Written by 9:53 Kirche

Kunstwerk „Feld“ von Martin Wöhrl in Fulda mit Festakt eröffnet

„Die zwölf übergroßen Ähren sind ästhetisch schön, sprechen sicher viele Menschen an, bewirken aber auch ein Nachdenken, denn die Menschen fragen sich, was dahintersteckt“, beschreibt der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen am Donnerstag seinen ersten Eindruck von dem jüngst auf einer Wiese am Domplatz installierten Kunstwerk „Feld“ des Münchener Bildhauers Martin Wöhrl. Das Kunstprojekt der Deutschen Bischofskonferenz strebe als Ganzes an, „in die Öffentlichkeit hineinzuwirken, Menschen anzusprechen und dort abzuholen, wo sie stehen“, betonte der Oberhirte beim Festakt zur Eröffnung des Kunstprojekts im Auditorium maximum der Theologischen Fakultät Fulda. Das Kunstwerk in Fulda ist eine von elf künstlerischen Installationen oder Darbietungen, die die Bischofskonferenz deutschlandweit aus Anlass des 50. Jahrestags des Abschlusses des Zweiten Vatikanischen Konzils in Auftrag gegeben hat. „Das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) kann als das bedeutendste Ereignis in der Geschichte der Kirche im 20. Jahrhundert bezeichnet werden.“ Es habe die Kultur und die Gesellschaft vor 50 Jahren nachhaltig geprägt und dabei nicht nur der Kirche bleibende Aufgaben hinterlassen.

Ausgehend von den einleitenden Worten der Pastoralkonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst“ sollte laut Algermissen auf dem Fuldaer Domplatz ein eigener Akzent gesetzt werden. Das Kunstwerk von Martin Wöhrl setze sich in dem Bild der Weizenähren mit der Begegnung von Kirche und Welt auseinander. Der Würzburger Bischof Dr. Friedhelm Hofmann, ausgewiesener Kenner der modernen Kunst und Mitinitiator des Gesamtprojekts, stellte in seiner Einführung heraus, dass die Pastoralkonstitution des Konzils auf die besondere Bedeutung der Kultur für das Wohl der Menschen hingewiesen habe. Alle Menschen hätten nämlich ein Recht auf Kultur. „Dieses Kunstprojekt ist konfessionsübergreifend angelegt und richtet sich an alle, Glaubende wie Nichtglaubende.“ Fünf der elf Teilprojekte seien bereits eröffnet worden, darunter das Kunstwerk in Fulda, das die Öffnung der Kirche zur Welt hin thematisiere.

Zum zweiten Mal nach Lorsch mache das bundesweite Kunstprojekt der Deutschen Bischofskonferenz Station in Hessen, stellte der hessische Kultusminister Prof. Dr. Ralph Alexander Lorz in seinem Grußwort heraus. „Ich freue mich, heute hier in Fulda an dem Ort zu sein, der nicht nur ein besonderes Flair, sondern eine ganz besondere Bedeutung für die Katholische Kirche in Deutschland besitzt, und erneut die Ehre zu haben, als Vertreter des Landes Hessen und der Hessischen Landesregierung an der Eröffnung eines solchen von uns finanziell geförderten bzw. unterstützen Teilprojekts mitzuwirken.“ Das zweite Vatikanische Konzil sei ohne Zweifel ein bedeutendes Ereignis in der Geschichte der katholischen Kirche im 20. Jahrhundert und darüber hinaus ein weltgeschichtliches Geschehen ersten Ranges, das die Kultur und Gesellschaft nachhaltig geprägt habe. Den Gedanken, zu Ehren des 50. Jubiläums ein Kunstprojekt auf dem Domplatz zu installieren, bezeichnete der Kultusminister als eine überaus gelungene Idee. „Das Projekt verbindet Kirche und Kunst und zeigt für jeden Bürger die vor 50 Jahren beschlossene Öffnung der Kirche für die Welt mit künstlerischen Mitteln.“ Prof. Lorz unterstrich, dass ohne den Beitrag von Christentum und Kirche der Kulturstaat Bundesrepublik Deutschland mit seiner Werteordnung nicht verstanden werden könne.

Die Kuratorin des Kunstwerks „Feld“, Dr. Angelika Nollert (München), stellte das Kunstwerk Wöhrls vor. Martin Wöhrl, Jahrgang 1974, sei ein mehrfach ausgezeichneter Bildhauer, der in seinen Werken nach den Einflüssen schaue, von denen die Menschen umgeben seien und die sie prägten. Seine aus geläufigen Motiven und Materialien hergestellten Werke brächten Kunst an die Menschen heran und Menschen an die Kunst. „Die Ähre in ihrem von Gott geschenkten Reichtum ist eine Ikone, ein Symbol für das Leben, aber auch für den Alltag“, unterstrich die Kuratorin. Dass es ausgerechnet zwölf Ährenskulpturen seien, die das Kunstwerk umfassten, habe mit der Bedeutung der Zahl 12 im Christentum zu tun (zwölf Jünger Jesu, zwölf Stämme Israels), aber auch mit dem Alltäglichen (12-Stunden-Rhythmus des Tages, 12 Monate). Wenn Menschen diese großen Ähren in ihren verschiedenen Stadien vom Aufblühen bis zum Verwelken und in den unterschiedlichen Farben auf einer grünen Wiese bei Dom und Michaelskirche sähen, bewirke das zunächst Irritation, dann Nachdenken. „Die Kunst ist das Gegenüber des Kunstbetrachters.“

Nach dem Festakt wurden die Gäste von den Musikern Ib und Ruben Hausmann (Klarinette und Horn), die den Festakt musikalisch umrahmt hatten, und dem Ensemble „tanzBlick“ zum Domplatz geleitet, wo zwei Tänzerinnen (Verena Piwonka und Dorothée Bretz) und zwei Tänzer (Florian Bull und Timo Uehlinger) eine Tanzperformance in zwei Sets vorführten.

Visited 2 times, 1 visit(s) today
Close