Fulda. Eine besondere Erfahrung für die Zuhörerinnen und Zuhörer aus dem Quartier Josefsgarten: Michael Mott stellte bei seiner Lesung im Mehrgenerationenhaus denjenigen bedeutenden Fuldaer vor, auf den das frühere Josefsheim und dieses Quartier zurückgehen – Richard Müller (1851 bis 1931). Der Politiker, Fabrikant und Millionär mit sozialer Ader hat über die 1904 als Arbeiterinnenheim eröffnete Einrichtung gesagt, dass von all seinen vielen Unternehmungen ihm „das Josephsheim die liebste ist“. Richard Müller, dessen Namen in Fulda eine Straße und sogar eine Schule tragen, ist einer der 80 „Fuldaer Köpfe“, die Heimatforscher Mott in seinem gleichnamigen Buch verewigt hat.
Markante Persönlichkeiten
Aus diesem Werk, eng verbunden mit Motts aktueller geschichtlicher Serie in der Fuldaer Zeitung, lasen der Autor und seine Frau Hella einige Passagen. So lernte das interessierte Publikum markante Persönlichkeiten kennen, die auf je eigene Weise für ein Stück sehr lebendiger Stadtgeschichte stehen. Da ist beispielsweise Elisabeth Hunold aus der Florengasse (1878-1973), die zunächst als Zofe unter anderem die USA kennen lernte und später als Schreinermeistersgattin in der Fuldaer Stadtverordnetenversammlung ihre männlichen Mitparlamentarier aufhorchen ließ. Auch Schuster Georg Joseph Braun („Pariser Braun“) ist zu nennen, der durch sein Handwerk die französische Hauptstadt „eroberte“, Große des 19. Jahrhunderts mit Zugstiefeln und Stiefeletten versorgte und dann seine Heimatstadt Fulda mit einem schmucken Wohngebäude in der Petersgasse verschönerte, im Volksmund „Dabbevilla“ geheißen.
Austausch wichtig
Wenn Michael Mott liest und erzählt, dann bewahrt er nicht nur heimische Originale, Heilige Koryphäen und stille Held(inn)en vor dem Vergessen, sondern macht – oft ganz nebenbei – deutlich, warum manches in der Barockstadt heute so ist, wie es ist. Wer ihm zuhört, der ist nah am fuldischen Herzen. Die „Fuldaer Köpfe“ gehen dem Heimatforscher nicht aus: „Meine Warteliste umfasst derzeit über 400 Personen“, betont Mott während der Lesung. Als er erwähnt, dass er zum Beispiel auch Busoberschaffner Bonifatius Köck vorstellen will, kommt lebhafte Zustimmung aus dem Publikum.
Apropos Zustimmung: Der Austausch mit seinen Leserinnen und Lesern ist Mott sehr wichtig; die Reaktionen auf seine Beiträge sind zahlreich und kommen teilweise von Fuldaern im Ausland. Es gibt viel Dank und Anerkennung, wobei den Heimatforscher beispielsweise freut, dass Bürgermeister Dr. Wolfgang Dippel Anregungen von ihm umsetzen lässt. Mott wird auch von Interessierten darauf hingewiesen, wen er unbedingt noch in die Serie aufnehmen müsse.Im Mehrgenerationenhaus berichtet er zugleich von seiner Recherche-Arbeit, die oft im Fuldaer Stadtarchiv stattfindet. So schildert er unter anderem die Aussagekraft von alten Meldekarten und Adressbüchern.
Wie der Beifall beweist, kommt sein persönlicher Ausflug in die Stadtgeschichte gut an. Quartiersmanager Markus Otto würdigt die heimatgeschichtlichen Leistungen des Autors, bedankt sich mit Präsenten und ist ein bisschen stolz darauf, dass diese Lesung – nach der Buchvorstellung im Stadtschloss – Motts zweite öffentliche Präsentation dieses Bandes ist.