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Schutzambulanz entwickelt sich zu Kompetenzzentrum gegen Gewalt – Einmaliges Modellprojekt wird fortgesetzt

Fulda. Gute Nachrichten aus dem Hessischen Sozialministerium: Der Fortbestand der Schutzambulanz Fulda ist gesichert. Wie Erster Kreisbeigeordneter Dr. Heiko Wingenfeld mitteilt, ist vor kurzem in Wiesbaden die Entscheidung gefallen, das Projekt über den 31. Dezember 2012 hinaus fortzusetzen und finanziell zu unterstützen. Das bundesweit einmalige Modellprojekt, das vom Land Hessen und dem Landkreis Fulda gemeinsam initiiert und finanziert wurde, war ursprünglich auf drei Jahre angelegt.

Fotos: Max Colin Heydenreich

„Ich freue mich sehr, dass wir mit der Schutzambulanz weitermachen können“, erklärt Dr. Wingenfeld. „Denn das Projekt hat uns gezeigt, dass auch in der Region Osthessen nicht alles ‚heile Welt’ ist und Gewalt bei uns ebenfalls eine Rolle spielt. Ich bin sehr froh, dass es innerhalb der drei Jahre gelungen ist, die Schutzambulanz in ein Netzwerk einzubinden und landkreisübergreifend als Anlaufstelle für Opfer von Gewalt zu etablieren“, so der Gesundheitsdezernent.

Der Schutzambulanz liegt die Idee zugrunde, die Opfer von Gewalt zu schützen bzw. zu stärken. Darüber hinaus sollen die Gesundheits- und Schutzeinrichtungen der drei Landkreise Fulda, Hersfeld-Rotenburg und Vogelsberg noch mehr für das Thema „Gewalt“ sensibilisiert und stärker miteinander vernetzt werden. „Mittlerweile hat sich die Schutzambulanz zu einem Kompetenzzentrum gegen Gewalt und zu einem festen Baustein in der regionalem Angebotsstruktur für Gewaltopfer entwickelt“, betont Dr. Wingenfeld.

Wie das vierköpfige Team der Schutzambulanz berichtet, suchen inzwischen nicht nur Gewaltopfer, sondern auch Täter, die aus der Gewaltspirale ausbrechen wollen, Unterstützung und Hilfe bei dem speziell geschulten Team. „Das Thema Gewalt ist sehr komplex und hat viele Gesichter“, weiß die Teamleiterin. Seit Bestehen der Schutzambulanz seien 359 Fälle bearbeitet worden. „Das Fallmanagement“, erklärt die Teamleiterin, „nimmt sehr großen Raum in unserer Arbeit ein. Grundsätzlich arbeiten wir klientenbeauftragt. Das heißt, der Klient entscheidet, wie die Hilfe für ihn aussehen soll.“ Für den einen sei dies schon ein entlastendes Gespräch, für den anderen die Vermittlung von Ansprechpartnern, die weiterführende Hilfen anbieten.

Die kostenfreie Dokumentation der sichtbaren Folgen von Gewalt ist ein spezielles Angebot der Schutzambulanz, das nach Angaben der Teamleiterin bis dato von etwas mehr als der Hälfte der Klienten in Anspruch genommen wurde. „Die Dokumentation, die sehr umfangreich und zeitintensiv ist, zählt zu unseren Hauptaufgaben. Wir halten alle sichtbaren Gewaltfolgen akribisch fest, sichern die Spuren und asservieren das Beweismaterial. Damit stärken wir die Position des Opfers, denn die Dokumentation ist gerichtsverwertbar. Ob und wann die Dokumentation an die Staatsanwaltschaft geht, entscheidet grundsätzlich der Klient“, so die Teamleiterin. Bislang sei etwa die Hälfte der dokumentierten Gewalttaten durch die Opfer angezeigt worden.

Weil die Fuldaer Schutzambulanz aufgrund ihrer inhaltlichen Ausrichtung und organisatorischen Anbindung an den öffentlichen Gesundheitsdienst bundesweit einmalig ist, stößt die Einrichtung inzwischen deutschlandweit auf großes Interesse. Zahlreiche Politiker, Frauenbeauftragte oder Opferbeauftragte der Polizei haben sich in diesem Jahr vor Ort über das Konzept und die Arbeit des Teams informiert. Darüber hinaus ist im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitung durch die Hochschule Fulda ein Handbuch mit verschiedenen Fallbeispielen und Algorithmen entstanden, das eine Übertragbarkeit des Modells in andere Regionen ermöglichen soll. (Dorit Heydenreich)

Info

Die Schutzambulanz befindet sich im Zentrum Vital, Gerloser Weg 23, in Fulda. Sie ist an 365 Tagen im Jahr von 9 bis 18 Uhr unter der Rufnummer (0661)6006-1200 erreichbar. Das Angebot der Schutzambulanz ist kostenfrei. Weitere Informationen gibt es auch im Internet unter www.schutzambulanz-fulda.de

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