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Spielplatz zu Bauplatz

Die Gemeinde Flieden will einen Spielplatz um die Hälfte verkleinern um daraus einen Bauplatz zu gewinnen. In der vergangenen Gemeindevertretersitzung in Rückers wurde die Änderung des Bauleitplans „Am Galgenberg“ beschlossen. Der nüchtern formulierte Tagesordnungspunkt beinhaltet allerdings streitbares, so der Fraktionsvorsitzende von BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN Markus Hofmann.

Die Gemeinde Flieden hat in einem 2016 unter Mitwirkung sowohl von Mandatsträger*innen als auch Bürgerinnen und Bürgern erarbeiteten Zielsystems unter anderem in dem Oberziel „Ein Königreich der Generationen“ eine förderliche Familienstärkung und Kinderbetreuung fixiert. Explizit werden im Untertext die Kinderfreundlichkeit und Spielplätze angesprochen. Hier sieht Hofmann ein Widerspruch. „Man kann nicht aus Kostengründen einen Spielplatz zusammenstreichen und gleichzeitig die Gemeinde Flieden als ideale Wohnstätte für Familien mit Kindern propagieren.“ Um dem demografischen Wandel entgegenzuwirken müsse eine nachhaltige Familienpolitik verfolgt werden. Dazu gehören auch Kinderspielplätze, so Hofmann.

Dem Argument der hohen Unterhaltskosten stellt die grüne Fraktion die zu erwartenden Kosten durch Planungsbüro, Rück- und Umbau der Spielgeräte und Erschließungskosten entgegen. Der Veräußerungsgewinn des Grundstückes ist mit optimistisch gerechneten 40.000 Euro gering. Und selbst ein um die Hälfte verkleinerter Spielplatz bedarf der Pflege, die nur wenig günstiger ist als bisher.

Der Spielplatz am Galgenberg ist aufgrund der großen Fläche ein idealer Platz zum herumtollen, Fußball zu spielen und um zu toben. Das sieht auch das Deutsche Kinderhilfswerk (DKHW) so. In Zeiten von Spielplatzrückbau und einer fortschreitenden Nachverdichtung der Städte und Gemeinden beklagen sie einen zunehmenden Abbau der Qualitäten des öffentlichen Raumes für Kinder.
Selbst die UN bekennt sich zum Erhalt von Spielplätzen und betont in ihrer Kinderrechtskonvention im Artikel 31 (2) den Wert des Spiels und Spielens für jedes Kind.

„Für Kinder ist das selbstständige Erkunden der häuslichen Umgebung oder ein gefahrloses Spielen schwieriger geworden. Natürliche oder gestaltbare Freiflächen sind rar oder weit entfernt“, so das DKHW auf seiner Homepage. In Flieden sei man gerade dabei, die Befürchtungen des Deutschen Kinderhilfswerkes umzusetzen, sagt der grüne Fraktionsvorsitzende. Zwar wird der Spielplatz nicht ganz entfernt aber um die Hälfte verkleinert, optimiert, wie die CDU meint. Man hat auch versäumt die Anwohner zu befragen.

Ein Argument, welches im Bauausschuss fiel, dass „fast jedes Haus der Anrainer des Spielplatzes hätte eine Wiese zum Spielen“ ist ein Scheinargument, denn um sich richtig austoben zu können, benötigt man doch etwas mehr Platz. Hinzu kommen die sozialen Kontakte auf einem Spielplatz. Für kleine Kinder ist der Lernzuwachs der sich auf geistigem, körperlichem, charakterlichem oder sozialem Gebiet ereignet, unverzichtbar. Das hat man im eigenen Garten nicht.

Am 28.05. 2017 feiert unter anderem das Kinderhilfswerk mit dem Motto „Spiel Platz ist überall“ den 10. internationalen Weltspieltag. Damit wollen das Deutsche Kinderhilfswerk und seine Partner im „Bündnis Recht auf Spiel“ darauf aufmerksam machen, dass Kinder und Jugendliche ein Recht darauf haben zu spielen und sich möglichst im gesamten Stadt- und Gemeinderaum frei zu bewegen. „Mit dem Projekt „Spielplatz zu Baulplatz“ setzt Flieden jedenfalls die falschen Signale“, ist sich Hofmann sicher.

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