
Martina Noll backt alle Kuchen selbst. Foto: Plappert
Hofbieber-Kleinsassen. „Und frei der Blick in die Welt hinein“: Zu dieser „Rhönlied“-Zeile passt die Aussicht des Cafés in der Kunststation Kleinsassen, denn hier ist Transparenz verwirklicht, die sich mit Kreativität und Kuchenfreuden zu einer besonderen Atmosphäre verbindet. Die große Glasfront, die 2004 beim Umbau unter der Regie von Architekt Jörg Sturm entstand, lässt die Augen im Skulpturengarten des Ausstellungshauses, in einem Teil des Malerdorfes und auf den umliegenden Hügeln weiden. Noch offener ist die dem Stationsinnern zugewandte Seite des Cafés, das quasi eine Fortsetzung des Foyers darstellt. So hat man auch den Galerie- und den Bücherbereich im Blick. Bei diesen anregenden  Sichtmöglichkeiten beansprucht die Café-Möblierung mit 40 bis 60 Plätzen nicht viel Aufmerksamkeit für sich.
Das passt zum Naturell von Café-Pächterin Martina Noll, die sich selbst nicht in den Mittelpunkt stellt. Die Gäste wissen freilich den großen Einsatz der Diplom-Theologin und Floristin zu schätzen, womit sie den Café-Besuch zum schönen Erlebnis macht. Sie backt die Kuchen selbst, und hat insgesamt 15 Sorten zum Wechseln. „Gerade im Winter sind französischer Apfelkuchen und Cappuccino-Torte die Renner“, berichtet Noll. Heide Müller zählt zur wachsenden Stammkundschaft und ergänzt vom Nachbartisch: „Das Essen ist hier so lecker!“ Dies hört die Pächterin mit ihrem Team oft – und gerne. Sie ist schon häufig nach den Rezepten gefragt worden und hat ein Backbüchlein zusammengestellt, das im Café erhältlich ist. Bedenken von Nolls Mitarbeiterin Christina Feuerstein, dass die betreffenden Gäste künftig nur noch selbst backen, bestätigen sich nicht, denn die Kuchenfans kommen weiterhin.
Die Pächterin, die am Wochenende auch herzhafte Kleinigkeiten anbietet, hat etwas erreicht, das ihr besonders am Herzen liegt: Seit einigen Wochen ist das Café nach den Standards der EU Bio-zertifiziert. Die Getränke sowie die Backzutaten für die Kuchen und Torten stammen aus ökologischer Produktion oder von privaten Streuobstwiesen. „Mein Anliegen ist, dass Mensch und Umwelt möglichst wenig mit Schadstoffen belastet werden und Nutztiere artgerecht und würdevoll leben können“, betont Noll, die dazu auf ihre Weise beiträgt. Heide Müller findet die Verbindung von Kunst und Bio-zertifiziertem Café überzeugend, und die Pächterin weiß, dass viele Kunstinteressierte sehr sensibel für ökologische Fragen sind.
Das Café hat längst nicht nur Kunden, die auch bzw. in erster Linie die Ausstellungen besuchen. „Zu unseren Gästen gehören nicht zuletzt Wanderer und andere, die in der Rhön freie Zeit verbringen“, berichtet Noll. Auf jeden Fall ergänzen sich Kunststation und Café, zumal die Pächterin und ihr Team während der Woche auch den Ausstellungsbereich betreuen. „Es ist ein Geben und Nehmen, das nicht besser sein könnte“, beschreibt Peter Ballmaier, Leiter der vom Landkreis Fulda geförderten Kunststation, das Miteinander zwischen ihr und dem Café. Martina Noll würdigt er als „eine gute Seele unseres Hauses“ und lobt die Qualität ihrer Kuchen. Ballmaier: „Das Café trägt viel dazu bei, dass man sich als Gast bei uns rundum wohlfühlen kann. Es ist Teil des ‚Gesamtkunstwerks Kunststation’“. Bei den mehrtägigen Seminaren der Kunstschule kocht Noll für die Teilnehmer. „Wir werden von ihr verwöhnt, und ich glaube, die Leute kommen nicht nur wegen des Malens hierher“, sagt Veronika Zyzik, Leiterin dieser Schule in der Kunststation, schmunzelnd.
Das Café hat ein eigenes Jahresprogramm aus kulinarischen Veranstaltungen und Konzerten. Den Anfang macht diesmal am 6. April, 19 Uhr, der Abend „1001 Genüsse aus dem Orient“: Alfred Körper erzählt ein Morgenland-Märchen, und dann wartet ein entsprechendes Büfett auf die Gäste. Beliebt sind auch jahreszeitliche Frühstücke. Frank Tischer gastiert von April bis September jeden Monat mit seinem „Konzert zum Sonnenuntergang“ im ausblickreichen Café, wo man auch private Feste feiern kann. Die Winter-Öffnungszeiten sind täglich außer montags von 13 bis 17 Uhr. www.kleinsassen.de.