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Weltweit einmaliges Vorkommen der Rhön-Quellschnecke – Winzige Schnecke liebt saubere Quellen

Rhön. Seit 2005 werden vom Landesverband für Höhlen- und Karstforschung Hessen e.V. in Zusammenarbeit mit der Verwaltungsstelle des Biosphärenreservats Rhön die Quellen im Landkreis hinsichtlich ihrer Tierwelt untersucht. Eine der besonders seltenen Arten, die weltweit nur in unserer Region vorkommt, ist die Rhön-Quellschnecke. Der Fuldaer Quellenforscher Stefan Zaenker und seine Kollegen haben es sich zur Aufgabe gemacht, in Zusammenarbeit mit dem Fachdienst Natur und Landschaft der Kreisverwaltung, dem Biosphärenreservat und dem Forstamt Hofbieber die bekannten Vorkommen zu schützen und die Lebensräume zu verbessern.

Die Rhön-Quellschnecke wurde 1850 erstmals in der Literatur erwähnt. Die nur etwa zwei Millimeter große Schnecke kommt als endemische Art weltweit nur in einem kleinen Areal im Dreiländereck Hessen, Bayern und Thüringen vor. Sie besiedelt Quellaustritte und die anschließenden Quellbachbereiche und ist auf gleichmäßig kaltes und unbelastetes Quellwasser zwingend angewiesen. Ihr typischer Lebensraum ist der Quellbach des Erlenbruchwaldes. Früher war sie in der offenen Landschaft verbreitet, kommt heute aber fast ausschließlich in zusammenhängenden Laubwaldarealen vor. Aufgrund ihrer hohen Lebensraumansprüche stellt die Rhön-Quellschnecke eine wichtige Indikatorart für den Zustand der Quellen und ihres Umfeldes dar.

Insgesamt sind in der Datenbank des Landesverbandes für Höhlen- und Karstforschung 858 Fundorte der Rhön-Quellschnecke verzeichnet, davon 624 in Hessen. Die Analyse der erfassten Lebensraumdaten zeigt eine klare Bevorzugung von Quellbereichen in Höhenlagen über 450 Meter, die Mehrzahl der Vorkommen liegt in den Basaltgebieten, es sind jedoch auch zahlreiche Fundorte im Sandstein und im Muschelkalk bekannt. Die meisten Funde dieser Art stammen aus ständig fließenden bzw. ständig feuchten Sickerquellen. Auffällig ist die geringe Anzahl von Vorkommen in gefassten Quellen, was dafür spricht, dass die Rhön-Quellschnecke sehr anfällig auf menschliche Beeinflussungen der Quellbiotope reagiert. Die Rhön-Quellschnecke bevorzugt unbeeinflusste Waldquellen, außerhalb dieses Lebensraums nehmen das Vorkommen und die Besiedelungsdichte schnell ab. Optimal scheinen Wassertemperaturen von 5,5 bis 8,5 Grad, pH-Werte um den Wert 7 und eine dauerhaft niedrige elektrische Leitfähigkeiten zu sein.

Flächig verbreitet ist die Rhön-Quellschnecke in Hessen in der Hohen Rhön, Teilen der Vorder- und Kuppenrhön sowie im Hohen Vogelsberg. Im Fulda-Haune-Tafelland zwischen Fulda und Schlitz, dem Unteren Vogelsberg und dem Sandsteinspessart sind wenige Reliktvorkommen bekannt, die als nördliche und südliche Verbreitungsbrücke zwischen den beiden Hauptvorkommen angesehen werden können. Die Rhön-Quellschnecke scheint außerhalb der Hauptverbreitungsgebiete weitgehend verschwunden zu sein, und es ist zu befürchten, dass immer mehr dieser Reliktvorkommen verschwinden. Um den weiteren Rückgang der Rhön-Quellschnecke zu stoppen, hat das Forstamt Hofbieber die Biotop-Patenschaft für die Quellen in der Rhön übernommen und erarbeitet zusammen mit den Quellenforschern Schutzkonzepte für die stark bedrohte Art und ihren Lebensraum.

Info

Der Landkreis Fulda und insbesondere das Biosphärenreservat Rhön sind Lebensraum für eine ganze Anzahl seltener und streng geschützter Arten. Auf den „Kreisseiten“ sollen die Juwelen dieser heimischen Arten, die der Naturfreund nur selten beobachten kann, in loser Abfolge vorgestellt werden. Den Anfang haben am 30. September die Kreuzotter und am 21. Oktober die Mopsfledermaus gemacht.

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