ist als Erfinder und Ökostrom-Pionier weit über die Grenzen von Egloffstein hinaus bekannt. Er war es, der in Bayern die erste Stromtankstelle für Elektroautos in Betrieb nahm, gespeist aus seinen Wasserkraftanlagen.

Der Höhepunkt der Fahrt waren dann die Wasserkraftanlagen des St. Josef-Stifts in Bamberg. An der Oberen Brückenmühle wurde die Exkursion von Hans-Jürgen Zitzelsberger begrüßt, der die Gruppe in die „Katakomben“ des Unterflur-Wasserkraftwerkes führte. Bei der Realisierung der neuen Wasserkraftanlagen in der Weltkulturerbestadt Bamberg gab es für die Ingenieure große Herausforderungen. Möglichst unauffällig sollten die Wasserkraftanlagen, welche sich in Sichtweite des historischen Rathauses befinden, einfügen.

Es wurde ein Weg gefunden, die Kaplan-Rohrturbinen quasi im Flusslauf zu versenken und hinter einem Schleier aus Wasser zu verstecken. Besucher des historischen Rathauses und der dortigen Brücke blicken auf einen unscheinbaren, 1.30 m hohen Wasserfall, welcher an ein traditionelles Wehr erinnert. Nur die wenigsten Besucher dürften wahrnehmen, dass sich unter dem Wasserspiegel eine große Wasserkraft-anlage mit vier Turbinen verbirgt, die Strom für 700 Haushalte in Bamberg erzeugt. Herr Zitzelsberger machte im Rahmen seiner Führung darauf aufmerksam, dass mit diesem umweltfreundlich erzeugten Strom der Umwelt 2,5 Mio. Kubikmeter CO² erspart bleiben.

Für den Exkursionsleiter Martin Kremer machen die Exkursionsbeispiele in Egloffstein und Bamberg deutlich, dass das Potential der Wasserkraft längst nicht ausgereizt ist und an geeigneten Standorten über die klimafreundliche Energiegewinnung aus Wasserkraft nachgedacht werden muss.

Stolz ist Kremer darauf, dass die seit 14 Jahren angebotene Wasserkraft-Exkursion inzwischen weit über die Grenzen der Rhön hinaus Beachtung findet. So konnten zur diesjährigen Exkursion zwei Teilnehmer aus Tschechien sowie Wasserkraftbetreiber aus Jena, dem Vogelsberg, aus dem Raum Schlüchtern sowie aus Hammelburg begrüßt werden.

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