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Neues Bioenergiedorf Reiffenhausen im Landkreis Göttingen + Uni Göttingen entwickelt Gesamtkonzept weiter

Reiffenhausen. Mit einer bundesweiten Biogas-Energie-(Fahrrad) Tour von München nach Berlin macht der Fachverband Biogas im Vorfeld der Bundestagswahl auf die Möglichkeiten der heimischen Energieerzeugung aufmerksam und wirbt für die notwendigen Rahmenbedingungen im Erneuerbare-Energien-Gesetz. Am Ende der sechsten Tagesetappe erreichte das Velomobil, ein High-Tech-Fahrrad, heute das Bioenergiedorf Reiffenhausen. Dort wurde das Tourteam um Regionalreferent Jörg Scheibe und Präsidiumsmitglied Dr. Sarah Gehrig von Vertretern des Landkreises, der Göttinger Hochschulen und der Bioenergiegenossenschaft empfangen.

Auf seinem Weg nach Berlin steuert die Tour täglich Orte an, die bereits auf fortschrittliche, klimaschonende Biogaserzeugung setzen. Kreisrätin Christel Wemheuer begrüßte die Gäste und stellte die Projekte des Landkreises zur Förderung der Bioenergie vor. Besonders glücklich sind wir, so Wemheuer, dass nahezu alle Biogasanlagen im Landkreis über ein überzeugendes Wärmenutzungskonzept verfügen. Nur so wird die eingesetzte Biomasse wirklich effektiv genutzt.

In Reiffenhausen produziert der Land- und Energiewirt Marcus Stieg seit zwei Jahren mit Hilfe einer Biogasanlage und einem Blockheizkraftwerk Strom und Wärme. Den Strom speist Stieg in das Netz des örtlichen Stromversorgers ein. Zur Nutzung der anfallenden Wärme wird derzeit nach dem Vorbild von Jühnde an einem vier Kilometer langen Nahwärmenetz gebaut, das bis zum Ende des Jahres bei etwa der Hälfte der Dorfbewohner für warme Stuben sorgen wird. Auf Initiative des Landkreises und mit Unterstützung des EU-Förderprogramms LEADER hatte der Landkreis in den letzten Jahren Dörfer unterstützt, die wie Jühnde auf eine eigene Energieversorgung setzen wollen.

Der Fachverband Biogas e.V. ist mit rund 3.500 Mitgliedern die größte deutsche und europäische Interessenvertretung der Biogas-Branche. Er vertritt bundesweit Hersteller, Anlagenbauer und landwirtschaftliche wie industrielle Biogasanlagenbetreiber. Die Biogas-Branche hat in den vergangenen Jahren ca. 11.000 krisensichere Arbeitsplätze zumeist in ländlichen Regionen geschaffen. Weitere Informationen unter www.biogas.org. Neben der Biogasanlage liefert ein Holzhackschnitzelheizwerk die notwendige Wärme für das Dorf. Auch in Krebeck und Wollbrandshausen, wo es eine gemeinsame Biogasanlage geben wird, sowie in Barlissen wird derzeit bereits gebaut.

Die Projekte werden jeweils von dörflichen Genossenschaften getragen, die in den letzten Jahren mit ungeheurem Einsatz die Voraussetzungen zur Realisierung der mehrere Millionen Euro umfassenden Investitionen geschaffen haben. Gefördert werden die Projekte von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und aus dem LEADER-Programm der Europäischen Union. Die Idee zur Schaffung von Bioenergiedörfern wurde beim Interdisziplinären Zentrum für Nachhaltige Entwicklung (IZNE) der Universität Göttingen entwickelt und erstmals in Jühnde umgesetzt. Das IZNE arbeitet derzeit in einem umfassenden Forschungsauftrag vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur an der Weiterentwicklung des Konzepts.

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