Fulda. Sie sind harmlos, solange man gesund ist, können im Falle einer Infektion aber zur tödlichen Gefahr werden. Die Rede ist von Multiresistenten Erregern (MRE). Das sind Bakterien, die gegen fast alle der gängigen Antibiotika resistent geworden sind. Ob Krankenhäuser, Reha-Kliniken, Arztpraxen, Senioreneinrichtungen oder ambulante Pflege – die Problemkeime betreffen alle Einrichtungen des Gesundheitswesens.
Fotos: Max Colin Heydenreich
Eine von vielen Maßnahmen zur Bekämpfung von MRE ist die strikte Einhaltung der Hygienevorschriften. Wie Hygiene im Zeitalter der MRE in der ambulanten Pflege umzusetzen ist, war Thema des 4. Hygieneforums, zu dem das Gesundheitsamt des Landkreises Fulda eingeladen hatte. Mehr als 140 Pflegekräfte aus ambulanten Einrichtungen in den Landkreise Fulda und Hersfeld-Rotenburg sowie im Main-Kinzig-Kreis waren der Einladung gefolgt.
„Uns geht es darum, kontinuierlich Informationen und Hilfestellung zu den Themen Hygiene und MRE anzubieten. Die große Chance solcher Veranstaltungen ist der konkrete Austausch vor Ort, die Möglichkeit, Fragen zu stellen und voneinander zu lernen“, sagte Gesundheitsdezernent Dr. Heiko Wingenfeld bei der Begrüßung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Das Gesundheitsamt sei nämlich nicht nur Kontrollbehörde, sondern auch Partner. Roland Stepan, Leiter des Kreisgesundheitsamts, ergänzte: „Wir sind im MRE-Netzwerk Nord- und Osthessen mit anderen Leistungserbringern im Gesundheitswesen vernetzt und wollen als Berater fungieren.“ Hygiene sei eigentlich gar nicht so kompliziert, wenn man sich die Übertragungswege vor Augen führe und darüber Bescheid wisse, wie diese frühzeitig unterbrochen werden könnten.
Auf die Bedeutung der multiresistenten Erreger, deren Übertragungs- und Infektionswege sowie die geeigneten Schutz- und Vorsorgemaßnahmen ging Dorothea Mischler vom MRE-Netzwerk Rhein-Main im Rahmen ihres knapp zweistündigen Vortrages ein. Die Diplom-Pflegewirtin und examinierte Krankenschwester war selbst viele Jahre in der ambulanten Krankenpflege tätig und hatte neben theoretischem Hintergrundwissen auch zahlreiche Tipps für die Praxis dabei.
Die Kernbotschaft formulierte Mischler zu Beginn ihres Vortrags: „Wir arbeiten mit Menschen und fassen Menschen an. Die Hand ist der Hauptübertragungsweg, deshalb ist sorgfältige Händehygiene die erste und wichtigste Maßnahme, Übertragungswege zu unter-brechen.“ Mischler demonstrierte die korrekte Händedesinfektion und erläuterte weitere empfohlene Hygienemaßnahmen, die im Umgang mit pflegebedürftigen Personen, die mit multiresistenten Keimen besiedelt sind, beachtet und angewendet werden sollten, um eine Übertragung beziehungsweise Verschleppung der Keime zu verhindern.
Dazu gehören neben der konsequenten Händedesinfektion auch das Tragen von Untersuchungshandschuhen, Schutzkitteln, Nasen- und Mundschutz sowie die Durchführung von Flächendesinfektion, die Desinfektion von Materialien wie Blutdruckmanschetten, Stethoskopen und vieles mehr. Darüber hinaus erläuterte die Referentin, wie Patienten, die Träger des methicillinresistenten Staphylokokkus aureus (MRSA) sind, durch eine gezielte Therapie „saniert“ werden können. Der Vortrag der Hygieneexpertin verdeutlichte die Bandbreite wirksamer Maßnahmen; die Rückmeldungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zeigten angesichts der personellen, zeitlichen und finanziellen Ressourcen in der ambulante Pflege aber auch die aktuellen Herausforderungen, denen sich die Akteure beim Thema MRE stellen müssen. (Dorit Heydenreich)