Krebs! Kaum ein Wort verbreitet mehr Schrecken, kaum ein anderes provoziert in unseren Köpfen so viele Bilder von Leid, Schmerz und Tod. Einerseits. Andererseits hat die Krebsforschung in den letzten Jahrzehn-ten erhebliche Fortschritte gemacht. Mittlerweile sind viele Krebserkran-kungen zu chronische Erkrankungen geworden; das heißt, sie schränken die Lebenserwartung aufgrund effektiver Therapien kaum ein. Andere sind sogar gänzlich heilbar. „Vor 1980 starben mehr als zwei Drittel aller Krebspatienten an ihrer Erkrankung. Heute kann mehr als die Hälfte auf eine dauerhafte Heilung hoffen“, sagt Dr. Angela Smith, die Leiterin des Medizinischen Kompetenz-Centers der AOK Hessen.
Das hat auch mit neuen Diagnose- und Therapieverfahren zu tun. Ein Schlag-wort, das in letzter Zeit häufig zu hören ist, lautet Präzisionsmedizin. Dabei sollen die Krebsmedikamente nicht auf das gesunde Gewebe, sondern tat-sächlich nur auf die bösartige Neubildung einwirken. Eine Selbstverständlich-keit? Nein! „Krebsforschern fiel es lange Zeit schwer, den Stoffwechsel von Tumorzellen zu verstehen und den Krebs gezielt zu bekämpfen. Deshalb ka-men und kommen Therapieverfahren zum Einsatz, die zwar das Krebsgewebe zerstören, aber eben auch Schaden an gesundem Gewebe anrichten“, erklärt Smith. Das gilt für Operationen und Bestrahlungen ebenso wie für Chemothe-rapien, unter deren Nebenwirkungen Patientinnen und Patienten häufig über die Therapiedauer hinaus leiden. Krebsforschern gelingt es aber in zuneh-mendem Maße, die molekularen Eigenschaften der unterschiedlichen Tumo-ren besser zu diagnostizieren und entsprechend individuelle Therapieformen zu entwickeln. Voraussetzung dafür ist die exakte Diagnose auf Grundlage von Gen-Tests.
Das Wachstum des Tumors behindern
Beispiele für die neuen, zielgerichteten Medikamente sind etwa Tyrosinkina-sehemmer, die über eine Enzymhemmung in der Tumorzelle deren Wachstum behindern sollen. „Diese Medikamente wirken aber nur bei ganz bestimmten genetischen Tumor-Eigenschaften, wie etwa manchmal beim nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom oder beim Schilddrüsen- oder Nierenzellkrebs, um nur einige Beispiele zu nennen. Leider funktionieren viele der Mittel mitun-ter nur vorübergehend, weil sich der Stoffwechsel der Krebszellen durch Muta-tion immer wieder verändern kann“, sagt Angela Smith. Sie rät Betroffenen, das Gespräch mit dem behandelnden Onkologen darüber zu suchen, ob eine solche Behandlung in Frage kommt. Bei der Entscheidung für oder gegen eine zielgerichtete Krebstherapie geht es auch immer um eine Abwägung des mög-lichen Nutzens gegen eventuelle Nebenwirkungen. Das gilt insbesondere dann, wenn das Medikament für eine bestimmte Krebsart noch keine Zulas-sung hat. In diesem Fall ist nämlich über die medizinische Entscheidung hin-aus auch die Kostenfrage zu klären.
Immuntherapie: Die eigenen Ressourcen nutzen
Eine zweite große Gruppe neuer Arzneimittel mobilisiert die körpereigene Ab-wehr des Krebspatienten. Denn eigentlich wäre es ja so einfach: Das Immun-system erkennt, wie bei einer Virusinfektion, die unerwünschten Zellen als ge-fährlich und schaltet sie aus. Das Problem dabei ist, dass Krebszellen sehr trickreich sind und es schaffen, die Immunabwehr des Körpers zu umgehen. So genannte Immun-Checkpoint-Inhibitoren führen dazu, dass das körperei-gene Immunsystem den Krebs wieder erkennen und zerstören kann. Bei vie-len Patienten mit einem metastasierten schwarzen Hautkrebs konnte diese Medikamentengruppe zumindest vorübergehend gute Erfolge zeigen. Die neueste wissenschaftliche Errungenschaft sind so genannte CAR-T-Zellen: Bei Kindern und Jugendliche, die unter einer akuten lymphatischen Leukämie leiden und denen die bisherigen Therapien – inklusive Stammzelltherapie – nicht helfen konnten, scheint diese Behandlungsoption mit einer Heilungsquo-te von bis zu 50 Prozent außerordentlich wirksam zu sein. „Forschungen in Bezug auf die Effektivität bei anderen Tumorerkrankungen laufen derzeit, ste-hen aber noch am Anfang“, sagt Angela Smith.
Wer sich weiter zum Thema Krebs und dessen Bekämpfung belesen möch-ten, ist auf diesen Seiten gut aufgehoben:
www.krebsinformationsdienst.de
www.krebsgesellschaft.de
www.krebshilfe.de