Fulda/Hünfeld. An den Anruf aus Flensburg können sich Irmgard Plappert und Ines George noch ganz genau erinnern. „Eine junge Mutter hatte den Wunsch, dass ihr Kind in die Mitte Deutschlands kommt und in einer schönen Region bei liebevollen Adoptiveltern groß wird“, erzählt Ines George.
Die Diplom-Sozialpädagogin und ihre Kollegin, die Diplom-Sozialarbeiterin Irmgard Plappert, leiten seit fünf Jahren die Gemeinsame Adoptionsvermittlungsstelle des Landkreises und der Stadt Fulda sowie des Landkreises Hersfeld-Rotenburg. „Den Wunsch der Mutter konnten wir erfüllen. Inzwischen sind sogar schon drei Kinder aus dem hohen Norden in die Rhön gekommen“, berichtet Ingeborg Plappert.
Dass die Gemeinsame Adoptionsvermittlungsstelle, die zuerst in Hünfeld angesiedelt war und seit März dieses Jahres ihren Sitz in der Leipziger Straße in Fulda hat, nicht nur regional tätig ist, sondern auch zahlreiche Vermittlungsanfragen aus der ganzen Bundesrepublik bekommt, freut die beiden Adoptions-Expertinnen sehr. Sie erinnern sich: „Bis zum Jahr 2007 waren Adoptionen beim Allgemeinen Sozialen Dienst oder beim Pflegekinderdienst angesiedelt. Die Kolleginnen und Kollegen in den Jugendämtern haben eine hervorragende Arbeit geleistet. Dann gab es gesetzliche Veränderungen und man hat die Adoptionsvermittlung zu einem eigen-ständigen Fachbereich für drei Jugendämter gemacht. Mit der Neustrukturierung hatten wir die Chance, ein sehr komplexes Feld neu zu bestellen und dabei auch unsere persönlichen Erfahrungen einzubringen.“
Dass die beiden 52-Jährigen ihr Arbeitsfeld zur Herzensangelegenheit gemacht haben, liegt nicht zuletzt daran, dass sie selbst Kinder adoptiert und damit auch einen ganz anderen Zugang zum Thema haben. Beide haben den Anspruch, die am Adoptionsprozess beteiligten Personen mit hoher Fachkompetenz, persönlichem Erfahrungswissen und großem Einfühlungsvermögen zu beraten und zu begleiten. Neben Adoptivbewerbern gehören auch abgebende Eltern, Adoptivfamilien und Herkunftssuchende zu dem betreuten Personenkreis.
Seit dem Start vor fünf Jahren haben 374 Klientinnen und Klienten die Gemeinsame Adoptionsvermittlungstelle aufgesucht. Exakt 26 Adoptionen aus dem In- und Ausland sowie 75 Stiefkindadoptionen wurden durchgeführt. „Außerdem haben wir in den letzten fünf Jahren klare Strukturen entwickelt, ein Netzwerk geschaffen, Broschüren für die In- und Auslandsadoption sowie Stiefkindadoption erstellt, die Schulung für Adoptivbewerber konzipiert und einen Veranstaltungskalender mit Leben gefüllt“, erläutert Ines George.
Auch an Plänen und Zielen für die Zukunft scheint es nicht zu mangeln. Im nächsten Jahr wollen die Expertinnen die abgebenden Eltern bzw. Mütter mehr in den Fokus nehmen. „Grundsätzlich wollen wir mit unserer Arbeit dazu beitragen, dass Adoption ’norma’ und in unserer Gesellschaft als eine von vielen möglichen Familienformen anerkannt wird. Denn Adoption kann unter Umständen der bestmögliche Weg für alle Beteiligten sein“, fasst Irmgard Plappert zusammen.
Das Thema Adoption wird anlässlich des fünfjährigen Bestehens der Gemeinsamen Adoptionsvermittlungsstelle im Rahmen einer Fachtagung in den Blick genommen. Die Tagung findet am Dienstag, 30. Oktober 2012, von 9.30 bis 13.00 Uhr im St. Bonifatiuskloster, Klosterstraße 5, in Hünfeld statt. Die Juristin und Leiterin der Gemeinsamen Zentralen Adoptionsstelle in Mainz, Iris Egger-Otholt, wird in ihrem Vortrag die Entwicklung des Adoptionswesens in Deutschland unter besonderer Berücksichtigung der Auslandsadoption beleuchten.
Adoptiveltern werden bei einem Runden Tisch, der von Michael Friedrich (Leiter der Volkshochschule des Landkreises Fulda) moderiert wird, über ihre Adoptionserfahrungen berichten. Abschließend werden die Leiterinnen der Gemeinsamen Adoptionsvermittlungsstelle die Herausforderungen und Chancen der Adoption darstellen. Wer Interesse an dem Thema hat und an der Tagung teilnehmen möchte, kann sich noch bis zum 25.10.2012 per E-Mail adoption@landkreis-fulda.de anmelden. Weitere Informationen erteilt die Gemeinsame Adoptionsvermittlungsstelle unter der Telefonnummer (0661)6006-9391. (Dorit Heydenreich)