Hünfeld-Nüst. Durch großes Engagement für die Zucht sogenannter schwarzbunter Niederungsrinder zeichnet sich im Kreisgebiet der Zusammenschluss der Schwarzbuntrinderzüchter unter dem Vorsitz von Winfried Seng aus dem Hünfelder Stadtteil Nüst aus. Es gehe um den Fortbestand der Schwarzbuntzucht sowie um die besondere Milchleistung der Kühe, die es zu erhalten gelte, erklärt Karl Seng, Vater und Vorgänger des jetzigen Vorsitzenden.
Das schwarzbunte Niederungsrind entwickelte sich in den Küstenländern von den Niederlanden über die deutsche Nordseeküste und vor allem die friesischen Gebiete bis Dänemark. Während die Tiere in den ersten Jahrhunderten meist einfarbig rot oder rotbunt waren, setzte sich bis zum Ende des 19. Jahrhunderts die schwarzbunte Farbe immer mehr durch. Sie sind großrahmige, hochbeinige, flach bemuskelte Rinder in den Farbrichtungen schwarzbunt. Sie sind schwarz-weiß gescheckt und haben in der Regel weiße Euter, eine weiße Schwanzspitze und weiße Beine unterhalb der Fußwurzelgelenke. Anfangs als Zugkräfte für die landwirtschaftliche Arbeit genutzt, dienen die Schwarzbuntrinder vor allem der Milch-, aber auch der Fleischproduktion. Ziel, so Seng, seien etwa 30 Liter Milch pro Tag, die seine rund 60 bis 70 Kühe im Stall liefern sollten.
Um jedoch der aufkommenden Konkurrenz der so genannten englischen „Shorthorns“ entgegenzutreten, erfolgten erste Herdbuchgründungen. Zur gleichen Zeit wurde vor allem aus Holland, aber auch in kleineren Stückzahlen aus Ostfriesland schwarzbuntes Zuchtvieh nach Nordamerika exportiert. Für die nordamerikanischen Käufer stand in erster Linie die Milchleistung im Vordergrund. Das Holstein-Friesian-Rind entstand. In den 1970er Jahren wurde dieses wegen der besseren Milchleistung aus den USA wieder eingekreuzt. So entstand aus der Zweinutzungsrasse eine reine Milchrasse, die sich darüber hinaus durch einen hohen Fettgehalt auszeichnet.
In Europa wurde dagegen ein milchbetontes Zweinutzungsrind angestrebt. Von Ostfriesland und Ostpreußen, einem weiteren wichtigen Zuchtgebiet, breiteten sich die Schwarzbunten in Deutschland immer weiter aus und waren bald die wichtigste Rasse. Die so genannten 100.000 Liter-Kühe konnte sogar erzielt werden und wurden, wie beim Zuchtbetrieb Seng in Nüst, prämiert.
In Deutschland gibt es ein breites Spektrum unterschiedlicher Betriebsformen, das sich vom kleineren Familienbetrieb bis hin zu großen Produktionsanlagen mit mehr als 2.000 Kühen erstreckt. Jedes Jahr werden zehntausende Herdbuchrinder in über 35 Länder exportiert. Sperma deutscher Top-Bullen sowie Embryonen aus bewährten deutschen Kuhfamilien sind weltweit gefragt. „Solange Milch nachgefragt wird, ist die Zukunft der Schwarzbuntrinderzucht mehr oder minder gesichert“, gibt sich Seng optimistisch und möchte sich nachhaltig im Verband engagieren.