Fulda. Anlässlich des 25-jährigen Jubiläums der Klinik für Neurochirurgie hatte das Klinikum Fulda am gestrigen Freitag zu einer akademischen Feier geladen. Oberbürgermeister Gerhard Möller begrüßte gemeinsam mit dem Vorstand des Klinikums Fulda Harald Jeguschke sowie dem Medizinischen Direktor Priv.-Doz. Dr. Achim Hellinger die zahlreich erschienenen Gäste im Marmorsaal des Stadtschlosses.
Die Stadt Fulda sei stolz auf die Leistungsfähigkeit dieser Klinik, die von der apparativen Ausstattung und vom medizinischen Spektrum her Universitätsstandard habe, erklärte Möller. Es folgten Ansprachen von Prof. Dr. Hans-Peter Richter, dem Nestor der Klinik, von Dr. W. Zeckey (Vorstand der Orthopädenvereineinigung Osthessen), Dr. T. Klitsch (Moderator des Qualitätszirkels der niedergelassenen Nervenärzte Osthessen) und Dr. E. Blümm (Aufsichtsratsvorsitzender des Gesundheitsnetzes Osthessen).
Im Rahmen der akademischen Feier wurden sowohl gesundheits- und berufspolitische Themen abgehandelt als auch fachspezifische Vorträge zu den relevanten Problemen der Neurochirurgie, besonders auch mit Ausblick in die Zukunft des Faches von zahlreichen renommierten Referenten gehalten.
Nachdem der Einrichtung der Neurochirurgischen Klinik von offizieller Seite am 12.12.1983 zugestimmt worden war, konnte die Klinik 1984 in das Klinikum integriert werden. Unter der Leitung von Priv.-Doz. Dr. Hans-Peter Richter, jetzt emeritierter Ordinarius der Neurochirurgischen Klinik der Universität Ulm am Bezirkskrankenhaus Günzburg, wurde die Klinik am 01.09.1984 eröffnet. Bereits zu diesem Zeitpunkt konnten Prof. Richter und sein leitender Oberarzt, Dr. Antoniadis, das gesamte damalige Spektrum ihres Faches abdecken. Der stationäre Bereich mit Krankenzimmern einschließlich der Intensivstation wurde in der ehemaligen operativen Kinderstation des Klinikums lokalisiert; der Ambulanz- und Chefarztbereich durch Umbau der ehemaligen Milchküche geschaffen. 1987 konnte die Neurochirurgische Klinik eine der beiden neuen Operationssäle übernehmen. Von Anfang an entwickelten sich in Fragen, die die Schädelbasis berühren, eine enge Zusammenarbeit mit der Klinik für Hals-Nasen-Ohren-Krankheiten unter der Leitung von Prof. Dr. Wolfgang Draf.
Seit dem 01. Juli 2001 steht die Klinik für Neurochirurgie unter der Leitung von Prof. Dr. Behr. Ihm stehen vier Oberärzte, acht Assistenzärzte sowie ein eingespieltes Team von Krankenschwestern und Pflegern zur Seite. Die Klinik verfügt heute über 41 stationäre Betten, Betten für Kinder sowie durchschnittlich acht Betten in der Intensivtherapie.
Breites Leistungsspektrum
Die Neurochirurgie ist ein ausgesprochen komplexes und umfangreiches Gebiet. Die Klinik für Neurochirurgie behandelt alle Formen von Erkrankungen am zentralen Nervensystem (Gehirn und Rückenmark) sowie an den Strukturen um das zentrale Nervensystem herum (Schädel und Wirbelsäule). Hinzu kommen Erkrankungen an den peripheren Nerven (in Armen und Beinen). Weitere wichtige Arbeitsgebiete sind die Behandlung von Fehlbildungen im Kindesalter (z.B. Wasserkopf oder offener Rücken), gutartige und bösartige Tumorerkrankungen, Erkrankungen im Nervensystem und an den peripheren Nerven, Hirnblutungen und Hirnschwellungen nach Schlaganfall, die Chirurgie der Hirnanhangsdrüse sowie die Traumatologie des Schädels und des Rückenmarkes sowie der peripheren Nerven, z.B. nach Unfällen.
Hinzu kommt die Chirurgie bei chronischen Schmerzsyndromen wie z.B. Trigeminusneuralgie und die neurochirurgische Schmerzmodulation durch Implantation von Stimulatoren am Rückenmark und Medikamentenpumpen. „Rund zwei Drittel aller in der Klinik für Neurochirurgie behandelten Patienten betreffen die Wirbelsäule, etwa ein Drittel den Bereich des Schädels,“ erläuterte Prof. Behr.
Neben der Verbesserung der therapeutischen Möglichkeiten ist in den vergangenen Jahren auch die Diagnostik optimiert worden. Die Neurochirurgie konnte sich die großen Fortschritte der Medizintechnik zunutze machen. „Die ständig verbesserte Diagnostik, die computergestützte Berechnung von Zielpunkten (Neuronavigation), die Erfassung von elektrischen Strömen in Hirn und Rückenmark (intraoperatives Neuromonitoring) in Kombination mit Endoskopie, Stereotaxie und Ultraschall erlauben heute mikrochirurgische Operationen an der Schädelbasis, in zentralen Hirnregionen, im Hirnstamm und am Rückenmark, die bis vor einigen Jahren noch unvorstellbar waren“, so Prof. Dr. Behr.