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Poppenhausen mit Energie-Award 2009 von GenoPortal ausgezeichnet

091030_Poppenhausen3Poppenhausen. Die Gemeinde Poppenhausen (Wasserkuppe) präsentiert sich als die Natursportgemeinde im Biosphärenreservat, „dort wo die Rhön besonders schön ist…“, so heißt der Werbeslogan der Tourismusgemeinde. Diesem Prädikat fühlt sich die Gemeinde verpflichtet und engagiert sich nicht zuletzt deshalb seit geraumer Zeit für den Schutz der Natur, steht für einen behutsamen und verantwortungsbewussten Umgang mit den gegebenen Ressourcen sowie für einen aktiven Klimaschutz. Grund genug, um sich für die bundesweit vom GenoPortal ausgeschriebene Auszeichnung des „Energie-AWARD 2009 zu bewerben.

Die nachfolgend genannten Beispiele belegen das nachhaltige Engagement der Gemeinde um die Erzeugung und den Einsatz regenerativer Energie:
•    Umrüstung der Straßenbeleuchtung von Quecksilberdampflampen in energiesparende und insektenfreundliche Natriumdampflampen
•    Einsatz eines mobilen Blockheizkraftwerke: im Sommer im Schwimmbad, im Winterhalbjahr im Von-Steinrück-Haus (zentrales dorfgemeinschaftshaus)
•    Montage von Solar-Absorbertechnik auf den Dachflächen des Schwimmbadgebäudes , um damit das Schwimmbadwasser aufzuheizen
•    Vermietung von kommunalen Dachflächen für die Montage von Fotovoltaiktechnik
•    Alle gemeindlichen Gebäude, Anlagen sowie die Straßenbeleuchtung werden mit Öko-Strom, erzeugt aus 100 % Wasserkraft, betrieben.
•    2009 wurde der 5. „Rhöner Brennholztag“ ausgerichtet – eine kleine Regionalmesse rund um den Einsatz von Brennholz aus dem heimischen Wald, in welcher Form auch immer (Scheitholz, Hackschnitzel, Holzpellets).

091030_Poppenhausen 091030_Poppenhausen2Daneben ist auch das Engagement durch private Initiativen zu nennen. So sind in der Gemeinde Poppenhausen (Wasserkupp) inzwischen über 70 Fotovoltaikanlagen, vier Wasserkraftwerke, einige Blockheizkraftwerke sowie mehrere Biomasseanlagen am Netz. Eine privat betriebene Biogasanlage erzeugt Strom, versorgt eine wenige hundert Meter entfernte Segelflugzeugwerkstätte mit Heizenergie und trocknet mit überschüssiger Wärme Holzhackschnitzel. Insgesamt, so die Informationen der ÜWAG Fulda AG, werden in der Gemeinde Poppenhausen (Wasserkuppe) durch öffentliche und private Einspeiser knapp 20 % des Gesamtstromverbrauchs in der Gemeinde als regenerativ erzeugter Strom eingespeist.

Das herausragende Projekt ist die Siebloser Holzhackgutheizungsanlage mit Nahwärmenetz, das in einer beispielhaften vorbildlichen Gemeinschaftsleistung von den Bürgern des Poppenhausener Ortsteils Sieblos realisiert wurde. Die Siebloser Waldbesitzergemeinschaft (12 Eigentümer mit insgesamt ca. 70 ha Wald), die auch eine eigene Wasserversorgung betreiben gründeten die „Siebloser Hackgutheizungs-GbR“.

Nach umfangreicher Information, Beratung und Planung wurde die Initiative vorangetrieben, den 100-Seelen-ort vollständig von fossilen Energieträgern für die Wärmeversorgung unabhängig zu machen. Motor der Initiative war der vorsitzende der Waldbesitzergemeinschaft Stefan Gensler, der auch der Geschäftsführer der Siebloser Holzhackgutheizungs-GbR ist. Es war dessen herausragende Leistung, die Menschen in Sieblos zusammenzuführen und von dem Projekt zu überzeugen. Hier war menschliche, soziale und fachliche Kompetenz gefragt, um das Vertrauen der Mitbürger/-innen zu erlangen.

091030_UrkundeIn einer gewaltigen Eigenleistung packten die siebloser unter Leitung von Stefan Gensler an, getreu dem Motto: „Gemeinsam packen wir das!“ Es wurde ein zentrales Heizgebäude mit 3 Öfen (je 130 kw) samt Pufferspeicher und dazugehörender Technik mit überdachtem Hackgutlager erreichtet und ein 1,5 km langes Nahwärmeversorgungsnetz verlegt. In über 5000 Stunden Eigenleistung wurde so sehr kostengünstig für ca. 520.000.-€ alle Anlieger des Ortsteils Sieblos angeschlossen. Unter Berücksichtigung der Landesförderung, der Eigenmittel, der Einlagen der Gesellschafter sowie der Anschlussbeiträge verbleiben überschaubare Fremdmittel vom regionalen Geldinstitut, der VR Genossenschaftsbank Fulda e.G., in Höhe von 170.000.-€. Dieser Kredit ist in den nächsten Jahren abzutragen. Ein wichtiger Partner bei der Umsetzung des Projektes war die Gemeinde Poppenhausen (Wasserkuppe) mit Bürgermeister Manfred Helfrich.

Er diente als Berater, stellte die Verbindungen zu den Fachbehörden her, fungierte als Moderator bei den Zuwendungsstellen, schloss einen öffentlich-rechtlichen Vertrag mit dem ASV für die Querungen der Landesstraße und stellte mit dem Gemeindevorstand die Gehwege für die Verlegung der Wärmeleitungen zur Verfügung. Die zentrale Heizungsanlage wurde im Herbst 2008 in Betrieb genommen und funktioniert seither störungsfrei.

Die Vorteile liegen auf der Hand:

•    Wärmeenergie aus dem eigenen Wald für das Dorf
•    Energie aus der Region für die Region
•    Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern und damit auch von den Ölmultis
•    Auf den Ankauf von ca. 100.000 Litern Heizöl kann in Sieblos jetzt und künftig verzichtet werden
•    Die Umwelt kann um ca. 260 Tonnen Kohlendioxyd entlastet werden
•    Zusätzlicher Raumgewinn durch Wegfall der Heizungs- und Tankanlagen im eigenen Haus
•    Wegfall der Schornsteinprüfungen und Gebühren
•    Keine Wartungs- und Reparaturkosten für die eigene Heizungsanlage
•    Keine Rücklagenbildung für turnusgemäße Erneuerung der Anlagen
•    Günstiger Wärmepreis von 8 Cent je KW/h. Da erwartet wird, dass die Wärme tatsächlich noch günstiger erzeugt wird, wollen die Verantwortlichen der Hackgutheizungs-GbR einerseits die Rücklagen aufbauen und andererseits die Kredite schneller zurückzahlen.

Die Verantwortlichen der Siebloser Hackgutheizungs-GbR haben insgesamt allen Grund zur Zuversicht, auf Dauer „gut aufgestellt“ zu sein. Der Energie-AWARD 2009 wurde vom GenoPortal, dem Gründungs- und Kompetenzzentrum der Genossenschaften, bundesweit ausgeschrieben. Eine Bewertungs-Juri prüfte unter Vorsitz von Prof. Dr. Wolfgang George die eingegangenen Bewerbungen nach den folgenden fünf Kriterien:

•    Hat das Projekt Auswirkungen auf die Lebensqualität der Menschen?
•    Ist das Projekt für die jeweilige Region von Bedeutung?
•    Hat das Projekt z.B. durch die Verwendung neuer Technologien?
•    Besitzt das Projekt eine ökonomische Fitness?
•    Handelt es sich bei der Realisierung des Projektes um eine kreative Umsetzung?

Die Initiative der Gemeinde Poppenhausen (Wasserkuppe) überzeugte in Ihrer Gesamtheit die Juri. Die Projektträger wurden zur Verleihung der Auszeichnung mit dem Energie-AWARD 2009 nach Wörrstadt, Rheinland-Pfalz zum GenoPortal-Partner „JUWI eingeladen. Dort wurde im Rahmen der Fachtagung „Regionale Energieversorgung gestalten“ die Auszeichnung übergeben.

091030_Poppenhausen4Die Eröffnungsansprache hielt Prof Dr. Klaus Töpfer, Bundesminister a.D., UN-Untergeneralsekretär a.D. und Vizepräsident der Welthungerhilfe. Nachfolgend einige Stichworte seiner Ansprache: „ Die Demographie fordert dezentrale Lösungen. Es bedarf einer intelligenten Kombination, einer Zuschaltung unterschiedlicher erneuerbarer Energien. Eine Überlastung des Ökosystems ist nicht reversibel. Die regionale Energieerzeugung ist eine Herausforderung unserer Zeit. Es ist derjenige zukunftsorientiert, der überlegt, wie er in diesem Themenkomplex vorankommt. Zeige mir Deine Siedlungsstruktur und ich sage dir, wie teuer Dein Benzin ist. Etc.“

Zur Poppenhausener Delegation gehörten: Stefan Gensler (Geschäftsführer der Siebloser Hackgutheizungs-GbR), Margot Hörl (Waldbesitzerin u. Gesellschafterin), Hans-Jörg Hauke (Erster Beigeordneter) und Bürgermeister Manfred Helfrich. Von der VR-Genossenschaftsbank Fulda e.G. freute sich Vorstand Hubert Röbig, dass „endlich auch einmal“ die Region Fulda-Rhön ausgezeichnet wurde. Die VR-Genossenschaftsbank wurde bei der Verleihung vertreten durch den Handlungsbevollmächtigten Egon Wehner und dem Firmenkundenberater Joachim Vey.

Der Vorsitzende der Bewertungs-Juri, Prof. Dr. Wolfgang George, lobte die privaten und öffentlichen Initiativen in der Gemeinde Poppenhausen und zeigte sich höchst beeindruckt von der überragenden Gemeinschaftsleistung der Siebloser, die in ihrem gezeigten Umfang wohl einzigartig sei. Er sei sich ganz sicher, dass die Dorfgemeinschaft und der Zusammenhalt untereinander davon profitieren werde.

Bürgermeister Manfred Helfrich erhielt unmittelbar vor der Aushändigung des Energie-AWARD 2009 die Gelegenheit, das Projekt „Wärmeenergie aus dem eigenen Wald für das Dorf“ dem breiten Auditorium vorzustellen. Der Applaus galt in erster Linie Stefan Gensler und den Sieblosern für ihre vorbildliche und überaus große Bürgerinitiative.

Die Preisträger, es waren 10 aus dem gesamten Bundesgebiet, hatten zudem die Möglichkeit, im Foyer der JUWI – Holding AG durch eine Plakatierung auf ihre Projekte hinzuweisen. Eine besondere Ehre war es schließlich, dass sich Prof. Dr. Klaus Töpfer für die Poppenhausener Initiativen interessierte und mit der Delegation ins Gespräch kam Bürgermeister Manfred Helfrich war mit den Mitgliedern der Delegation sehr stolz auf die hochkarätige Auszeichnung. „Auch künftig wollen wir uns anstrengen, mit beispielhaften Initiativen und einem energiebewussten, umweltschonenden und insgesamt verantwortungsbewussten Verhalten unseren Beitrag für einen aktiven Klimaschutz zu leisten“, sagte der Rathaus-Chef zusammenfassend.

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