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Der Arbeitsmarkt im April Schwungvoller Start ins zweite Quartal

Die Entwicklung auf dem hessischen Arbeitsmarkt zeigte sich weiterhin stabil und ungetrübt. Ein weiteres Mal wurde die niedrigste Arbeitslosenquote in einem Berichtsmonat seit 37 Jahren verzeichnet. Das zweite Quartal 2018 startete schwungvoll: sinkende Arbeitslosenzahlen, konstant hohe Arbeitskräftenachfrage und ein weiterer Anstieg der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung prägten das Bild.
Dr. Frank Martin, Leiter der Regionaldirektion Hessen, sieht trotz der vielen Rekordmeldungen nicht nur positive Signale auf dem hessischen Arbeitsmarkt:
 
„Der hohe Bestand an offenen Stellen hat auch seine Schattenseiten. Die Agenturen und Jobcenter können den hohen Bedarf an Fachkräften nicht ohne weiteres decken. Das zeigen auch die gestiegenen Vakanzzeiten. Im Durschnitt dauert es mittlerweile 102 Tage bis eine Stelle besetzt werden kann. Fast 60 Prozent aller Arbeitslosen in Hessen haben keine Berufsausbildung, Tendenz steigend. Diese Menschen werden auf absehbare Zeit die Fachkräftelücke nicht schließen können.“
Neben der Gewinnung von Fachkräften sieht Martin ebenfalls die duale Ausbildung vor weiteren Herausforderungen:
„Der demografische Wandel wird auf dem Ausbildungsmarkt immer sichtbarer. Auch für dieses Jahr können wir keine Entwarnung geben. Wie in 2017 ist das Angebot an Ausbildungsstellen in vielen Bereichen größer als die Nachfrage. Im letzten Jahr blieben zum Stichtag fast 2.700 Stellen unbesetzt. Wir steuern in diesem Jahr auf eine ähnliche Situation zu. Möglicherweise steigt die Anzahl nicht besetzbarer Ausbildungsstellen sogar weiter an, da gleichzeitig die Bewerberzahlen weiter sinken. Die Nachwuchsgewinnung wird perspektivisch besonders für klein und mittelständische Unternehmen immer schwieriger“, so Frank Martin.
Martin stellt ebenso fest, dass ohne ausländische Bewerberinnen und Bewerber das Gefälle noch deutlicher ausfallen würde. Mehr als jeder fünfte Bewerber auf einen Ausbildungsplatz in Hessen habe bereits keinen deutschen Pass. Die Anzahl der ausländischen Bewerber sei zum Vorjahr um 9,3 Prozent auf 6.984 gestiegen. Allein 2.340 junge geflüchtete Bewerber stellten sich in diesem Jahr bislang dem Ausbildungsmarkt zur Verfügung.
„Angesichts dieser Entwicklung müssen wir die berufliche Bildung weiterhin als eine unserer wichtigsten Aufgaben für alle Altersgruppen begreifen. Es ist nie zu spät für eine Aus- oder Weiterbildung“, so Martins Fazit.
Ausbildung: Angebot größer als Nachfrage
 
Bis jetzt meldeten die hessischen Betriebe 1.077 Lehrstellen (+3,4 Prozent) mehr als im Vorjahreszeitraum und somit 32.318. Die Zahl der Bewerber sank im Vergleich zum Vorjahr um 717 (-2,1 Prozent) auf 33.248.
Als unversorgt zählten zum Stichtag 17.978 Bewerber und Bewerberinnen. Das waren 90 (-0,5 Prozent) weniger als im Vorjahr. Gleichzeitig stieg die Zahl der unbesetzten Lehrstellen um 1.300 (+7,3 Prozent) auf 19.213.
 
Arbeitslosigkeit in Hessen: Entwicklung im April
 
Im April 2018 waren 157.860 Frauen und Männer in Hessen arbeitslos gemeldet. Das waren 3.137 weniger (-1,9 Prozent) als im März und 10.823 Menschen weniger (-6,4 Prozent) als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote sank um 0,1 Prozentpunkte auf 4,7 Prozent. Im Vorjahresmonat lag die Arbeitslosenquote noch bei 5,1 Prozent.
Saisonbereinigt ging die Arbeitslosigkeit gegenüber dem Vormonat um 1.000 zurück, gegenüber dem Vorjahr um 11.000.
Der Rückgang der Arbeitslosigkeit gegenüber dem Vormonat und dem Vorjahr betraf alle betrachteten Personengruppen. Gegenüber dem Vormonat: Unter 25-Jährige: -5,0 Prozent; Männer: -2,6 Prozent; Ältere ab 50 Jahre: -1,9 Prozent; Frauen: -1,1 Prozent; Ausländer: -1,3 Prozent; Langzeitarbeitslose: -0,7 Prozent.
Entwicklung gegenüber dem Vorjahr: Langzeitarbeitslose: -8,8 Prozent; Jugendliche unter 25 Jahren: -7,9 Prozent; Frauen: -6,9 Prozent; Ältere ab 50 Jahren: -6,4 Prozent; Männer: -6,0 Prozent; Ausländer: -2,0 Prozent.
Eine Ausnahme bildet die Gruppe der arbeitslosen Menschen ohne Berufsabschluss. Ihre Zahl stieg gegenüber dem Vorjahr um 5,6 Prozent. Fast 60,0 Prozent aller Arbeitslosen in Hessen haben keinen Berufsabschluss.
 
 
Die Unterbeschäftigung, die auch Personen in arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen und in kurzfristiger Arbeitsunfähigkeit mitzählt, belief sich im April 2018 auf 223.881 Personen, rund 8.800 weniger (-4,2 Prozent) als vor einem Jahr.
 
Entwicklung in den Rechtskreisen: Mehr Rückgänge im SGB III
 
Auch im April profitierte besonders der Rechtskreis SGB III (Arbeitslosenversicherung) von der guten Entwicklung auf dem hessischen Arbeitsmarkt. Im Vergleich zum Vormonat sank die Zahl der Arbeitslosen um -4,5 Prozent. Im Bereich des SGB II (Grundsicherung) gab es lediglich einen Rückgang von -0,6 Prozent.
Im Vergleich zum Vorjahr konnten beide Rechtskreise Rückgänge verzeichnen: -6,3 Prozent (SGB III) sowie – 6,5 Prozent (SGB II). Insgesamt entfielen 33,2 Prozent (52.412) aller Arbeitslosen in Hessen auf den Rechtskreis SGB III. 66,8 Prozent (105.448) aller Arbeitslosen waren dem Rechtskreis SGB II zugeordnet.
 
Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung: Stetiger Anstieg
 
Der hochgerechnete, vorläufige Wert der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung für den Monat Februar 2018 belief sich auf 2.567.300 Personen. Dies war ein Anstieg um 2,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Hessen lag damit mit seiner Entwicklung vor dem Bund (+2,4 Prozent) und Westdeutschland (+2,5 Prozent).
Im Vorjahresvergleich konnte Hessen in nahezu allen Branchen sozialversicherungs-pflichtige Beschäftigung aufbauen, stärkste Branche mit einem Plus von 6,5 Prozent ist der Bereich Verkehr und Lagerei.
Die größten Beschäftigtenzahlen gab es mit 453.700 Menschen weiterhin im verarbeitenden Gewerbe sowie mit 347.600 Arbeitnehmern im Handel.
 
Offene Stellen: Bestand weiterhin hoch
 
Insgesamt waren im April 55.072 freie Stellen bei den hessischen Arbeitsagenturen und Jobcentern gemeldet, 8,8 Prozent mehr als im Vorjahresmonat.
Der Zugang offener Stellen ging im Berichtsmonat um -10,5 Prozent auf 12.886 zurück.
Am häufigsten wurden weiterhin Arbeitskräfte für die Bereiche Lagerwirtschaft, Verkauf, Altenpflege, Büro und Sekretariat sowie Berufskraftfahrer gesucht.
 
 
Regionen: In neun hessischen Kreisen Quote unter 4 Prozent
 
In immer mehr Landkreisen in Hessen sinkt die Arbeitslosenquote unter 4,0 Prozent. Der Landkreis Fulda führt weiterhin die Tabelle an: 2,8 Prozent. Unter der 4-Prozent-Marke lagen auch die Kreise Hochtaunus (3,4 Prozent), Waldeck-Frankenberg (3,4 Prozent), Main-Taunus (3,5 Prozent), Vogelsberg (3,7 Prozent), Schwalm-Eder (3,7 Prozent), Bergstraße (3,8 Prozent), Kassel (3,9 Prozent), Marburg-Biedenkopf (3,9 Prozent).
Die höchste Arbeitslosenquote verblieb mit 9,5 Prozent in der Stadt Offenbach.
Die Arbeitslosenquoten der Regierungsbezirke Kassel, Gießen und Darmstadt verteilten sich wie folgt: Kassel 4,3 Prozent, Gießen 4,6 Prozent, Darmstadt 4,9 Prozent.
Im Vergleich der 26 Kreise und kreisfreien Städte stieg die Arbeitslosigkeit zum Vorjahr lediglich in einem Landkreis und einer kreisfreien Stadt an: Landeshauptstadt Wiesbaden (+2,3 Prozent), Landkreis Bergstraße (+1,3 Prozent). Den deutlichsten Rückgang gab es im Schwalm-Eder-Kreis (-22,3 Prozent).
 
Flüchtlinge: Jeder 10. Arbeitslose in Hessen hat einen Fluchthintergrund
 
Im April 2018 waren in Hessen 15.151 Menschen mit einem Fluchthintergrund arbeitslos gemeldet, davon 14.269 im Rechtskreis SGB II. Als arbeitsuchend wurden rund 38.126 Menschen mit einem Fluchthintergrund erfasst.
Etwa 2.300 Menschen hiervon nahmen im April an einer Fördermaßnahme teil oder begannen eine Ausbildung.
 
 
 
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