Fulda. Gerade noch einmal gut gegangen ist das Jahr 2012 für das Kraftfahrzeuggewerbe in der Region Fulda. In der Mitgliederversammlung zog Obermeister Thorsten Krämer kurz vor Jahresschluss eine erste Bilanz. Er betonte, dass ein paar Kratzer am Lack nicht zu vermeiden waren. Insbesondere die private Nachfrage nach Neufahrzeugen ging spürbar zurück. Obwohl sich die Menge der gehandelten Gebrauchtwagen noch über dem Niveau des Vorjahres bewegte, ist die Ertragssituation im Fahrzeughandel nicht zufrieden stellend. Der Rückgang der Nachfrage traf im Jahr 2012 zusammen mit einem Überangebot an Fahrzeugen, zum Teil auch aus anderen europäischen Ländern mit schwacher Autokonjunktur nach Deutschland zurückflossen.
Kritisiert wurde auch aus der Mitgliederversammlung die Berichterstattung über “Rabattschlachten”, die sich oft an extremen Einzelbeispielen orientierte. “Auch viele Betriebe der Innung wurden mit zum Teil völlig überzogenen Rabattvorstellungen konfrontiert”, sagte Obermeister Krämer wirklich. Es sei nicht immer einfach, den Kunden im Gespräch eine realistische Preisgestaltung nahe zu bringen. Schließlich profitierten sie im Autohaus von umfangreichen Serviceleistungen, angefangen bei der Bereitstellung von Ausstellungsfahrzeugen über intensive Beratung bis hin zur Probefahrt. Diese Leistungen würden z.B. Internet-Portale nicht anbieten.
Ähnlich verhält es sich nach Meinung von Obermeister Krämer mit den Werkstattleistungen. Inzwischen würden auch Fahrzeuginspektionen über Werkstattportale im Internet Angeboten. Und auch hier stehe der Preis im Vordergrund. “Dabei lassen sich Werkstattleistungen nicht allein über den Preis vergleichen”, sagt Obermeister Krämer seinen Mitgliedsbetrieben. Sorgfalt der Arbeit, Qualität der verwendeten Teile und des Mülls, Termintreue und Kundenfreundlichkeit könnten dazu führen, dass das vermeintlich teurere Angebot in Wirklichkeit das preiswertere sei. Im Hinblick auf den Verbraucher bemerkt Krämer, dass kaum jemand sich von einem Arzt operieren lassen wird, nur weil dieser der billigste ist. Gleiche Maßstäbe müssten für die Auswahl einer Kraftfahrzeugwerkstatt gelten. Denn die Qualität der Wartung oder Reparatur eines Automobils sei von entscheidender Bedeutung für die Sicherheit der Insassen.
Insgesamt gesehen sei das Werkstattgeschäft jedoch nach wie vor die tragende Säule der Betriebe, die der Innung des Kraftfahrzeuggewerbes Fulda angehören. Dies werde sich auch im kommenden Jahr nicht ändern. Gründe dafür sind die nach wie vor gute Lage am Arbeitsmarkt in der Region Fulda und eine leichte Steigerung der Nettoeinkommen. Außerdem trage das steigende Durchschnittsalter der Fahrzeuge zu einer höheren Servicenotwendigkeit bei.
An die Verbraucher gerichtet, appellierte der Obermeister die Reparaturen grundsätzlich in Innungsbetrieben durchführen zu lassen. Nur dadurch könnte der Autobesitzer bei einer eventuellen Reklamation die Schiedsstelle der Innung des Kraftfahrzeuggewerbes Fulda anrufen. Kosten entstehen dabei für den Kunden nicht.Die Aussichten für das Neuwagengeschäft im kommenden Jahr hätten sich hingegen spürbar eingetrübt. Bundesweit rechnet das Kraftfahrzeuggewerbe 2013 mit ca. 2,9 Millionen Neuzulassungen. Das Gebrauchtwagengeschäft hingegen werde sich mengenmäßig in etwa auf dem Niveau des Jahres 2012 und damit bei ca. 7 Millionen Besitzumschreibungen bewegen, so Obermeister Thorsten Krämer.
In einem intensiven Gedankenaustausch wurde deutlich, dass die demographische Entwicklung auch im Kraftfahrzeuggewerbe Spuren hinterlässt. Nach wie vor sei die Berufsausbildung im Kraftfahrzeughandwerk hoch attraktiv und der Kraftfahrzeuge der Politiker unangefochten die Nr. 1 der Ausbildungsberufe im Handwerk. In der Innung des Kraftfahrzeuggewerbes Fulda wurden zum neuen Ausbildungsjahr 68 Verträge unterschrieben. Insgesamt lernen etwas über 200 junge Menschen den Beruf des Kraftfahrzeugmechatronikers.
Der Kampf um den qualifizierten Nachwuchs werde sich aber in den nächsten Jahren noch verschärfen. Zusätzliche Reserven, wie etwa doppelte Abiturjahrgänge und das aussetzen der Wehrpflicht vielen zukünftig weg. Daher sei es für die Kraftfahrzeugbetrieben extrem wichtig, sich sehr frühzeitig und intensiv um den geeigneten Nachwuchs zu kümmern. Dies sei eine der wichtigsten Aufgaben der nächsten Jahre, so Obermeister Thorsten Krämer abschließend.