Vogelsbergkreis. Familieninteressen im Alltag berücksichtigen und gleichzeitig nachhaltige Chancen durch Ausbildungsplätze schaffen – davon zeigte sich Landrat Manfred Görig (SPD) bei einem Besuch des Bauunternehmens Gluck in Schlitz-Rimbach beeindruckt. Der Landrat leitete eine Delegation mit Mitgliedern der Arbeitsgruppe „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ im Vogelsberger Bündnis für Familie. Manfred Görig stellte fest: „Das, was dieses Unternehmen tut, ist genau das, was die Region braucht.“ Und: „Qualität lässt sich nur mit motivierten Mitarbeitern erzielen.“ Gluck sichere sich damit einen klaren Wettbewerbsvorteil. Und solch ein Unternehmen sei wiederum ein Standortvorteil für die ganze Region, betonte Görig.
Manfred Weber von der Handwerkskammer Wiesbaden – der seit Gründung des Familienbündnisses 2008 dort aktiv mitwirkt – stellte heraus: „Die Stabilität eines Unternehmens steht in direktem Zusammenhang mit einer verlässlichen Familienorientierung.“
Geschäftsführerin Anita Schaub-Gluck hob hervor: „Wir sehen unsere Mitarbeiter als Partner.“ Daher nehme man sie auch ernst, wenn sie Hilfe und Unterstützung brauchten, beispielsweise wenn das Kind krank sei, oder zu pflegende Angehörige zu versorgen seien. Die Chefin nannte die Philosophie ihres Unternehmens „selbstverständlich auf Flexibilität ausgerichtet“. Das Prinzip laute „Was gebraucht wird, ist die individuell richtige Lösung“. Denn jede Lage und jedes Problem sei anders.
Die Familienorientierung schließe die Bereitschaft der Kollegen, solidarisch zu sein, natürlich mit ein. Nur zu fragen, „was das kostet“, reiche auf keinen Fall und sei kurzsichtig, so Frau Schaub-Gluck.
Die Betriebswirtin Andrea Ortstadt (Vogelsberg Consult GmbH), die die Arbeitsgruppe „Vereinbarkeit“ im Familienbündnis leitet, stellte fest: „Es braucht gar nicht komplexer und aufwändiger Maßnahmen im Unternehmen, damit Familienfreundlichkeit gelingt. Es kommt vielmehr auf die grundsätzliche innere Haltung an.“ Diese Haltung sei bei Gluck stark wahrnehmbar. Diese Haltung sei motivierend, sie erhöhe die Bindung ans Unternehmen, sagte Peter Rahm von der Initiative Netzwerk Pflegebegleitung.
Das Unternehmen Gluck gehört mit 100 Beschäftigten zu den großen Handwerksbetrieben der Region. Das Engagement im Bereich Ausbildung und Fortbildung ist herausragend: das Unternehmen hat bereits über 130 junge Menschen ausgebildet. Die Chefin betonte, dass bei entsprechender Eignung alle Azubis übernommen werden.
Landrat Görig stellte heraus, dass im teils schwierigen Bereich des Übergangs von der Schule in den Beruf keiner zurückgelassen werden dürfe. Aus ethischen und ökonomischen Gründen könne er nur sagen: „Wir brauchen sie alle.“ Der Landrat lobte auch die Kombinationsmöglichkeiten in der Aus- und Fortbildung am Bau. „Diese Angebote tragen dazu bei, dass die jungen Leute bei uns bleiben.“ Denn es ermutige ihn immer wieder festzustellen, dass die Bindung der Jugendlichen zum Vogelsberg sehr hoch sei. Es müssten halt die Rahmenbedingungen stimmen. Hier seien Wirtschaft und Politik gleichermaßen stark gefordert. Der Landrat machte sich erneut für den Lehrbauhof in Lauterbach sowie für den Erhalt der Fachklassen stark. „Fachklasse weg, heißt Ausbildung weg – das wollen wir nicht“, unterstrich Görig.
Der Fachkräftemangel sei längst deutlich spürbar. Die Nachwuchssicherung – auch mit dem Anbieten attraktiver Rahmenbedingungen – sei ein betriebswirtschaftlicher Faktor ersten Ranges. „Standorttreue, geringe Fluktuation und eine enge Mitarbeiter-Bindung“, das seien die wesentlichen Merkmale des Handwerks, sagte Manfred Weber von der Handwerkskammer.
Andrea Ortstadt machte auf eine Veranstaltung am 6. Februar aufmerksam, die den Titel trägt „Zerreißprobe Pflege von Angehörigen und Beruf“. Veranstalter sind das Familienbündnis und die Qualifizierungsoffensive, für die die Vogelsberg Consult verantwortlich ist.
Das Foto zeigt von links Cornelia Krömmelbein (Gleichstellungsbeauftragte im Jobcenter KVA), Peter Rahm (Initiative Netzwerk Pflegebegleitung Alsfeld-Vogelsberg), Geschäftsführer Andreas Schaub, Andrea Ortstadt (Vogelsberg Consult), Geschäftsführerin Anita Schaub-Gluck, Landrat Manfred Görig und Manfred Weber (Handwerkskammer Wiesbaden). Foto: Erich Ruhl, Pressestelle Vogelsbergkreis