Der Bedarf an gut qualifizierten Arbeitskräften steigt in Deutschland kontinuierlich an, während das Bewerberpotenzial demografisch bedingt abnimmt. Immer mehr freie Stellen werden bei den Agenturen für Arbeit gemeldet. Für die Unternehmen wird es immer schwieriger, passgenaue Bewerber zu finden. Um ihren Personalbedarf zu decken, müssen Betriebe längerfristig größere Anstrengungen unternehmen, innovative Rekrutierungsstrategien entwickeln und kompromissbereiter bei der Personalauswahl werden. Ohne besondere Angebote für zum Beispiel Langzeitarbeitslose, Zuwanderer, Menschen mit Behinderungen, Alleinerziehende und Studienabbrecher oder genügend variable und flexible Teilzeitarbeitsplätze wird es in Zukunft schwer werden, den eigenen Mitarbeiterbedarf zu decken.
Der erste europaweite Aktionstag (European Employers‘ Day) der europäischen Arbeitsverwaltungen am 6. April 2016 richtet sich insbesondere an kleine und mittlere Betriebe. Die Arbeitsagenturen in Hessen werden an diesem Tag mit unterschiedlichen Aktionen wie Betriebsbesuchen, Telefonaktionen und Mentorenprogrammen für Flüchtlinge auf ihre Dienstleistungen aufmerksam machen, um so ihre Kundenbeziehungen zu Arbeitgebern weiter auszubauen und Betrieben Arbeit- und Ausbildungsplatzsuchende vorzustellen.
„Unsere Arbeitswelt ist ständigen Veränderungen unterworfen. Die weiter fortschreitende Technisierung und Digitalisierung ist eine Facette, die knapper werdende Ressource Mitarbeiter eine weitere. Ausbildung und lebenslange Qualifizierung sichern die Teilhabe am Erwerbsleben. Wir möchten Arbeitgeber nicht nur an diesem europaweiten Aktionstag unterstützen und ermuntern, die Angebote der Bundesagentur für Arbeit anzunehmen und den Menschen, die heute noch keine Arbeit haben, im Interesse der eigenen Personalgewinnung, eine Perspektive zu bieten“, so Dr. Frank Martin, Leiter der Regionaldirektion Hessen.
Kleine Betriebe sind Jobmotoren in den Regionen
Kleine und Mittelständische Betriebe (1 bis 249 Beschäftigte) hatten 2015 in Hessen knapp zwei Drittel aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten unter Vertrag. Von den 2015 erfassten 2.408.671 Arbeitnehmern waren somit 1.553.537 oder 64,5 Prozent dort angestellt. Dabei arbeiteten in diesen Betrieben überproportional viele Ausländer. Ihr Anteil an allen beschäftigten Ausländern in Hessen lag bei fast 70,0 Prozent. Waren es 2012 noch 163.330 Beschäftigte ohne deutschen Pass, stieg ihre Zahl zum 30.6.2015 bereits auf 214.259 an. Besonders Kleinstbetriebe mit 1 bis 9 Beschäftigten hatten den höchsten Ausländeranteil in ihrer Belegschaft (16,1 Prozent). Insgesamt lag der Anteil im Durchschnitt in Hessen bei 12,8 Prozent.
Besonders viele Beschäftigte finden sich in den kleinen und mittelständischen Betrieben in der Land- und Forstwirtschaft, im Baugewerbe, im Handel, im Gastgewerbe und den Sonstigen Dienstleistungen. In der Metall- und Elektroindustrie ist der Beschäftigtenanteil am niedrigsten.
Betrachtet man den Beschäftigtenanteil nach Regionen liegt er bei den kleinen und mittelständischen Betrieben in den Kreisen Werra-Meißner, Bergstraße, Rheingau-Taunus, Limburg-Weilburg und dem Vogelsbergkreis bei mehr als 80 Prozent. Den geringsten Anteil hat die Stadt Frankfurt (47, 4 Prozent).
Rhein-Main-Region wird weiter wachsen
Nach der bereits im Januar dieses Jahres vorgestellten IWAK-Betriebsbefragung für die Region Rhein-Main erwarten die Kleinstbetriebe für 2017 einen Beschäftigungszuwachs von 2,6 Prozent. In Summe wird die Zahl der Beschäftigten in den kleinsten Betrieben demnach in den nächsten zwei Jahren um rund fünf Prozent anwachsen. Auch die Kleinbetriebe mit bis zu 49 Beschäftigten rechnen bis 2017 mit weiteren Beschäftigungszuwächsen.