Rhön. Rund um das Umweltbildungshaus am Schwarzen Moor wird es nun nachts für immer dunkel bleiben. Als Beitrag zum geplanten Sternenlicht-Reservat Rhön wurden hier seitens des Vereins „Naturpark & Biosphärenreservat Bayer. Rhön e.V.“ die Laternen abgebaut. Das Projekt der Regionalen Arbeitsgemeinschaft (ARGE) Rhön hat gute Aussicht, eventuell bereits im nächsten Jahr die internationale Anerkennung zu bekommen.
In vielen Ländern der Erde ist ein dunkler Nachthimmel beziehungsweise nur wenig künstliches Licht in den Siedlungsgebieten eine Selbstverständlichkeit. In Deutschland hingegen muss es nachts immer noch möglichst taghell sein – und das nicht nur in Großstädten entlang der Hauptverkehrsstraßen. Nebenbei werden auch viele Gebäude bewusst angestrahlt, beispielsweise Kirchen, Türme oder auch Hotelanlagen. Dieses künstliche Licht sorgt nicht nur dafür, dass die Menschen den Sternenhimmel nicht mehr sehen und genießen können – es ist erwiesen, dass dadurch auch Flora und Fauna Schäden nehmen, weil der normale biologische Tag- und Nachtrhythmus dauerhaft gestört ist.
Sabine Frank, Hobbyastronomin aus Tann, hatte vor einiger Zeit die Idee, die Rhön zu einem international anerkannten Sternen-Reservat auszuweisen. „Die Kriterien für ein von der UNESCO anerkanntes Biosphärenreservat und für ein Sternenlicht-Reservat sind eigentlich die gleichen, nur dass sie beim Sternenlicht-Reservat auf die Nacht bezogen sind“, erklärt Sabine Frank. Die Regionale Arbeitsgemeinschaft (ARGE) Rhön, in der die fünf Rhön-Landkreise zusammenarbeiten, hat die Idee aufgegriffen. Bis zur offiziellen Beantragung bei der „International Dark-Sky Association“ Â mit Sitz in den USA haben nun die drei Verwaltungsstellen des Biosphärenreservats Rhön die Aufgabe, entsprechende Projekte, die der Minimierung künstlicher Lichtquellen dienen, anzuschieben und umzusetzen. Wenn die amerikanische Gesellschaft dem Antrag der Rhön stattgibt, darf sich die Region offiziell „International Dark-Sky Reserve“ nennen.
In der Rhön sollen einzelne Gebiete als Sternenlicht-Reservat ausgewiesen werden – so die Lange Rhön und die Schwarzen Berge in Bayern und die Hohe Geba in Thüringen. „Voraussetzung ist, dass es dort kein künstliches beziehungsweise nur solches künstliches Licht gibt, das die Sicht auf den dunklen Nachthimmel nicht einschränkt“, sagt Sabine Frank. Das gelte auch für die Pufferzone rund um die drei Gebiete, die immerhin 15 Kilometer beträgt. „Wir haben deshalb bereits an die einzelnen Kommunen, die betroffen sind, Beleuchtungsempfehlungen gegeben – entweder zum teilweisen Abbau künstlicher Lichtquellen oder zu deren Umrüstung. Die Gemeinde Rhönblick in der Thüringer Rhön ist die erste Kommune, die diese Empfehlungen beschlossen hat“, erläutert Frank.
Der Betreiber des Umweltbildungshauses am Schwarzen Moor, der Verein „Naturpark & Biosphärenreservat Bayer. Rhön e.V.“, hat nun eine erste Aktion gestartet, um dem Ziel, die Region als Sternenlicht-Reservat ausweisen zu können, etwas näher zu kommen. Gemeinsam mit dem Leiter der bayerischen Verwaltungsstelle des Biosphärenreservats Rhön, Michael Geier, und Sabine Frank montierte der Leiter des Umweltbildungsteams, Michael Dohrmann, die Laternen ab, die bislang rund um das Haus anzutreffen waren. „Wir wollen zeigen, dass es uns wirklich ernst ist mit der Beantragung des Sternenlichtparks“, betont Dohrmann. „Wir brauchen die Laternen hier nicht; sie waren ohnehin nur bei Veranstaltungen in Betrieb.“
„Die Ausweisung der Region zu einem international anerkannten Sternenlicht-Reservat ist keine Spinnerei, sondern hat in der Tat eine große Bedeutung für den Erhalt unserer einheimischen Flora und Fauna und damit für die Artenvielfalt. Deshalb wird dieses Projekt auch von Naturschützern, Tierschützern und nicht zuletzt von den Touristikern mit großem Interesse begleitet“, meint Michael Geier. Das internationale Prädikat Sternenlichtpark könne schließlich dazu beitragen, die Attraktivität der Region für Touristen zu steigern. „Das ist mit Sicherheit ein positiver Nebeneffekt dieses Projekts“, hebt Geier hervor. Jetzt sei der Wille der Kommunen, aber auch der Privathausbesitzer und der Betreiber von Gaststätten, Hotels und Pensionen sowie sonstigen touristischen und öffentlichen Einrichtungen gefragt, um Erfolg zu haben.
„Natürlich sind die umliegenden Gemeinden jetzt nicht aufgefordert, alle Lampen abzumontieren“, betont er. „Aber immer wieder müssen Lampen und Leuchtmittel aus Altersgründen ausgetauscht werden. Dann können sie durch optimal ausgerichtete neue ersetzt werden, die heute ausnahmslos viel sparsamer sind, als die bisherigen. Das entlastet auch die Gemeindekasse. Und es schadet nicht, darüber nachzudenken, wie lange eine öffentliche oder private Beleuchtung brennen muss. Katzen, Füchse und Waschbären finden die Mülltonnen auch im Dunkeln.“
Die International Dark-Sky Association tage einmal im Jahr, sagt Geier. „Wir wollen versuchen, dass unser Antrag im nächsten Jahr dort vorliegt.“ Dann wäre die Rhön das erste offiziell anerkannte Sternenlicht-Reservat in Deutschland und eines von bislang nur ganz wenigen weltweit.