Vogelsbergkreis. Erstmals gibt es im Vogelsbergkreis ein Schuldach, dass aus Sonne Strom macht – 15.000 Kilowattstunden im Jahr. 265 Quadratmeter auf dem 2008 errichteten Neubau der Geschwister-Scholl-Schule in Alsfeld bilden nun nicht nur eine Gebäudebedeckung – sie fangen seit wenigen Tagen auch die Sonne ein und wandeln die energiereichen Strahlen in Strom um, der bereits im öffentlichen Netz landet. Schuldezernent Hanns Michael Diening informierte sich am Donnerstag vor Ort gemeinsam mit Manfred Merle von der GSS-Schulleitung bei dem Investor der Photovoltaik-Anlage (PVA), Geschäftsführer Günter Mest von der Toolform GmbH aus Antrifttal.
Grüne Technologie
Die Photovoltaik-Elemente sind rein rechnerisch in der Lage, den Strombedarf von etwa vier Haushalten zu generieren. Der Investor hat die Fläche vom Kreis gemietet (für 20 Jahre), 186 Elemente auf der Südseite des Daches installiert, gewinnt damit Strom, speist diesen Strom ins Netz und erhält dafür eine Vergütung. Jedes Modul ist in der Lage, pro Jahr 80 Kilowattstunden Strom zu erzeugen – durch direkte Umwandlung des Sonnenlichts.
Der Landkreis hatte – aufgrund eines Kreistagsbeschlusses im Oktober 2007 – einen öffentlichen Bieterwettbewerb durchgeführt. Bestandteil dieser Ausschreibung war unter anderem die Vorgabe der Modul-Qualität und vor allem eines hohen Wirkungsgrads. Den Zuschlag erhielt die Toolform GmbH, die PV-Module der Firma Schott Solar und Wechselrichter des Weltmarktführers SMA aus Niestetal bei Kassel eingebaut hat.
Nachhaltigkeit
Aus Sicht von Hanns Michael Diening setzt der Vogelsbergkreis mit der Ermöglichung der Energieform Photovoltaik seine jahrelangen Bemühungen einer nachhaltigen Primärenergieeinsparung konsequent fort. Die Elemente „Energieverluste vermeiden durch bauliche Maßnahmen“, Kraft-Wärme-Kopplung in bereits 22 Klein-Blockheizkraftwerken und Holzhackschnitzelanlagen in mehreren Schulen nannte Diening als Beispiele. Ein weiterer Baustein sei nun die Photovoltaik. Allein die PV-Anlage auf der GSS führe zu einer Kohlendioxid-Verminderung um 250 Tonnen während der Mietlaufzeit. Der „Stromexperte“ im Amt für Gebäudemanagement der Kreisverwaltung, Jens Boß, hatte bereits vor dem Kreistagsbeschluss ein Flächenkataster für mögliche Standorte von Photovoltaik-Anlagen erstellt. Ergebnis: rund 37.000 Quadratmeter können genutzt werden.
Mindestens fünf weitere Schulen werden ebenfalls mit Photovoltaik-Elementen ausgestattet, sagte Diening in Alsfeld. Für PV-Investitionen stehen zur Verfügung: die Eichberg-Grundschule Lauterbach, die Schule an der Wascherde Lauterbach, die Gesamtschule Mücke Nieder-Ohmen, die Gerhart-Hauptmann-Schule Alsfeld und die Vogelsbergschule Schotten. Die sechs in der Ausschreibung enthaltenen Schulen verfügen über ein Dachflächenpotenzial für die Solarenergie von rund 8000 Quadratmetern. Bei allen Neubauplanungen bzw. Dachsanierungen werde künftig die technische Möglichkeit einer Solarmodul-Installation statisch und konstruktiv berücksichtigt, sagte Kreisbeigeordneter Diening.
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Dieser Stromzähler im Erdgeschoss der Geschwister-Scholl-Schule dreht sich, weil oben auf dem Dach Sonne in Strom verwandelt wird. Unser Foto zeigt von links Manfred Merle, Mitglied der Schulleitung der GSS, Schuldezernent Hanns Michael Diening, Jens Boß vom Amt für Gebäudemanagement und Toolform-Geschäftsführer Günter Mest.